Mercedes EQB: Gediegene Van-Alternative

Platz für sieben Personen

Mercedes EQB: Gediegene Van-Alternative
Der Mercedes EQB bietet Platz für sieben Personen. © Mercedes

Der Mercedes EQB 300 4Matic gehört zu den weniger Modellen in der Elektrowelt mit sieben Sitzen. Was er zu bieten hat, zeigt unser Test.

Für einige Baureihen bietet Mercedes unter dem Label EQ auch Elektro-Alternativen an. Beim Siebensitzer-SUV GLB heißt das entsprechende Pendant EQB. Der kann auch mit Elektroantrieb als vielseitige und gediegene Van-Alternative überzeugen. Viele seiner Lösungen sorgen für einen angenehmen und geschmeidigen Autoalltag. Ein paar Einschränkungen legt die Elektro-Version seinen Nutzern allerdings auf.

Der Mercedes EQB ist eine auffällige Erscheinung, denn die Designer haben auf Coupé-Allüren sowie auf Dynamik vorgaukelnde Charakterlinien verzichtet. Statt nur als einen weiteren SUV nimmt man den gradlinig und dennoch elegant gestylten EQB als Trutzburg und Statement wahr. Man könnte ihn eigentlich für einen GLB halten. Stehen beide Versionen nebeneinander, fallen bei der Elektro-Variante jedoch Besonderheiten wie die geschlossene Black-Panel-Front oder eine durchgehende Leuchtenleiste am Heck auf, das zudem auf Fake-Auspuffenden verzichtet.

Mercedes-typische Qualität

Das Cockpit des Mercedes EQB ist modern und übersichtlich. Foto: Mercedes

Innen ist der EQB in erster Linie ein echter Mercedes ganz nach aktueller Mode des Hauses. Natürlich ist alles wertig und solide. Schick mit LED-Licht inszenierte Belüftungsdüsen, diverse und zum Teil große Metalloberflächen oder die üppig dimensionierte Display-Landschaft schinden Eindruck. Dank des hochtalentierten MBUX-Infotainmentsystems mit seiner begabten Spracherkennung erlebt man den EQB als bedienungsfreundliches Fahrzeug. Bei anderen Autoherstellern gibt es andere Lösungen, die vieles anders und zum Teil sogar besser machen. Doch in der Gesamtsumme seiner Eigenschaften erlebten wir im EQB das MBUX auf ein Neues als Goldstandard der Infotainmentwelt, an dem sich die Mitbewerber messen müssen.

Der fast 4,70 Meter lange E-SUV ist darüber hinaus geräumig und variabel. Vorne finden selbst großgewachsene Gäste eine gute Sitzposition. Reihe zwei ist dank der Batterie im Unterboden allerdings etwas höher als etwa beim GLB positioniert, was die Luft nach oben beschneidet. Wer über 1,80 Meter ist, kommt dem durchs Glasschiebedach leicht abgesenkten Dachhimmel jedenfalls verdächtig nahe. Einen Ausflug in die optional verfügbare dritte Sitzreihe werden Erwachsene aus Platzgründen gar nicht erst erwägen. Hier ist ein Aufenthalt allein Kindern zumutbar.

Fassungsvermögen für 1700 Kilogramm Gepäck

Immerhin handelt es sich um vollwertige Sitze. Insofern lässt sich im EQB eine mehrköpfige Familie problemlos und sicher unterbringen. Alternativ geht auch viel Gepäck. Die Lehnen aller Fondsitze sind einzeln umklappbar. Je nach Bedarf kann man die Konfigurationen auf die Gepäckmenge oder die Fahrgäste flexibel anpassen. Über 1.700 Liter lassen sich maximal durch die große Hecköffnung einladen. Beeindruckend ist zudem die Solidität der Klapp- und Schiebemechanik. Anders als bei vielen Vans oder Hochdachkombis wackelt und scheppert nichts. Trotz der hohen Variabilität sind dem EQB Klapperkisten-Mätzchen fremd.

Das grundsolide Wesen fällt dem kritischen Ohr auch dank des nahezu lautlosen sowie vibrationsfreien Elektroantriebs auf. Beim 300er setzen ein Asynchronmotor an der Vorderachse sowie ein permanenterregter Synchronmotor hinten im Duett 228 PS frei. Das Zusammenspiel beider Aggregate ist stets angenehm geschmeidig.

Geräuscharm und mit dennoch bulligem Schub ohne Schlupf treibt das Motorenduo an. Glatt acht Sekunden dauert der Sprint auf 100 km/h, gefühlt ist der 2,2-Tonner sogar schneller unterwegs. Vor allem bei Ampelsprints und Zwischenspurts vermittelt der Hochsitz seinem Fahrer ein gewisses Maß an Souveränität. Vorwitzig in freie Lücken vorstoßen bereitet jedenfalls stets Freude, denn spontane Gasbefehle werden vor allem im Sportmodus in explosionsartigen Vortrieb umgesetzt. Eher zu Demut auf der linken Spur nötigt das Limit von 160 km/h bei der Höchstgeschwindigkeit. Unter anderem dank Eingang-Reduktionsgetriebe ist man hier auf Vernunftniveau beschränkt.

Hohe Verbrauchswerte

Auch beim Verbrauch erscheint dieses als füglich. Statt der laut Hersteller 18,1 kWh haben wir bei vorwiegend zurückhaltender Fahrweise zwischen 22 bis 26 kWh verbraucht. Im Stadtverkehr oder auf Tempo-90-Schleichfahrt lassen sich im Eco-Modus sowie bei deaktivierter Klimaanlage praktisch auch Werte unter 20 kWh erzielen. Im Alltag wird man sich aufgrund der nutzbaren 66,5 kWh Batteriekapazität mit Reichweiten von 250 bis 300 Kilometer zufriedengeben.

Längere Fahrten muss man mit dem EQB deshalb nicht scheuen. Die Reichweitenprognosen des Bordcomputers sind verlässlich, das Navi schlägt zudem automatisch stets passende Ladestopps vor, sofern der Stromvorrat für die gewählte Route nicht reicht. An Schnellladesäulen konnten wir in der Regel über größere Zeitfenster hinweg um 100 kW ziehen. Pausen von 30 Minuten genügen also, um 200 Kilometer Reichweite nachzutanken.

Angenehmes Reisemobil

Am Heck des Mercedes EQB gibt es ein durchgehendes Rückleuchtenband. Foto: Mercedes

Auch sonst erlebt man das burschikos-kastige SUV als angenehmes Reisemobil. Wie bei anderen modernen Autos wird man als Fahrer im EQB in von Assistenten entlastet. Gelegentlich sind deren Brems- oder Lenkeingriffe übermotiviert. Positiv gedeutet: Auf die Technik ist jedenfalls Verlass. Zugleich vermittelt der Familien-Stromer Mercedes-typische Fahrkultur. Aufgrund der schweren Batterie rollt der Stromer allerdings nicht ganz so samtig über Unebenheiten hinweg, wie man das von einem Mercedes mit Verbrennungsmotor gewohnt ist.

Wie der verbrennungsmotorische GLB-Bruder empfiehlt sich der EQB vor allem als Vielseitigkeitstalent für solventere Familien. Den Einstieg markiert die einmotorige und mindestens 52.500 Euro teure Variante 250. Für den von uns getesteten 300 werden 3.000 Euro mehr aufgerufen. Der bietet in der Basisversion ein Füllhorn an Nettigkeiten und Ausstattungsdetails. Zugleich ist die Preisliste lang und das Spektrum begehrenswerter Optionen groß. Insofern sollte man besser 60.000 Euro oder mehr einplanen. Und angesichts von Verbrauch und aktuellen Strompreisen wird der EQB beim Unterhalt keine finanzielle Entlastung bringen. Die könnte vielmehr ein GLB mit Benziner bieten. Den gibt es mit mehr Reichweite und Platz für rund 41.000 Euro. (SP-X)

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