Porsche steht für Dynamik – und das trifft natürlich auch auf das erste Elektromodell der VW-Tochter zu: den Taycan. Ihn gibt es mittlerweile als Limousine, Cross Turismo und als Sport Turismo.
Die Vielfalt dieses Angebot kommt bei den Kunden an. Im ersten Halbjahr wurden weltweit 18.877 Porsche Taycan abgesetzt. Das sind in etwa 1000 Einheiten weniger als im Vorjahreszeitraum. Doch das liegt weniger an der mangelnden Nachfrage, als vielmehr dem Problem fehlender Halbleiter. Der Taycan wird von der Chipkrise besonders gebeutelt.
Dass sich die Zuffenhausener über einen großen Zuspruch nach ihrem Elektro-Sportler freuen können, liegt dabei am stimmigen Gesamtpaket. Da ist zunächst die Leistung: der von uns gefahrene Taycan GTS Sport Turismo steht seinen Verbrennerkollegen mit 517 PS (im Overboost sind es sogar 598 PS) in nichts nach. Und diese Leistung liegt, wie man es von anderen E-Autos kennt, sofort an.
In 3,7 Sekunden auf Tempo 100
Angesichts dieser sofortigen Beschleunigung und eines maximalen Drehmoments von 850 Nm ist man als Fahrerin oder Fahrer gut beraten, seine Beifahrerin oder Beifahrer vor dem Tritt aufs Gaspedal kurz darüber zu informieren. Versäumt man es, werden diese aufgrund der ansatzlosen Kraftentfaltung gefolgt von mürrischen Kommentaren („Musste das jetzt wirklich sein?“) in die Sitze gepresst. Das Zweiganggetriebe beschleunigt den Taycan in 3,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h; von 0 auf 200 km/h sind es zwölf Sekunden, Diese Werte lassen erahnen, mit welcher Vehemenz der 2,3 Tonnen schwere Taycan nach vorne schiebt.
Was auf dem Papier bereits beachtlich erscheint, lässt in der Realität eingefleischte Sportwagenfahrer von der Beschleunigung“ schwärmen. Das Gute dabei: diese Leistung ist reproduzierbar, steht nicht nur einmal zur Verfügung. Wer mag, der kann den Taycan auch bis zu einer Spitzengeschwindigkeit von bis zu 250 km/h bewegen, dann wir abgeregelt.
Den Weg dorthin absolviert der Taycan mit einer Souveränität, die keine Wünsche offen lässt. Die Innengeräusche sind selbst bei hohem Tempo minimal und dass man im Taycan jenseits von 200 km/h unterwegs ist, merkt man erst dann, wenn man den Blick aufs Digitaldisplay wirft.
Gehobene Fahrdynamik
Doch Topspeed ist das eine, Fahrdynamik das andere. Doch auch hier lässt der Taycan keine Kritik aufkommen, wie Fahrten durchs kurvige Weserbergland zeigten. Mit seinem Radstand von 2,14 Metern liegt der Taycan satt auf der Straße, die Lenkung ist exakt, vermittelt der Fahrerin oder dem Fahrer eine glänzende Rückmeldung. Der Allradantrieb sorgt dafür, dass die Kraft auch ohne Probleme auf die Straße kommt. So etwas nennt man gehobene Fahrdynamik.
Aber wer mindestens etwas mehr als 135.000 Euro für ein solches Fahrzeug ausgibt, erwartet auch nichts anderes. Er wird auch mit Blick auf die Effizienz nicht enttäuscht. Die 83,7 kWh starke Batterie verspricht eine Reichweite zwischen 424 bis 490 Kilometer nach dem WLTP-Verbrauchszyklus. Doch wie schaut es in der Realität aus? Es kommt wie immer darauf an – und das heißt, wie der Fahrer den Taycan bewegt. Wer es gemächlich angehen lässt, so um die 120 km/h auf der Autobahn fährt, der kann den Taycan durchaus mit 21,3 kWh auf 100 Kilometer bewegen. Damit kommt man dann in den Bereich von einer Reichweite von 400 Kilometer. Doch einen Taycan fährt man nicht, um mit ihm besonders effizient unterwegs zu sein. Wer es also auch mal sportlicher angehen lässt, der ist mit einem Verbrauch von 28 kWh/100 km unterwegs.
Laden mit bis zu 270 kW
Wer meint, dass ein Taycan für ihn nichts ist, weil die Reichweite nicht ausreicht, der täuscht. Schließlich lässt sich die Batterie an einem Schnelllader mit einer Leistung von bis zu 270 kW aufladen. So lässt sich die Batterie theoretisch in 22 Minuten von fünf auf 80 Prozent aufladen. Das ist der Optimalwert. In der Praxis konnten wir über ein großes Plateau mit 220 kW laden, in der Spitze erreichten wir 256 kW. Das sind Werte, die einen Ladestopp zu einer kurzweiligen Angelegenheit werden lassen.
Damit das Laden optimal vonstatten geht, lässt sich die Batterie für den kommenden Ladestopp natürlich vorkonditionieren. Wer im Navigationsgerät seinem Zielort eingeben hat, bekommt dabei nicht nur die an der Strecke liegenden Ladestationen angezeigt, sondern erhält auch die Information darüber, mit welchen Batteriestand er die Ladesäule erreicht, sondern auch die Zeit, die er dort verbringen muss, um sein Ziel ohne größere Zeitverluste zu erreichen. Das ist eine feine Sache – die man sich auch von anderen E-Autos in dieser ausgereiften Form wünscht. Eine Sache fiel beim Laden indes auf: bei den HPC-Ladern an den Aral Stationen funktionierte die Verbindung zwischen Auto und Säule an drei unterschiedlichen Standorten nicht auf Anhieb, sondern erst im zweiten oder sogar dritten Anlauf.
Optionale Hinterachtslenkung
Klar, mit einer Länge von 4,96 Meter ist der Taycan kein Auto für Stadt. Dennoch lässt es sich dort auch recht gut bewegen. Dafür sorgt vor allem die optionale Hinterachslenkung (Aufpreis 2332 Euro), die gerade das Einparken deutlich erleichtert. Seine Stärken spielt der Taycan vielmehr auf der Autobahn und der Landstraße aus: hier entwickelt sich der E-Sportler zu einem wahren Spaßmacher. Dabei offeriert er auch ein gutes Stück Alltagstauglichkeit. Fahrer und Beifahrer finden ausreichend Platz vor – und selbst im Fond kann man noch als normalgewachsener Mitreisender bequem sitzen. Mit einem Kofferraumvolumen von 446 Litern und 46 Litern im Frunk (der Ablage unter der Motorhaube) bietet der Taycan ausreichend Zulademöglichkeiten.
Dass der Innenraum eine hochwertige Verarbeitungsqualität bietet, versteht sich für ein Auto mit diesem Basispreis von selbst. Wer dann noch ein paar Nettigkeiten wie besagte Hinterachslenkung, eine Geräusch- und Wärmeverglasung (1838 Euro), den Parkassistenten mit Surround View (1416 Euro) oder das Sport design-Paket Carbon ordert, kann auf die Schnelle den Preis des Taycan auf die Schnelle noch um ein paar 10.000 Euro nach oben treiben. Der Preis unseres Testwagens lag dann bei auch bei 174.348 Euro. Dafür bekommt man dann aber auch ein Auto, was kaum Wünsche offen lässt.