Der neue Heilsbringer

Opel Insignia 2.0 Turbo 4x4

Der Insignia ist für Opel der neue Hoffnungstrräger. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an die neue Mittelklasse-Limousine. Ob das neue Modell sie erfüllen kann, zeigt unser Test.

Von Frank Mertens

Die Ankündigung hätte vollmundiger nicht sein können. «Wir wollten nicht weniger als den besten Opel aller Zeiten bauen», sagt Marketing-Direktor Michael Meyer bei der Vorstellung des neuen Insignia. Wer so etwas sagt, der muss von der Leistungsfähigkeit der neuen Mittelklasse-Limousine von Opel schon sehr überzeugt sein - oder qua Amt dazu verpflichtet sein. So einen Satz sagt man nicht so leichtfertig dahin, schon gar nicht auf einer Fahrpräsentation.

Gute Fahreigenschaften

Schließlich lädt er geradewegs dazu ein, den Insignia mit diesem Anspruch an der Wirklichkeit zu messen. Doch Meyer und das Team um Projektleiter Andreas Haefele eint in diesen Tagen der Stolz auf den Nachfolger des Vectra - und so etwas lässt einen manchmal vielleicht Dinge sagen, die man sonst nicht gesagt hätte. Zumindest nicht so.

Das Cockpit des Insignia Foto: Opel

«Dieses Auto sieht nicht nur gut aus, sondern bietet auch eine Vielzahl technischer Highlights und vor allem effiziente Motoren», so Haefele. Zumindest bei den ersten beiden Punkten kann man dem Projektleiter zustimmen. Mit einem neuen Lichtsystem und einem Verkehrsschilder erkennenden Kamerasystem, das auch einen Spurhalte-Assistent enthält, ist der Insigniga bestens für den Konkurrenz-Kampf in der Mittelklasse gerüstet.

Trifft das aber auch auf die Fahreigenschaften zu? Auf jeden Fall. Vor allem dann, wenn man mit einem Fahrzeug mit Allradantrieb und dem Fahrwerksystem FlexRide (Serie in der Sportversion, sonst 930 Euro Aufpreis) unterwegs ist. So ausgestattet ist der Insignia ganz in seinem Element. Während bereits der Fronttriebler auf den Bergstrecken im Salzburger Land in Österreich gut unterwegs ist, sorgt der Allradler für viel Fahrspaß.

Bestnoten für Allradsystem

Im von uns getesteten 2.0 Turbo 4x4 mit 162 kW/220 PS, mit dem man durchaus flott unterwegs ist (7,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h), verteilt die hydraulische Haldexkupplung in Sekundenbruchteilen das Drehmoment an Vorder- oder Hinterachse. Das funktioniert so hervorragend, dass man im Insignia aufgrund seiner guten Traktion versucht ist, noch schneller durch die Kurven zu flitzen als man es eigentlich sollte. Die gut abgestimmte manuelle Sechsgangschaltung und die direkt abgestimmte Lenkung tragen ihren Teil dazu bei.

Die Seitenlinie des Opel Insignia Foto: Opel

Das System ist so präzise abgestimmt, dass es kaum gelingt, das ESP zum Einsatz zu bringen. Das Fahrwerk verdient sich damit Bestnoten, vor allem dann, wenn man im Sportmodus unterwegs ist. Er sorgt für eine straffere Abstimmung der Dämpfer und Lenkung, die angenehm direkt anspricht. Wer es weniger sportlich mag, der kann auch auf den Tour-Modus wechseln, der für eine ausgesprochen komfortable Fahrwerksabstimmung sorgt. So unterwegs mutiert der Insignia zur langstreckentauglichen Limousine. Dank der mit dem Gütesiegel Aktion Gesunder Rücken (AGR) versehenen Sitze steigt man auch nach stundenlanger Fahrt fast schon entspannt aus dem Insignia. Dazu trägt auch die gute Geräuschdämmung bei, die kaum Störendes in den Innenraum vordringen lässt. Auch hier hält Opel.

Lichtsystem Investition wert

Wer 1250 Euro für Extras übrig hat, sollte sie durchaus ins Lichtsystem stecken. Für diese Summe erhält man Bi-Xenon-Scheinwerfer mit variabler Lichtverteilung und natürlich einer Kurvenlichtfunktion. So stellt sich das System automatisch auf die verschiedensten Fahrsituationen wie beispielsweise Landstraßen- oder Autobahnfahrt ein und sorgt so für annähernd ideale Lichtverhältnisse.

Doch wie ist es nun um die Effizienz der zum Marktstart erhältlichen sieben Motoren bestellt? Leider nicht so, wie man es von einem Auto erwarten sollte, auf das man in Rüsselsheim soviel Hoffnung setzt. Der Blick auf den Vectra veranschaulicht dies: Während der Vorgänger mit dem 1.6er-Motor (105 PS) auf 100 km 6,9 Liter Sprit verlangte, sind es beim Insignia mit der 1.6er-Maschine mit 115 PS 7.6 Liter. Für Haefele ist dies kein fairer Vergleich. Er verweist darauf, dass der Insignia im Vergleich zum Vectra nicht nur länger und breiter, sondern auch schwerer geworden sei. Die Kunden dürfte das wenig interessieren - sie wollen ein möglichst verbrauchsgünstiges Fahrzeug.

Auf wirklich sparsame Motoren müssen die Insignia-Kunden noch ein wenig warten. Der Insignia EcoFlex mit 160 PS-Dieselmotor kommt erst im Sommer. Daneben hat Opel für den Januar einen 1.6 Liter Turbo Ecotec mit 180 PS und einen 2.0 Turbo-Diesel mit 190 PS angekündigt. In diesem Jahr will Opel vom Insignia in Deutschland noch 5000 Einheiten absetzen, im kommenden Jahr mehr als 35.000. Der Einstiegspreis für den Insignia beginnt bei 22.700 Euro, der im Früjahr kommende Kombi (Sports Tourer) bei 23.900 Euro. Wer im 2.0 Turbo 4x4 unterwegs sein will, muss für diesen Spaß mindestens 34.935 Euro auf den Tisch des Händlers legen,

Verarbeitungsmängel

Das Heck des neuen Opel Insignia Foto: Opel

Bis zum Marktstart in einem Monat bleibt zu hoffen, dass bis dahin die Verarbeitungsmängel behoben sind. Zumindest in unserem Testwagen knarzte bei Lastwechselreaktionen nicht nur die Mittelkonsole, sondern im Display des Bordcomputers forderte ein Hinweis dazu auf, doch bitte den Airbag überprüfen zu lassen. Zudem war die Halterung des Türknopfes lose. «Es handelt sich bei der Testflotte noch um Vorserienfahrzeuge», kommentierte ein Opel-Sprecher diese Mankos. «Die Qualität bei den Kundenfahrzeugen wird keine Wünsche offen lassen.»

Und, ist der Insignia nun der beste Opel, der je gebaut wurde? Vielleicht. Der Insignia ist auf jeden Fall ein Fahrzeug, das man bei der Suche nach einer Mittel-Klasselimousine in die engere Wahl einbeziehen sollte.

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