Mit Robert Mitchum zum Aldi

Jeep Wrangler

Mit Vernunft darf man beim Jeep Wrangler nicht argumentieren. Der charismatische Geländewagen ist unpraktisch, verbraucht nicht gerade wenig – und bereitet viel Freude.

Von Thomas Flehmer

Kein anderes Fahrzeug machte in den Kriegsfilmen der 60er und 70er Jahre mehr Eindruck. Egal ob John Wayne, oder Robert Mitchum. Sie alle wurden als Offiziere der amerikanischen Streitkräfte mit einem original Willy Jeep über staubige und verschlammte Straßen Richtung Deutschland gefahren. Der kleine Flitzer diente als mobile Kommandozentrale, die immer den Weg durch das Gelände fand.

Reserverad an Hecktür

Über 63 Jahre nach Kriegsende ist der kleine Willy Jeep zum imposanten Jeep Wrangler mutiert. Aus dem Militärfahrzeug wurde ein Lifestyle-Mobil mit Anleihen an das Original. Noch halten Haken die Motorhaube geschlossen, noch immer kann der Jeep zum Cabrio umfunktioniert werden. Das Reserverad ist stilecht an der Hecktür angebracht. Die Kotflügelverbreiterungen sehen monströs aus, auch dem vorderen Stoßfänger kann man bequem ein zweites Frühstück einnehmen.

Auch im Innenraum setzt sich der puristische Charakter des Originals fort. Keine elektrischen Fensterheber, es muss wieder gekurbelt werden. Einen großen Vorteil aber besitzt das Ambiente. In kein anderes Fahrzeug der Chrysler Group mit den Marken Chrysler, Dodge und Jeep passt die Innenraumeinrichtung so gut hinein wie in den Wrangler. Das in Modellen wie dem 300 C oder einem Sebring äußerst billig wirkende Interieur fällt im Wrangler kaum auf.

Lange Schaltwege, schwammige Lenkung

Der Innenraum passt haargenau zum kantigen Wrangler Foto: Jepp

Original Jeep-Gefühle wie sie die großen Hollywoodstars auf den Filmfahrten Richtung deutsche Grenze genießen durften, kommen auch im Wrangler auf. Der 177 PS starke 1,9 Tonner entpuppt sich selbst auf dem normalen Asphalt als Rappelkiste, in der man durchgeschüttelt wird wie ein Bergmann in einer Lore.

Die langen Schaltwege und die schwammige Lenkung verbunden mit dem Dröhnen des Dieselmotors verstärken diese Eindrücke, so dass man erwartet, jeden Moment von rechts angesprochen zu werden «Hey Guy, wann sind wir endlich bei den Krauts?» So bedeutet Wrangler fahren im Gegensatz zu herkömmlichen Modellen auch noch echte Arbeit. Es ist keine unsichere Kutschiererei, aber der immerhin 1,87 Meter breite Wrangler will doch im Zaum gehalten werden.

61 Zentimeter Einstiegshöhe

Auch offen ein Genuss Foto: Jeep

Im Gegensatz zu anderen SUV zieht es den Jeep aber förmlich ins Gelände. 23 Zentimeter Bodenfreiheit bedeuten noch echte Freiheit ohne Angst vor Kratzern. Sie bedeuten allerdings auch, dass der Spaß nicht unbegrenzbar ist. Denn eine Einstiegshöhe von 61 Zentimetern setzt vor allem den älteren Semestern eine Grenze. Ebenso der Gang zu den hinteren Plätzen, der noch die ein oder andere in der Schule erlernte Turnübung voraussetzt. Zum geht das Hineinklettern nur über die Beifahrerseite, zum anderen ist ein sehr großer Schritt nötig, die Sitzbank zu erreichen. Und den umgekehrten Weg muss man dann ja auch noch bewältigen...

Ebenso umständlich bis fast unmöglich ist der tägliche Einkauf. Der Platz hinter der Hecktür ist arg begrenzt. Selbst wenn die Rückbank umgeklappt ist, setzt eine Querstange sperrigen Dingen en Stoppzeichen und lässt die Ehefrau über Sinn und Unsinn des Lifestyle-Vehikels philosophieren. Der gekränkte Mann wendet sich den Träumen zu und sagt sich, dass Robert Mitchum den Jeep benutzt hat, um bei Aldi einzukaufen.

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