BMW 330d Touring: Zwischen allen Stühlen

Motor als Sahnestück

BMW 330d Touring: Zwischen allen Stühlen
Bei dem BMW 330d Touring kann man nichts falsch machen. © BMW

Der BMW 330d Touring bietet als Kombi zu wenig Laderaum und verfügt als sportliches Fahrzeug über zu viel Vernunft. Große Kompromisse müssen dennoch nicht eingegangen werden.

Die sogenannten "Premium-Hersteller" wie Audi, Mercedes oder BMW haben es geschafft, ihrer Marke den Anstrich von Besonderheit zu geben, ohne dass dieser in der Realität in jedem Fall erfüllt wird. Zum Beispiel Zulassungen: Da werden in Deutschland weit mehr Mercedes gekauft, als Fords oder Opel. Zum Beispiel Qualitätsanmutung: Da sticht etwa der Volumenhersteller VW mit seinem Golf den 1er von BMW klar aus. Wenn Premium-Marken also ihren Anspruch auf Exklusivität und Qualität in der Realität gegenüber Volumenherstellern kaum durchsetzen können, unterscheiden sie sich dann letztlich nur noch durch ihren höheren Preis? Und warum sind sie dann so erfolgreich?

Gefühlte Exklusivität mit dem BMW 330d Touring

Die Antwort liegt sicher nicht allein im Produkt selbst begründet, vielmehr spielt das Image der Marke die entscheidende Rolle. Wer sich zum Beispiel einen BMW ordert, der erwartet für den gezahlten Premium-Aufschlag nicht nur die versprochene "Freude am Fahren", sondern genießt auch das Wissen um eine gefühlte Exklusivität.

Daher macht man mit dem Kauf zum Beispiel eines BMW vor allem eines - nichts falsch. Zum Beispiel unser Testwagen, ein 3er Kombi mit großem Dieselmotor: Der 330d Touring ist ein Fahrzeug, das man auch als einzigen großen Kompromiss verstehen kann. Allerdings mit dem Ergebnis, dass man seinem Besitzer kaum Kompromisse abverlangen muss.

Sechszylinder des BMW 330d Touring als Sahnestück

Beginnen wir, wie es sich bei einem Fahrzeug dieser Marke gehört, mit dem Motor. Natürlich kann man für dieses Fahrzeug sparsamere Diesel bestellen – oder sportlichere Benziner. Der 3,0-Liter-Sechszylinder ist aber eine hervorragende Wahl. Für einen Diesel läuft er dank der Anordnung seiner Töpfe in Reihe ausgesprochen leise und harmonisch und verbraucht bei entsprechender Fahrweise nur wenig.

Wer will, kann die 190 kW/258 PS aber auch mit leichtem Gaspedaldruck zum Leben erwecken. Dann gibt es auf der Autobahn nicht mehr viele Fahrzeuge, die beim Zwischenspurt mithalten können. Mit anderen Worten: Der Motor ist ein Sahnestück. Wenn der Verstand den kleinen Diesel mit 116 PS präferiert, der Bauch gerne den 3-Liter-Benziner mit 306 PS hätte, dann können sich beide auf den großen Selbstzünder gut einigen.

BMW 330d Touring mit schmalem Ladevolumen

Bei dem BMW 330d Touring kann man nichts falsch machen.
BMW liegt bei der Innenraumqualität hinter Audi BMW

Ein Kompromiss ist der 330d Touring auch in Sachen Platzangebot. Im Vergleich zum Vorgängermodell bietet er zwar speziell für Passagiere mehr Bewegungsfreiheit, im Vergleich zu den Hauptwettbewerbern Mercedes C-Klasse T-Modell und Audi A4 Avant geht es bei ihm jedoch immer noch beengter zu, oder sollen wir sagen sportlicher? Besonders deutlich wird das beim Laderaumvolumen. Beim BMW ist bei recht schmalen maximal 1500 Litern Schluss, die Wettbewerber bieten beide deutlich über 1700 Liter. Andererseits mag ein BMW-Fahrer denken: Es reicht mir für fast alle Aufgaben des Alltags und für den großen Umzug leihe ich mir einen Transporter – da ist mir mein Lifestyle-Kombi sowieso zu schade. Und da hat er ja auch Recht.

Obwohl das feine Teil andererseits wiederum von Perfektion ein gutes Stück entfernt ist. So wurde der Innenraum zwar ergonomisch gut aufgeteilt und wirkt durch seine technische Unterkühltheit sehr deutsch. Die Qualität der Materialien und zum Teil auch deren Verarbeitung (Handschuhfach) bleibt allerdings teils deutlich hinter der eines Audi zurück. Hier mag auch ein Grund liegen, warum BMW mit seinen Fahrzeugen so gutes Geld verdient.

BMW 330d Touring startet bei 46.600 Euro

Bei dem BMW 330d Touring kann man nichts falsch machen.
BMW mit kompromissloser Preisgestaltung BMW

Denn kompromisslos ist bei diesem Auto nur die Preisgestaltung: 46.600 Euro für den Touring mit diesem Motor sind nun wirklich eine Menge Geld. Zwar gehört die formidable Achtgang-Automatik zur Serienausstattung, ansonsten sollte man aber mindestens 10.000 Euro für wichtige Extras (Navi, Leder) einkalkulieren. Denn nur so erhält das Fahrzeug jenen Premium-Anstrich, wegen dem man es letztlich ja kauft.

Doch wer das nötige Kleingeld hat oder seinen BMW günstig als Dienstwagen fahren darf, der wird den Preis des 330d Touring als angemessen empfinden. Ein Auto, technisch an der Spitze und doch im besten Sinne zwischen allen Stühlen: als Kombi mit zu wenig Laderaum, als sportliches Fahrzeug mit viel Vernunft gepaart und als fortgeschrittenes Objekt deutsche Ingenieurskunst, die allerdings ihren Preis hat. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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