Das Performance-Label „AMR“ steht für Aston Martin Racing. Es ziert nun auch den eleganten DB11 und soll dem großen Gleiter einen Schuss mehr Sportlichkeit injizieren.
Schon optisch ist die Aufwertung am Testwagen in edlem „China Grey“ mit glänzenden Carbon-Applikationen an Außenspiegeln, Dach, Motorhaube und Heckklappe ein echter Gewinn. Neu ist außerdem, dass alle vormals hell glänzenden Chrom-Teile nun geschwärzt sind und dem AMR einen sportlicheren Look verleihen.
Der DB11 schafft es wie kein anderer Sportwagen in der 200.000-Euro-Liga, aufzufallen, ganz ohne prollig zu wirken. Selbst in den kleinen verschlafenen Eifeldörfern rund um den Nürburgring muss das Tagwerk kurz warten, wenn der englische Sportwagen vorbeifährt. Bei der Tarnung hilft, wenn man im Konfigurator dafür sorgt, dass der giftgrüne Streifen, die der Hersteller als Alleinstellungsmerkmal für den AMR vorsieht, von Anfang an wegfällt.
Nur geringe Änderungen im Innenraum des DB11
Auch im Innenraum findet sich der Streifen wieder (hier zieht er sich längs über die bequemen und unterstützenden Schalensitze), wirkt aber zusammen mit einem dunklen Interieur recht stimmig. Ansonsten hat sich im Interieur gegenüber dem DB11 nichts geändert.
Wichtiger als die Kosmetik ist allerdings ohnehin, was sich unter dem fein geschwungenen Blechkleid getan hat. Der 5,2 Liter große V12 bietet statt 608 PS nun 639 PS und die Leistung lässt sich dank neuer Kennlinien für das Gaspedal auch deutlich geschmeidiger dosieren als bisher. Dazu wurde das Achtgang-Getriebe aus dem Hause ZF feiner auf das große Triebwerk des AMR abgestimmt, Gangwechsel gehen nun nahezu unisono mit dem Zug an den wertig wirkenden, feststehenden Alu-Schaltwippen einher. Besonders groß fällt der Unterschied beim Klang des turbogeladenen V12-Dinos aus. Gerade im Sport-Modus sprotzelt und blubbert die gewaltige Maschine, dass es eine wahre Freude ist. Klettert die Tachonadel dann die Drehzahlleiter empor, entwickelt der DB11 eine Klangcharakteristik, die dem GT bisher nicht gestattet war – wirklich spektakulär.
Nun mit sportlicherer Gangart
Und auch sonst fühlt sich der DB11 AMR mehr „beisammen“ an, als es der glamouröse V12-Aston bisher vermitteln konnte. Das adaptive Fahrwerk und das Chassis wurden neu abgestimmt und erlauben nun höhere Kurventempi sowie eine generell sportlichere Gangart auf anspruchsvollen Landstraßen – was DB11-Kunden aufgrund der weichen Grundcharakteristik der Fahrwerksabstimmung bisher eher vermieden. Nun kann der AMR zwar immer noch äußerst komfortabel dämpfen, mit einer härteren Einstellung werden die Schläge aber kürzer und das Rad hält den Kontakt zur Fahrbahn besser.
Zusammen mit einer leichten Tendenz zum Untersteuern lassen sich besonders in schnellen Kurven überraschend hohe Geschwindigkeiten realisieren.
Lediglich die weiterhin etwas ruppige ESP-Applikation verdirbt aus engen Ecken heraus etwas den Spaß, wenn das maximale Drehmoment von 700 Newtonmeter über die Hinterachse herfällt. Sieht man das Ganze als Sicherheitsaspekt, ergibt es aber schon Sinn. Fahrspaßtechnisch wäre eine etwas feiner arbeitende Steuerung schön. Schaltet man das System hingegen komplett aus, gehen die breiten Hinterreifen schneller in Rauch auf als Daniel Craig „Bond, James Bond“ sagen kann.
Doch auch, wenn der DB11 AMR nun etwas mehr den Landstraßen-Flitzer geben kann, sein bevorzugtes Terrain liegt weiterhin beim entspannten Gleiten auf kurvenarmen Routen. Biegt man auf die Autobahn ein, erreicht die Reisegeschwindigkeit und setzt den Tempomat, gibt es kaum einen anderen Sportwagen, der so viel Komfort auf lange Strecken bietet. Der DB11 AMR als Reiseauto? Keine unrealistische Vorstellung. Auch, weil das von Mercedes bezogene Infotainment-System mit der hervorragenden Audioanlage für standesgemäße Beschallung sorgt, sollte das V12-Orchester mal im Drehzahlkeller versinken.
Lohnt sich das Upgrade vom „normalen“ DB11 V12 auf den AMR also? Definitiv. Besonders, wenn man gerne auch mal eine Landstraße in die Reiseroute einarbeitet und einem der bisherige DB11 klang- sowie fahrwerkstechnisch etwas zu gediegen war. Einziges Manko: Der DB11 AMR startet nun bei strammen 220.000 Euro, bisher waren „nur“ 205.000 Euro für den V12-Gleiter aufzubringen. (SP-X)