Autos ohne Stromes Hilfe sind selten geworden. Der Ford Bronco Badlands setzt als klassischer Offroader bewusst auf alte Tugenden.
Ford entwickelt baut sich zur SUV-Marke um und bringt deshalb den Bronco nach Deutschland. Der ist allerdings kein weichgespültes SUV, sondern ein Geländewagen von altem Schrot und Korn. Im Grunde genommen der einzige würdige Widersacher für den Jeep Wrangler. Während der Bronco in den Staaten auch mit einem Turbovierzylinder zu haben ist, bietet ihn Ford bei uns ausschließlich mit einem 2,7-Liter-Sechszylinder Benziner in Kombination mit einer 10-Gang-Automatik an. Zur Wahl stehen zwei Ausstattungsvarianten. Wir testeten die Version Badlands, für die Ford rund 78.000 Euro aufruft.
Seine grobstolligen Reifen, der stabile Leiterrahmen, die riesige Bodenfreiheit prädestinieren den Allradler für Fahrten, auf denen Straßen nur eine untergeordnete Rolle spielen. Um verschlammte, tiefe Wege mit noch tieferen Spurrillen zu meistern, muss man nicht mal den Allradantrieb zuschalten, geschweige denn Sperren, oder Untersetzungen aktivieren.
Legendäre Optik in die Neuzeit übersetzt
Auf der Straße wirkt der Bronco mit seiner klassisch eckigen Form noch größer als er eigentlich ist. Tatsächlich übertrifft er mit 4,81 Metern etwa den Mercedes GLC um eine knappe Handbreit. Aber er ragt eben mit über 1,90 Metern auch recht hoch auf. Die Designer haben gekonnt die Optik des legendären Bronco der 1960er- und 1970er-Jahre in die Neuzeit übersetzt. Das Dach kann man, wie im Jeep, in Teilen demontieren und so den Bronco zum Teilzeit-Cabrio machen. Wir vermuten, dass der Vorgang einfach funktioniert. Jedenfalls sehen die zugehörigen Verschlüsse und Scharniere vertrauenserweckend und stabil aus. Im Dauerregen der Testphase haben wir aber auf das Öffnen verzichtet.
Innen merkt man von der äußeren Größe nur wenig. Natürlich hat er die heute übliche breite Mittelkonsole, aber eben auch relativ dünne Türen, jedenfalls optisch. Fahrer und Beifahrer sitzen näher beieinander als in manchem SUV, was kein Nachteil ist. Allerdings wirkt der Platz im Fond größer als er tatsächlich ist. Auch wenn der Abstand zwischen Vordersitzlehne und Rückbank reichlich Platz suggeriert, wird es für größer gewachsene Passagiere eng mit dem Beinraum. Kleinere Menschen müssen sich generell etwas mühen, um den Bronco im Wortsinn zu erklimmen.
Innenraum praktisch und abwaschbar
Zu loben ist die Digitalausstattung. Der übliche große Bildschirm ist ansehnlich mittig in das recht steile Armaturenbrett verpackt. Carplay und Co. verbinden sich schnell und zuverlässig. Wichtige Schalter und Regler sind klassisch und sehr solide ausgeführt. Überhaupt ist der Innenraum praktisch und abwaschbar, wie es sich gehört für einen echten Offroader, der eben auch mal in den Dreck muss.
Die recht grobstolligen Reifen haben jede Menge Grip im Matsch, auf nassem Asphalt spürte man aber immer wieder das Eingreifen der Elektronik. Wobei wir insgesamt sehr entspannt unterwegs waren. Zum einen ist der Bronco ohnehin bei 161 km/h abgeregelt, zum anderen steigen die Wind- und sonstigen Fahrgeräusche ab Landstraßentempo doch mächtig an, was nicht zuletzt an der Konstruktion der Karosserie mit dem abnehmbaren Dachteilen liegt.
Außerdem wollten wir den Durst des Amis etwas zügeln. Der Sechszylinder leistet 335 PS und die wollen gefüttert werden. 10,7 Liter Super gibt Ford als Normverbrauch an, die Langzeitanzeige des Bordcomputers vermerkte 13,9 Liter, was auch ungefähr unserem Schnitt entsprach. Auf hügeligen Landstraßen zeigte der Rechner auch schon mal 22 Liter nach gut 20 Kilometern Fahrt an. Solche Werte waren mal normal – vor 20 Jahren. Aber normal ist der Bronco eben nun mal nicht. (SP-X)