Ford E-Transit: Lade-Stromer mit Sorglos-Paket

Ford E-Transit: Lade-Stromer mit Sorglos-Paket
Mit Längen von 5,53 bis 6,71 Meter und Zuladung vom 0,6 bis 1,6 Tonnen zu haben: der neue E-Transit © Ford

Elektrisch auf die harte Tour: Bis zu 15,1 Kubikmeter packt der Ford E-Transit weg. Sein 68-kWh-Akku reicht offiziell für 317 Kilometer.

Beim Stichwort E-Auto denken die meisten noch immer an Pkw. Ein Blick in die Städte indes zeigt: Gerade in der City sind auch ordentlich Kleintransporter unterwegs. In aller Regel mit Dieselmotoren. Am Steuer: Zusteller, Installateure, Maler, Fliesenleger – und selbstverständlich Elektriker. Was alle eint: Tagsüber kurze Strecken und nachts Zeit zum Laden. Ideal für den Antrieb per Akku. Ein riesiger Markt.

Hat sich auch Ford gedacht. Lange Zeit kam dort in Sachen E-Auto keine rechte Spannung auf. In der Tradition des Heimatmarktes USA und seiner Pick-ups erwärmte man sich nur schwer für Technik jenseits des Brennraums. Mittlerweile jedoch steht der Konzern unter Strom. Und zwar massiv. Ab 2030 sollen alle Pkw in Europa rein elektrisch fahren, bei den Nutzfahrzeugen wenigstens zwei Drittel. Den Anfang dort macht der Transit. Als Plug-in ist er schon länger im Geschäft – nun kommt er als Strom-Kasten pur.

Zur Wahl stehen 135 kW (184 PS) oder 198 kW (269 PS). Das ist selbst in der kleinen Version weit mehr als die bislang üblichen Selbstzünder so abliefern. Mit Längen von 5,53 bis 6,71 Meter, Dachhöhen von 2,44 bis 2,71 Meter und Laderäumen von 7,2 bis 15,1 Kubikmeter lässt sich ziemlich jeder Einsatzzweck verwirklichen. Auch Pritschen mit normaler oder doppelter Kabine sind im Angebot. Die Zuladung variiert zwischen 0,7 und 1,6 Tonnen. Pfiffig: ein bis zu 2,3 kW starker 230-Volt-Anschluss für Maschinen oder Kühlaggregate.

Mehr Reichweite als fast alle Konkurrenten

Offiziell liegt der Radius bei 317 Kilometern. Gut die Hälfte soll auch unter härtesten Bedingungen machbar sein. Foto: Ford

Knappe 320 Kilometer schafft die Unterflur-Batterie mit einer nutzbaren Kapazität von 68 kWh im besten Fall – und damit zwar nicht ganz so viel wie der E-Ducato mit der großen Batterie, aber mehr als die Konkurrenz von Mercedes, VW und Renault. Unter realen Bedingungen sind es dann doch ein paar Kilometer weniger. Vor allem, wenn man einigermaßen zügig unterwegs sein will. Eins aber ist im Hause Ford unausgesprochen klar: Selbst voll beladen und mit Heizung im Winter – unter 160 Kilometer wird der Radius nicht fallen. Apropos Radius: Die Lenkung dürfte ein wenig mehr Rückmeldung geben. Dafür bewahrt das Schraubenfeder-Fahrwerk in Kurven ordentlich Haltung. Und: Mit Rekuperation auf höchster Stufe und geübtem Blick nach vorn lässt sich der E-Transit fast ohne Bremse bewegen.

So oder so ist irgendwann der Saft alle. Muss es ganz schnell gehen, zapft der E-Transit Gleichstrom mit bis zu 115 kW. Heißt übersetzt: von 15 bis 80 Prozent Batterie-Füllstand verstreicht nur gut eine halbe Stunde. An der Steckdose dauert es mit dem 11,3-kW-Onboard-Lader etwas mehr als acht Stunden. Aber zwischen 20 Uhr abends und vier Uhr morgens sind ja auch nur die wenigsten Handwerker im Einsatz.

Viel Platz für die Dinge des Arbeitsalltags

Fast so wohnlich wie in einem Pkw geht’s im E-Transit zu. Foto: Ford

Ansonsten galt im Segment gewerblicher Mobile lange: Praktisch muss so ein Teil sein, robust und zuverlässig. Heißt ja nicht ohne Grund Nutzfahrzeug. Emotionen? Wozu? Mittlerweile denkt man anders. Nur nützlich war gestern. Im neuen E-Transit darf Freude aufkommen. Sogar im harten Alltag. Weil auch ein Transporter mehr bewegen soll als nur Pakete, Werkzeug oder Menschen.

Und so gibt es bequeme Sitze, 12-Zoll-Display – und jede Menge Raum für Handy, Paketscanner, Laptop, Wasserflaschen, Kaffeebecher, Zollstock, Taschenlampe, Handschuhe und all die anderen Dinge, die man den Arbeitstag über halt so braucht. Auch an USB- und 12-Volt-Dosen herrscht kein Mangel. Auf Wunsch ebenfalls im Angebot: Notbrems-Assistent mit Fußgänger-Erkennung, Abstands-Tempomat, Rundum-Kamera, Totwinkel-Späher und Sensoren, die warnen, bevor man sich hässliche Dellen in die lange Flanke fährt.

Fragt sich nur, ob der Chef all die hübschen Kleinigkeiten für mehr Sicherheit und mehr Komfort auch ordert? Üblicherweise ist der Einstandspreis ja das Kriterium schlechthin. Immerhin gibt’s auch in der Basisversion Klima-Automatik, Heizung für Sitze und Frontscheibe sowie das Kommunikationssystem SYNC 4 samt „Always-on“-Konnektivität. Navi inklusive Reichweitenanzeige ist allerdings der besseren Ausstattungslinie „Trend“ vorbehalten.

Gleichzeitig mit dem E-Transit startet „Ford Pro“

Etwas mehr als acht Stunden bei 11 kW an der Steckdose und der E-Transit ist wieder voll. Foto: Ford

Alle E-Transit in Deutschland sind als Lkw zugelassen. Die ersten Serienmodelle rollen derzeit im türkischen Werk Kocaeli vom Band. Das Einstiegsmodell des Kastenwagens startet bei 66.455 Euro (netto: 55.845 Euro). Das ist nicht wenig Geld – allerdings beziffert Ford die laufenden Einsparungen gegenüber einem traditionellen Selbstzünder auf rund 40 Prozent. Schließlich braucht der Strom-Kasten keinen sündhaft teuren Diesel – und die Wartungskosten liegen auch deutlich niedriger. Die Garantie für alle Hochvolt-Komponenten gilt acht Jahre (maximal 160.000 Kilometer).

Gleichzeitig mit dem E-Transit startet auch „Ford Pro“ – eine Art Rundum-Sorglos-Paket. Es umfasst Angebote zu Software, Ladetechnik, Service, Finanzierung und Fuhrpark-Management. Besonders die intelligente Steuerung von Service- und Reparaturarbeiten soll Standzeiten verringern. So ein gewerblicher E-Transit muss schließlich fahren und Geld verdienen.

Lange allein bleiben wird der Strom-Kasten übrigens nicht. Für das kommende Jahr hat Ford elektrische Custom-Versionen von Transit und Tourneo angekündigt, 2024 folgen dann die Courier-Modelle. Und sogar im Heimatmarkt denkt man um. Fords Traditions-Pick-up gibt es mittlerweile als „Lightning“: rein elektrisch und mit 563 PS stärker als alle F-150 vor ihm.

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