Gerade erst hat Peugeot den 308 vorgestellt. Nun bringen die Franzosen schon den GTi, die Sportversion. Der Grund dafür liegt auf der Hand. Man will der Konkurrenz keinen Vorteil verschaffen.
Nur kurz nach der Präsentation des überarbeiteten 308 stellt Peugeot auch die Sportversion GTi vor – schließlich droht dem ab September zusammen mit seinen schwächeren Geschwistern beim Händler stehenden Franzosen schon bald neue Konkurrenz: Ab Ende des Jahres geht mit dem Hyundai i30 N ein weiterer Kompakt-Sportler an den Start, Renault arbeitet am Mégane RS und auch Opel will sich mit dem Astra OPC nicht nur gegen VW Golf GTI, Ford Focus ST oder Seat Leon Cupra, sondern eben auch gegen den Power-Peugeot behaupten.
Leistungsmäßig legt der 308 gut vor: Für 35.350 Euro gibt’s nicht nur eine nahezu komplette Serienausstattung, sondern auch stolze 200 kW/272 PS unter der Haube.
Turbogeladener Vierzylinder
Richtig gehört: 272 PS – das ist genauso viel, wie schon dem Vorgänger zur Verfügung standen. Denn an Motor und Unterbau haben die Peugeot-Ingenieure rein gar nichts verändert. Dementsprechend hängt der turbogeladene Vierzylinder immer noch ausgesprochen gut am Gas und lässt die Nadel des Drehzahlmessers nur zu gern in den Begrenzer schnalzen. Das kommt häufig überraschend, weil der 308 seine Turbo-Kraft schon im Normalmodus mit ausgesprochener Leichtigkeit entfaltet und schneller bei 6.000 Touren ist, als man denkt; und weil der 1,6-Liter-Motor selbst im Sportmodus dabei ziemlich ruhig bleibt – denn statt eines lustvollen Brüllens faucht der Sportler mit dem Löwen im Kühlergrill nur zahm.
Spätestens wenn die Leistungsabgabe abrupt versiegt, weiß der Fahrer aber, dass es Zeit ist, sich weiter durch das kurzgestufte Sechsgang-Getriebe zu arbeiten, das dem Franzosen in Sachen Antritt zu besonderer Schnellkraft verhilft. So fällt die 100er-Marke schon nach sechs Sekunden und damit vier Zehntel früher als beim GTI und selbst dem Wolfsburger Performance-Modell nimmt der Peugeot noch 0,2 Sekunden ab.
Antritt mit 330 Nm
Damit die 330 Newtonmeter Drehmoment auch in der Kurve bestmöglich in Vorwärtsschub umgesetzt werden, und sich nicht in Form von Gummiabrieb der 235er-Michelin-Reifen auf dem Asphalt wiederfinden, verbaut Peugeot an der Vorderachse ein Torsendifferenzial, das dem Untersteuern gekonnt Einhalt bietet. Anders als die bei vielen Herstellern – auch VW – genutzten „elektrischen Differenziale“, die dem Schlupf durch Bremseingriffe entgegenwirken, arbeitet die Torsen-Sperre rein mechanisch.
Wer das ESP ausschaltet, muss allerdings trotzdem mit deutlichem Scharren der Vorderräder rechnen, denn das kurveninnere Rad dreht schneller durch, als das Differenzial Kraft nach außen leitet. Allerdings muss man das Stabilitätsprogramm nicht ausschalten, um Spaß zu haben: Der elektronische Schutzengel ist gnädig, lässt dem Fahrer genügend Freiheiten und greift, wenn’s sein muss, recht dezent ein. Als Spaßbremse erweist sich da schon eher die gefühllose Lenkung, sie arbeitet zwar präzise und dirigiert den 308 punktgenau durch die Biegung, gibt aber kaum Feedback von der Straße. Nichts zu meckern gibt’s wiederum am Fahrwerk: Zwar ist der GTi spürbar straffer als die Standard-308-Abstimmung, doch der Verzicht auf übertriebene Härte lässt den Franzosen auch im Alltag eine gute Figur machen. Dass es, anders als beim namensgleichen Golf keine adaptiven Dämpfer gibt, ist verschmerzbar, dass der Peugeot selbst bei normaler Fahrt sicher mehr als die versprochenen sechs Liter braucht, erwartbar
Keine automatische Abstandshaltung
Bleibt die Frage: Was ist nun eigentlich neu am 308 GTi? Zumindest nichts, was sich auf den Fahrspaß auswirkt. Zum einen wurde die Optik analog zu den schwächeren Varianten aufgefrischt, sprich: Es gibt eine neue Motorhaube, das Markenlogo sitzt jetzt im Kühlergrill und die Schürze mit den drei großen Luftöffnungen wurde leicht überarbeitet.
Zum anderen wurde im mit klassischen Sportinsignien ausgestatteten Innenraum das Touchscreen-Infotainment erneuert, und auch das Top-Modell profitiert von den neuen Assistenzsystemen – zumindest zum Teil: Ein aktiver Spurhalteassistent hält den GTi zukünftig auf dem richtigen Kurs und die Verkehrszeichenerkennung erfasst nicht nur das Tempolimit, sondern meldet es auch gleich an den Tempomat.
Automatisch den Abstand zum Vordermann kann der GTi allerdings auch nach der Überarbeitung nicht halten – für das Radargerät ist in der sportlich gestalteten Front schlichtweg kein Platz. (SP-X)