Jeep Renegade 1.0 l T-GDI: Abtrünniger Geländewagen

Jeep Renegade 1.0 l T-GDI: Abtrünniger Geländewagen
Die Einstiegsvariante des Renegade ist nur für den Einsatz auf Asphalt vorgesehen. © Jeep

Der Renegade ist das kleinste SUV im deutschen Jeep-Portfolio. Die Basisvariante erfüllt aber nicht die eigentlichen Werte der kernigen Marke.

Die Amerikaner haben den seit 2014 erhältlichen, 4,26 Meter langen Renegade erst im vergangenen Frühjahr optisch aufgefrischt. Im Herbst erhielt er noch ein technisches Update, unter anderem mit neuen Benzinmotoren. Als Einstiegsaggregat fungiert jetzt ein 1,0-Liter-Dreizylinder mit 88 kW/120 PS. Dieses ist nur mit Frontantrieb verfügbar und kostet ab 20.700 Euro.

Unser Testfahrzeug mit dem kleinen Otto-Triebwerk fuhr in der Limited-Ausstattung vor und kostet schon mindestens 25.200 Euro. In diesem höchsten Komfortniveau für die Frontantriebsvarianten gehören unter anderem Zweizonen-Klimaautomatik, diverse Assistenten, 17-Zöller, schlüsselloser Zugang, Infotainmentsystem und eine umklappbare Rücksitzlehne zum Serienumfang.

Jeep Renegade optisch markentypisch

Eingefleischte Fans mögen zwar die Nase rümpfen, aber viele Kunden des Renegade goutieren das typische Jeep-Design, benötigen aber weder Allrad noch Geländegängigkeit; sie verzichten also bewusst auf Werte, für die das Traditionsunternehmen jahrzehntelang fast schon synonym stand.

Wenn es ums Aussehen geht, braucht sich der Kleine nicht hinter seinen größeren Brüdern zu verstecken. Die bullige Front mit den sieben markentypischen Schlitzen im Kühlergrill, die großen Alus und die kantige Form machen schon was her und unterstreichen seinen Anspruch, kein SUVchen zu sein. Dass sich der Renegade mit dem Fiat 500X Technik und Montagebänder teilt, sieht man ihm zumindest nicht an.

Aufgewerteter Innenraum

 

Das Cockpit des Renegade. Foto: Jeep
Der Innenraum präsentiert sich deutlich aufgewertet. Foto: Jeep

Das Interieur profitierte von den Auffrischungsmaßnahmen im vergangenen Frühjahr. Weniger harter Kunststoff, mehr Ablagen, eine geänderte Mittelkonsole und ein modernes Infotainmentsystem haben Einzug gehalten. Letzteres hatte weder mit Apple- noch mit Android-Smartphones Probleme, integrierte sie schnell und zuverlässig. Ob man das aufpreispflichtige Navigationssystem (1090 Euro) mit einem 8,4 Zoll großem Display angesichts von Google-Maps und Co. benötigt, bleibt Ansichtssache.

Ansichts- beziehungsweise Rückensache dürften die Sitze sein. Wo nicht allzu lange Fahrer und Begleiter sich entspannt auf dem Gestühl niederlassen können, spüren langbeinige Insassen schnell die nicht allzu großzügig geschnittenen Sitzauflagen. Punkten können sei immerhin durch eine serienmäßige Sitzheizung. Und die Hände wärmt sogar die Lenkradheizung. Ganz SUV-typisch genießt man die etwas höhere Sitzposition nicht nur beim Fahren, sondern auch beim Ein- und Aussteigen.

Lesen können ist vom Vorteil

Neu an Bord sind mehrere Assistenzsysteme. Der Fernlicht- und Spurhalteassistent sowie der Totwinkel-Warner überzeugen, wenngleich die Warnung vor möglichen Gefahren aus unübersichtlichen Winkeln in äußerst schrillem Ton erfolgt. Immer aufmerksam sollte man auch beim Beachten der Verkehrszeichen sein und sich nicht auf den entsprechenden Hinweiser verlassen. In unserem Fahrzeug erkannte dieser nur Schilder, die auf Autobahnen oder Bundesstraßen stehen. Auf anderen Straßen zeigte er abwechselnd 30- oder 70er Schilder im Display an – ganz gleich wo man gerade inner- oder außerorts entlangfuhr. Vielleicht wurde vergessen, Verkehrszeichen für Landstraßen und Ortschaften im System zu hinterlegen?

Zum Glück können wir noch selbst lesen, so dass die Ausfahrten mit dem Fahrzeug verkehrsrechtlich konform erfolgten. Zumal der Dreizylinder-Turbo nicht unter Temperamentsmangel leidet, zumindest solange man ihn bei Laune hält. Dank der leichtgängigen manuellen Sechsgang -Schaltung war das aber kein Problem. Bewegt man sich mit mindestens1750 Umdrehungen – hier liegt das maximale Drehmoment von 190 Nm an – agiert der kleine Turbo sehr agil.

Durstiger Dreizylinder

Das Heck des Renegade. Foto: Jeep
Der Dreizylinder des Jeep fordert selbst bei vorsichtiger Fahrweise viel Sprit. Foto: Jeep

Allerdings sollten die Möchtegern-Cowboys und -girls es bei ihren Ausritten über den Asphalt nicht übertreiben, denn der Motor wird schnell durstig. Der Normwert von 6,1 Litern war selbst bei sehr zurückhaltender Fahrweise nicht realisierbar, mit sanftem Gasfuß schafften wir einen Durchschnittsverbrauch von 8,1 Litern. Hier macht sich sicher auch bemerkbar, dass ein Renegade nicht unbedingt nach aerodynamischen Vorgaben entwickelt wurde.

Übrigens: Natürlich gibt es diesen Jeep ganz im Sinne der Unternehmenstradition auch mit Allrad. Die zwei 2,0-Liter-Diesel mit 103 kW/140 PS und 125 kW/170 PS werden ausschließlich mit 4×4-Technik ausgeliefert. Wer einen Benziner mit Allrad bevorzugt, muss noch ein wenig warten. Ein 180-PS-Triebwerk steht in den Startlöchern und wird vermutlich im Sommer das Motoren-Angebot des kleinen Jeeps erweitern. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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