Zügig baut BMW sein Angebot der 5er-Reihe aus. In den Startöchern stehen der Touring, aber auch drei Nischenmodelle, die das Spektrum zwischen sportlicher Hochleistung und alternativer Antriebstechnologie abdecken sollen.
Von Axel F. Busse
Der Buchstabe „M“ steht bei BMW für Motorsport und wo die Leistungsskala zwischen dem Dampfhammer M5 und dem 340 PS starken 540i noch Luft lässt, wird jetzt eine „M-Performance“-Variante platziert. Ihre Aufgabe ist es, bei Bedarf die sportlichen Ambitionen jener zufrieden zu stellen, die eigentlich eine komfortable Business- und Reiselimousine suchen. Aus den 4,4 Litern Hubraum eines V8-Turbomotors schöpft sie 462 PS, was Fahrleistungen verspricht, die über jeden Zweifel erhaben sind. Damit die schiere Kraft verlustfrei auf den Asphalt kommt, werden alle vier Rädern antrieben.
Als weltanschauliches Gegenstück ist der 5er mit dem Zusatz „i-Performance“ zu sehen, der mittels Plug-In-Technologie den Flottenverbrauch drücken soll. Zwar wird ihm in Deutschland wohl kein durchschlagender Erfolg beschieden sein, jedoch sind nach Auskunft von Projektleiter Steffen Löschner die Chancen des Modell 530e vor allem in den USA, Thailand und Malaysia zu suchen. Amerikanische Kunden gelten schon länger als hybrid-affin, in den beiden fernöstlichen Ländern gelten besondere staatliche Fördermaßnahmen, die eine Anschaffung unterstützen.
Charakter auf Knopfdruck
In Deutschland und dem übrigen Europa wird der Diesel trotz aller Negativ-Schlagzeilen wohl noch eine Weile seine Attraktivität behalten, weshalb BMW auch dort ein Leckerli für leistungshungrige Kunden platziert. Der 550d holt aus seinen drei Litern Hubraum sagenhafte 400 PS, womit er als stärkster Sechszylinder-Diesel der Welt gelten kann. Damit erreicht der Selbstzünder das PS-Niveau, das in der bis 2003 angebotenen Baureihe E39 dem M5 mit seinem Fünfliter-V8-Benziner vorbehalten war. Er entwickelt ein maximales Drehmoment von 760 Newtonmetern und beschleunigt die Limousine in 4,4 Sekunden von 0 auf 100 Stundenkilometer.
Immerhin 650 Newtonmeter bringt der V8 im BMW M550i zusammen und das reicht für einen Beschleunigungswert von glatten vier Sekunden im Standardsprint. Eine andere Rubrik auf dem Datenblatt kann man getrost übersehen, denn niemand wird sich für wenigstens 82.700 Euro einen M550i zulegen, um dem Normverbrauch nachzueifern. Der liegt um neun Liter, was angesichts von Hubraum und Leistung durchaus respektabel ist. Wer allerdings, wie im Fall dieser Testfahrt, den Fahrmodusschalter auf „Sport“ drückt und die Kurvensammlung der Roßfeld-Höhen-Ringstraße hinauf und hinunter jagt, sollte mit etwa dem Doppelten rechnen.
BMW M550 xDrive in vier Sekunden auf 100 km/h
Außer den programmierten Fahrmodi kann der Freizeitsportler hinterm Steuer die Kennlinien von Fahrwerk, Getriebe, Lenkung und Gasannahme auch individuell einstellen, was den Charakter der Limousine spürbar und nachhaltig verändert. Mit enormem Druck schießt der Viertürer in Richtung Kehre, wobei die klappengesteuerte Abgasanlage einen herzhaften Sound beisteuert.
Gegenüber dem Standard-5er wurde ihr ein größerer Rohrdurchmesser spendiert. Das um zehn Millimeter abgesenkte Fahrwerk lässt in der härtesten Einstellung kaum noch Seitenneigung zu, während die äußerst direkt übersetzte Lenkung den 1,8-Tonner durch die Kurven zirkelt. Nur vier Sekunden vergehen aus dem Stand bis 100 km/h. Doch auch ambitionierte Kunden müssen sich mit der fixierten Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h begnügen. Eine Option auf Erhöhung des Limits ist anders als beim M5 nicht erhältlich.
Sportlicher Plugin-Hybrid
Der Gegenentwurf zur sonoren V8-Geräuschkulisse ist im 530e zu erleben, dessen lautloses, weil elektrisches Gleiten für bis zu 50 Kilometer und bis maximal 140 km/h gelten soll. Der Plug-In-Hybrid ist das inzwischen sechste Modell der elektrifizierten Produktlinie von BMW und soll den Hersteller dem Ziel näher bringen, in diesem Jahr insgesamt 100.000 Teilzeit-Stromer abzusetzen. Natürlich bringt auch der 530e alle Innovationen auf die Straße, die mit dem Basismodell im vergangenen Herbst vorgestellt wurden, so dass er in den Prüfungsfächern Komfort, Konnektivität und Assistenzsysteme auf der Höhe der Zeit ist. Mit einem Preis von 52.600 Euro liegt der BMW 530e nur 200 Euro über dem gleich starken Pendant 530i.
Gemeinsam erreichen der zwei Liter große Turbo-Benziner und der am Achtgang-Getriebe angedockte Elektromotor eine Systemleistung von 252 PS und 420 Newtonmeter Drehmoment. Das versetzt den Wagen in die Lage, in 6,2 Sekunden von Null auf 100 km/h zu sprinten, womit er den Beschleunigungswert eines BMW 530i erreicht. Bemerkenswert ist dies deshalb, weil der Hybride ein unvermeidliches Handicap mitschleppt: Die vor der Hinterachse platzierte Hochvolt-Batterie sowie die für den elektrischen Antrieb notwendigen Nebenaggregate machen den Wagen um rund 210 Kilogramm schwerer als einen vergleichbaren Benziner.
Gegenüber einem Diesel beträgt der Gewichtsnachteil immer noch 130 Kilogramm. Dass die Limousine im Fahrtest eine wahrnehmbare Behäbigkeit an den Tag legt, ließ sich dennoch nicht feststellen. Dank des starken Drehmoments geht sie zügig und souverän zu Werke, eine E-Boost-Funktion erlaubt es, bei Bedarf maximale Schubkraft freizusetzen. Kompromisse sind allerdings bei der Transportkapazität gefragt, denn die Zusatzelektrik verringert den nutzbaren Kofferraum auf rund 410 Liter. Konventionell angetriebene 5er bieten derer 520.
Laden bald ganz ohne Kabel
Projektleiter Steffen Löschner sieht die Einsatzgebiete des 540e bevorzugt „im urbanen Bereich“, denn dort könne er die Vorteile des emissionsfreien Fahrens voll ausspielen. An der Haushaltssteckdose kann die mit einer Kapazität von 9,2 kWh operierende Batterie binnen vier bis 4,5 Stunden wieder aufgeladen werden. Derzeit testet BMW Prototypen, die schon nächstes Jahr in der Serie den Kabelanschluss zur Batteriefüllung überflüssig machen sollen. Welche Anschaffungskosten mit der induktiven Ladung verbunden sein werden, ist derzeit aber noch nicht zu erfahren.
Nach den Regeln der EU-Verbrauchsnorm gilt ein Kraftstoffbedarf von zwei Litern je 100 Kilometern, für 100 Kilometer elektrische Fahrt sind laut Hersteller zwischen 13 und 14 kWh zu veranschlagen. Nach rund 120 entspannten Testkilometern mit City- und Autobahnanteil errechnete der Bordcomputer einen Schnitt von knapp 5 Liter/100 km.