Honda Civic Type R: Stress mit der Vorderachse

Weiterhin mit Frontantrieb

Honda Civic Type R: Stress mit der Vorderachse
Der Honda Civic Type R kostet mindestens 55.000 Euro. © Honda

Der Kompakt-Sportler Civic Type R von Honda kommt in einer Neuauflage. Fans des japanischen Modells müssen dafür aber tief in die Tasche greifen.

War der Vorgänger noch für unter 40.000 Euro zu haben, liegt der Grundpreis des neuen Modells nun bei 55.500 Euro. Ein echter Volksathlet ist der Japaner also nicht mehr. Aber mit 329 PS ein Athlet. Wieder eine Schippe Leistung drauf, weiterhin Stress für die Vorderachse — denn es bleibt beim Frontantrieb. Um die Leistung auch auf die Straße bringen zu können, gaben die Ingenieure alles, installierten beispielsweise eine mechanische Quersperre.

Die gute Nachricht ist, dass der Honda mit diesem Konzept immer gutmütig bleibt, auch bei Nässe, wo Traktion wirklich Mangelware ist. Kein plötzlicher Schub von hinten, um dann einen gefährlichen Schwenk zu verursachen.

5,4 Sekunden bis Tempo 100

Der stärkste Civic zerrt einfach nur, er zerrt und zerrt. Bei Trockenheit weniger am Lenkrad, sondern an der ganzen Karosse, um diese samt menschlichem Inhalt ziemlich zügig auf Tempo zu bringen. Die 5,4 Sekunden bis Landstraßentempo nimmt man dem Vierzylinder sehr wohl ab, es geht dramatisch nach vorn. Dabei zischt das Wastegate-Ventil des Turboladers vertraut, der Honda sorgt für Gänsehaut.

Und es bleibt nicht nur bei der angetriebenen Vorderachse — auch der riesige Heckflügel ist wieder da. Nicht etwa, weil man mit ihm so schön angeben kann, sondern, weil der sportlichste Civic etwas vorhat. Der Honda Civic Type R ist ein Tracktool im Dauer-Alltagsmodus. In den meisten Fällen wird er auf der Landstraße bleiben. Und dort gilt es einen Kompromiss zu finden zwischen Reise- und Rennmodus.

Komfortable Grundabstimmung

Das Friedensangebot an Mitfahrer, die nicht ganz so viel Verständnis dafür haben, warum es unbedingt ein sehr sportlicher Kompaktwagen sein muss, kommt in Form einer recht komfortablen Grundabstimmung. In „Comfort“ rollt der schärfste Honda geschmeidig über Kanaldeckel, während die Dämpfer in den beiden Dampf-Modi „Sport“ oder hat „R+“ sofort straffer werden. Dann verspeist der 1,4-Tonner selbst ambitionierte Kehren mit großem Appetit, lenkt mit detaillierter Rückmeldung präzise ein und lässt sich kaum aus der Ruhe bringen.

Dabei agiert er immer mit einer leichten, geschmeidigen Art. Lastwechsel im Schaltvorgang bleiben aus, der mehr sämig als knochig wirkende Hebel der Sechsgangbox rastet mit einer vorbildlichen Exaktheit, ohne auch nur im Ansatz störrisch zu wirken. Und auch beim Auskuppeln eliminiert die Drehzahlanpassung jegliches Ruckeln. Denn da, wo beim Herunterschalten infolge der hochschießenden Drehzahl eigentlich ein Bremsmoment entsteht, veranlasst die Motorelektronik, dass der Zweiliter selbst die Drehzahl hochzieht.

Verbesserte Bremsen

Ähnlich angenehm gelingt auch das Verzögern: Die jetzt effektiver gekühlten Scheiben packen bei noch besser dosierbarem Pedaldruck gnadenlos zu. Um hier das Beste herauszuholen, haben die Ingenieure den Hauptbremszylinder noch einmal angefasst. Um den Geradeauslauf zu optimieren, spendieren die Techniker dem neuen Type R 3,5 Zentimeter mehr Radstand.

Der Honda Civic Type R leistet 392 PS und das mit Fronatantrieb. Foto: Honda

Sobald sich der Alltagstrott mit und im Civic Type R eingestellt hat, gewinnt das Infotainment an Relevanz. Natürlich entstammt die jüngste Kreation der Generation „Touchscreen“ — und daher gibt es einen betont großen Monitor in der Konsole. Auf dem stehen auch antriebsrelevante Daten wie Ladedruck, Öldruck und -Temperatur und beispielsweise die anliegenden G-Kräfte. Wie hoch diese auch sein mögen, ordentlich ausgeprägte Sitzschalen halten die Passagiere selbst bei extremer Querbeschleunigung fest in der Mittelbahn.

Vielzahl von Assistenten

Ohne Frage vereint der jüngste Honda auch Features wie autonome Notbremsung, Spurhalteassistent, Tempomat inklusive adaptiver Steuerung, Totwinkelwarner sowie Verkehrszeichenerkennung unter seiner leichten Karosserie, deren Heckklappe übrigens aus Kunststoff und deren Motorhaube aus Aluminium besteht.

Doch dieses Beiwerk dürfte den meisten Interessenten des Type R ziemlich egal sein. Die Verbesserungen mit dem Ziel der höheren Gesamtperformance indes nicht. Ob die Kunden den hohen Aufpreis zum Vorgänger zahlen, bleibt abzuwarten. Eine Rarität war allerdings auch schon das alte Modell. Wer ein Massenauto möchte, kauft definitiv woanders ein. (SP-X)

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