Nissan Townstar EV: Ein fast idealer Hochdachkombi

Nissan Townstar EV: Ein fast idealer Hochdachkombi
Der Nissan Townstar lädt an einem Schnelllader mit maximal 80 kW - das könnte ruhig etwas mehr sein. © Mertens

Erst kam er als Lieferwagen, nun ist der Nissan Townstar auch als elektrische Pkw-Variante zu haben. Wir sind mit dem familienfreundlichen Hochdachkombi auf Tour gegangen.

Der Nissan Townstar EV bringt eigentlich alles mit, um ein ideales Fahrzeug für Familien zu sein. Die 4,48 Meter lange Kombi-Variante bietet auch dank einer verstellbaren Rückbank genug Platz für bis zu fünf Passagiere – und sein Kofferraumvolumen liegt bei umgeklappter Rückbank bei 2500 Litern.

Der Blick aufs Datenblatt zeigt eine Leistung von 122 PS und ein maximales Drehmoment von 245 Nm an. Das ist mehr völlig ausreichend für ein Fahrzeug dieser Klasse. Die in der EV-Variante verbaute Lithium-Ionen-Batterie hat eine Kapazität von 45 kWh. Das soll nach dem Verbrauchszyklus WLTP für eine Reichweite von bis zu 285 Kilometer reichen. Das sind alles Werte, die auf dem Papier gut ausschauen. Doch was halten sie in der Praxis – und vor allem im Winter?

Im Winter Reichweite von 180 Kilometer

Nun ja: Der Hochdachkombi von Nissan kann dabei mit Blick auf die Reichweite nicht ansatzweise das halten, was das Datenblatt verspricht. Bei den Testfahrten zwischen den Jahren und bei Temperaturen knapp unter beziehungsweise über dem Gefrierpunkt zeigte der Bordcomputer nach 1595 Kilometern einen Durchschnittsverbrauch von 22,6 kWh/100 Kilometer an – und das durchgängig im Eco-Modus. Damit liegt der Townstar EV indes unter den für ein E-Auto widrigen Temperaturverhältnissen nur knapp über dem angegebenen Verbrauch von 20 kWh/100 km.

Der Druchschnittverbrauch lag bei 22,6 kWh auf 100 Kilometer. Foto: Mertens

Mit unseren Verbrauchswerten waren in der Praxis mit Blick auf die Reichweite gerade einmal nur 180 Kilometer möglich. Nach einer Vollladung des Akkus zeigte der Bordcomputer eine maximale Reichweite von 186 Kilometer an – mehr war nie drin. Wer im Sommer den Townstar EV fährt, der dürfte ohne Probleme indes über 200 Kilometer weit kommen – und im reinen Stadtverkehr noch weiter.

Ladeleistung bei 80 kW

Ist das nicht arg wenig? Es kommt wie immer auf den Einsatzzweck an. Wer häufig Langstrecke fährt, der dürfte mit dem Townstar EV nicht glücklich werden, denn seine Ladeleistung liegt an einem Schnelllader bei maximal 80 kW. In der Praxis lag die durchschnittliche Ladeleistung bei 56 kW.

So positiv eine kleine Batterie wie die im Townstar EV unter CO2-Aspekten auch ist, umso problematischer wird sie in Kombination mit einer zu geringen Ladeleistung. Wer vor allem in der Stadt unterwegs ist und den Townstar nachts an der Wallbox lädt, dem dürfte es egal sein, ob er nun mit 80 oder 100 kW lädt. Wer den Townstar aber auch mal auf längeren Strecken bewegen will – und auch im Winter – der freut sich über kürzere Stopps an den Ladestationen. Insbesondere an denen, die nicht zum Verweilen einladen.

Positiver Eindruck überwiegt

Ist der Townstar EV also eine Enttäuschung? Nein, keineswegs. Im Großen und Ganzen hinterlässt er einen stimmigen Eindruck. Seine Leistung von 120 PS reicht, um zügig von A (in unserem Fall von Berlin) nach B (in die Nähe von Hameln) zu kommen. Die Höchstgeschwindigkeit könnte zwar etwas über den möglichen 132 km/h liegen, aber man kann sich damit anfreunden. Die Automatik macht einen guten Job. Zwar wird die Schaktanzeige im Display angezeigt, doch daneben würde man sich auch über eine beleuchtete Anzeige am Schalthebel freuen, damit man sofort weiß, welche Position man gewählt hat.

Der Nissan Townstar ist ein ideales Fahrzeug für Familien – er bietet ausreichend Platz. Foto: Mertens

Und das Fahrverhalten? Auf den kurvigen Strecken im Weserbergland liegt der Kombi satte auf der Straße – und seine Wankneigungen halten sich trotz des hohen Karosserieaufbaus (die Höhe liegt bei 1,83 Meter) im Rahmen. Bei stürmischen Winden wie in den Tagen zwischen den Jahren merkt man seine große Angriffsfläche aber deutlich an.

Viele Ablagen im Innenraum

Der Innenraum offeriert den Passagieren eine Vielzahl von Ablagen. Sie reichen von den Fächern im Dach über die Ablagefächer direkt über dem Cockpit bis hin zur herausfahrenden Schublade am Beifahrersitz.

Das Cockpit des Townstar ist übersichtlich gestaltet, verfügt über ein gut ablesbares TFT-Display. Das Infotainmentsystem mit seinem acht Zoll großen Touchscreen ist einfach zu bedienen; auch die drahtlose Verbindung zu Apple CarPlay und Android Auto ist möglich – und klappt mit Blick aufs Letztgenannte auch ziemlich unproblematisch. Den Zugang zur Rückbank erhalten die Mitreisenden bequem über zwei elektrische Schiebetüren. Während ausreichend Knie- und Kopffreiheit gegeben ist, wurde von den Passagieren im Fond beklagt, dass sie ihr Füße nicht unter den Vordersitzen platzieren konnten.

In der Summe seiner Eigenschaften ist der Townstar EV ein fast ideales Fahrzeug für Familien. Wenn er nun noch eine etwas größere Batterie (besser noch wäre eine höhere Ladeleistung) bekommen würde, könnte man das fast auch streichen. Der Einstiegspreis für den Townstar EV startet bei 39.900 Euro. Die von uns gefahrene Ausstattungsvariante steht mit 47.520 Euro in der Preisliste. Dann ist aber auch schon fast alles an Bord, was das Reisen komfortabel und auch sicher macht.

Keine Beiträge vorhanden