Ford Focus: Ausgewogenheit als große Stärke

Ford Focus: Ausgewogenheit als große Stärke
Der Ford Focus bietet gute Fahrleistungen. © Ford

Der neue Ford Focus ist seit Herbst auf dem Markt. Seither wartet das Kompaktmodell der Kölner nicht nur mit guten Fahrleistungen auf, sondern auch mit einem ansprechenden Design.

Optisch steht die Neuauflage des Focus gut da. Die Silhouette des im Herbst gestarteten Steilheck-Fünftürers ist gestreckter und flacher als die des Vorgängers. Schick wirken sein neuartiges und raffiniertes Sickenspiel in den Flanken oder die markanten LED-Leuchten vorne und hinten. Zusammen mit Alurädern und Metallic-Lack dürfte der Kölner die neidischen Blicke der Nachbarn ziemlich sicher auf sich ziehen.

Gelungen ist auch der aufgeräumte und im Vergleich zum Vorgänger deutlich klarer strukturierte Innenraum. Trotz der gewachsenen Funktionsvielfalt hat Ford im Vergleich zum Vorgänger die Zahl der Knöpfe halbiert.

Focus mit großem Touchscreen

Für wohnliches Flair sorgen ein großer Touchscreen, Chromzierrat, Softtouch-Oberflächen und Leder an den haptisch entscheidenden Stellen. Lediglich stellenweise findet sich auch etwas spröde wirkendes Hartplastik, welches den positiven Eindruck aber kaum trübt. Das Angebot an Ablageflächen ist gut. Das große Fach der Mittelkonsole bietet ein USB-Port und eine Induktionsladefläche für Smartphones. Ein großer Gewinn im Winter sind neben beheizbaren Vordersitzen zusätzliche Heizfunktionen für Windschutzscheibe und Lenkrad.

Der Ford Focus wartet mit einem modernen Cockpit auf. Foto: Ford

Neben den analogen Rundinstrumenten und einem Display im Kombiinstrument kann sich der Focus-Pilot zusätzlich über ein optionales Head-up-Display fahrrelevante Informationen anzeigen lassen. Für das vielseitig talentierte Infotainment-System Sync 3 gibt als weitere Anzeige- und Bedieneinheit einen freistehenden Touchscreen zentral im Armaturenbrett. Unter anderem erlaubt das Sync 3 ein schnelles und einfaches Koppeln mit dem Smartphone und damit auch eine unkomplizierte Nutzung der Freisprecheinrichtung.
Zudem versteht es Sprachbefehle, was zum Beispiel mündliche Eingaben von Zieladressen fürs Navi erlaubt. Die Routenführung verwertet selbstredend Echtzeit-Verkehrsinformationen. Dank WLAN-Hotspot kann der Beifahrer diese über sein Tablet auch mit Google Maps online abgleichen. Kleiner Kritikpunkt: Die Hometaste auf dem Touchscreen könnte ruhig eine Nummer größer ausfallen.

Vielzahl von Assistenzsystemen

Der Focus glänzt außerdem mit etlichen Assistenzsystemen. So gibt es einen Kollisionswarner, der bei drohendem Crash mit anderen Autos, Fußgängern oder Radfahrern automatisch bremst. Ebenfalls bremsen und damit den Wunschabstand wahren kann der über Lenkradtasten leicht justierbare Abstandstempomat, der den Fahrer vor allem auf Autobahnen entlastet. Der Fahrspurpilot hält auch unaufmerksame Fahrer Kurs, während die Verkehrszeichenerkennung über das aktuell geltende Tempolimit aufklärt. Und intelligente LED-Scheinwerfer sorgen für gute Sicht, indem sie ihre Leuchtkegel dank Fernlichtautomatik und kamerabasiertem Kurvenlicht der Fahrsituation automatisch anpassen.

Erstaunlich großzügig ist das Platzangebot des Focus. Neben der fast 4,40 Meter langen und 1,83 Meter breiten Karosserie ist dafür vor allem der um fünf Zentimeter auf 2,70 Meter gewachsener Radstand verantwortlich. Damit hat der Kompakte das Niveau der zweiten Mondeo-Generation erreicht. Vorne freuen sich Gäste über den großen seitlichen Entfaltungsspielraum und den guten Sitzkomfort des optionalen Ergonomie-Gestühls. Hinten protzt der Ford mit großzügiger Beinfreiheit; die Polsterung der Rückbank wirkt indes etwas weich und windig.

Da der Kardantunnel sehr flach baut, bietet die Rückbank auch einer dritten Person eine angemessene Sitzposition. Wer mit kleinen Gästen unterwegs ist, wird sich über eine Besonderheit freuen: Beim Öffnen der Seitentüren umschmiegt ein beweglicher Gummischutz automatisch die am stärksten exponierte Türblechkante, um so Lackschäden bei sich und Parkplatznachbarn zu verhindern.

Ordentlich viel Platz fürs Gepäck

Hinter der Rückbank gibt es außerdem ordentlich Platz für Gepäck: Der dank zweigeteilter Rücklichter über eine breite Öffnung beladbare Kofferraum kann 375 Liter aufnehmen. Die Rückbanklehne lässt sich zweiteilig nach vorne klappen, wodurch der Laderaum auf 1.354 Liter wächst. Clever-Lösungen wie Taschenhaken, Ösen für Spanngurte und eine kleine Durchladeöffnung mittig in der Rückbanklehne sind willkommene Alltagshilfen. Ebenfalls smart: Das Warndreieck befindet sich unterhalb der Gepäckraumabdeckung und bleibt somit selbst bei vollem Kofferraum stets griffbereit.

Auf recht wenig Raum, genauer gesagt wenig Hubraum, setzt Ford beim Antrieb. Zumindest bei den kleinen Aggregaten der Ecoboost-Familie müssen sich drei Zylinder einen Liter teilen. Als Kompensation gibt es Turbounterstützung auf den drei Leistungsniveaus 85 PS, 100 PS oder den von uns getesteten 125 PS. Während der laufruhige Motor beim Anfahren und niedrigem Tempo noch etwas knurrig klingt, bleibt er ansonsten akustisch zurückhaltend. Durchzugs- oder Spritspar-Wunder darf man allerdings nicht erwarten: Der Sprint endet nach 10 Sekunden, maximal sind 200 km/h drin. Laut Ford liegt der Treibstoffkonsum in Kombination mit dem angenehm flutschenden Sechsganggetriebe um fünf Liter, praktisch muss man mit 1,5 bis 2 Liter mehr rechnen.

Gelungenes Fahrwerk

Das Heck des neuen Focus von Ford. Foto: Ford

Einen positiven Eindruck hinterlässt das Fahrwerk, welches – typisch Focus – den Spagat aus Alltagstauglichkeit und Agilität erfreulich gut meistert. Lustvoll flott und geschmeidig lassen sich Kurven durchpfeilen. Unnötige Härten bleiben den Insassen dennoch erspart, denn auch beim Komfort gibt sich der kompakte Ford ausgewogen.

Leichtes Unbehagen könnte bei potenziellen Focus-Käufer hinsichtlich der Preisfrage aufkommen. Mit der noch ausbaufähigen Ausstattung Trend verlangt Ford die 125-PS-Version bereits um 22.000 Euro. Doch eigentlich sollte es mindestens die empfehlenswerte und dann 24.000 Euro teure Ausstattung Cool & Connect. Angesichts der vielen attraktiven Extras lässt sich der Preis aber problemlos auf über 30.000 Euro treiben. Ein vergleichbarer Golf kostet noch einige Tausender mehr. (SP-X)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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