Schon die erste Ausgabe des Nissan GT-R versetzte Fahrer und Beifahrer in Entzücken. Mit gesteigerter Leistung auf sage und schreibe 530 PS fährt man mit dem Supersportwagen förmlich von einem Rausch zum anderen.
Von Thomas Flehmer
Der Suchtfaktor steigt mit jedem Moment kontinuierlich an. Ein kurzer Druck auf das Gaspedal und der Nissan GT-R drückt Fahrer und Beifahrer in die Sitze wie ein Flugzeug beim Starten. Es ist vor allem die Art der Beschleunigung, die die von 486 auf 530 verstärkten Pferde des 3,8 Liter großen Sechszylinders und das Drehmoment von 612 Newtonmeter, die zwischen 3200 und 6000 Umdrehungen anliegen, die Insassen von einem Rausch in den anderen versetzen.
In drei Sekunden ist der Nissan GT-R auf 100
Schon im Stadtverkehr wird der rechte Fuß ständig vom Großhirn in Versuchung geführt, das Gaspedal doch etwas mehr als sanft herunterzudrücken. Spätestens auf der Autobahn ist es dann soweit – wenn die linke Spur frei ist. Dann schnellt der Gasfuß nach unten und der in diesem Jahr überarbeitete GT-R nach vorn. Innerhalb von lediglich drei Sekunden sollen die 100 km/h passiert werden. Auch wenn sich die eingefleischten Anhänger im Internet aufregen, ob dieser Wert erreicht werden kann – es ist eigentlich egal, ob es 3,0 oder vielleicht nur 3,5 Sekunden sind. Was zählt ist die rasante Beschleunigung an sich.
Auf der Testfahrt auf dem östlichen Autobahnring von Berlin war bei 310 km/h Schluss - fünf km/h unter der angegeben Höchstgeschwindigkeit. Der Ärger hält sich in Grenzen, zu stark ist das Rauschgefühl der Geschwindigkeit. Aber auch in den "normalen" Geschwindigkeitsbereichen bis 250 km/h ist es eine Freude, den immerhin 1,8 Tonnen schweren Supersportler zu kontrollieren.
Optimales Fahrwerk beim Nissan GT-R
Angst, die Kontrolle über den Supersportler zu verlieren, besteht nicht, das Fahrwerk ist eines der besten, das es derzeit auf dem Markt gibt, die Lenkung spricht sehr direkt an, die Bremsen entschleunigen den Allradler selbst in den höchsten Geschwindigkeitsbereichen optimal. Was fehlt, ist der kernige Sound, den andere Hersteller besser hinbekommen. In den Innenraum des Nissans dringt dagegen eher ein bescheidenes Röhren.
Dabei drückt der optische Auftritt etwas anderes aus. Ein größerer Lufteinlass vor der langen Motorhaube, zwei vergrößerte Endrohre am Heck bringen den GT-R aber auch weiter in Richtung Modell "Ludenschleuder".
13 Liter verbraucht der Nissan GT-R in der Stadt
Im Innern des 2+2-Sitzers, bei dem die beiden hinteren Sitze aber lediglich als Ablageflächen dienen, herrscht der sportliche Purismus vor. Schwarzes Leder und viel Chrom müssen sein, das große Display in der Mitte avanciert aber zum wichtigsten Informationsmittel. Besonders die Getriebeöltemperatur sollte im Blick behalten werden – da hat Nissan aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt, in denen das Getriebe den ein oder anderen Fahrer zur verfrühten Aufgabe zwang und der Anruf beim ADAC folgte. Erst ab einer Temperatur von 75 Grad sollte der GT-R über 4000 Umdrehungen bewegt werden.
Doch auch die Stadtfahrt ist recht interessant. In langsamen Geschwindigkeiten ist das Schalten des Getriebes deutlich zu hören, aber nicht zu spüren. Ein Geräusch, das nicht stört, sondern die Faszination unterstützt. Und die Doppelkupplung schaltet schnell hoch, schon bei knapp über 50 km/h ist der sechste Gang erreicht. 13 Liter sind es trotzdem, die über 100 Kilometer verbraucht werden, denn es gibt ja auch immer wieder die Suchtsequenzen. Auf der Autobahn wurden dagegen die 20 Liter knapp erreicht – der Rauschfaktor ist einfach zu hoch.
Nissan GT-R ab 90.000 Euro
Getrieben wird dieser Faktor durch den Preis. Ab 90.900 Euro steht der GT-R schon gut ausgestattet vor der Tür – ein wahrer Schnäppchenpreis im Vergleich zu den Mitbewerbern und unter dem Genießen der gebotenen Darbietungen.
Mit dieser Leistung beginnen die Derivate aus Zuffenhausen erst weit jenseits der 100.000 Euro-Grenze. Von den italienischen Boliden ganz zu schweigen. Und auch das führt beim Nissan GT-R zum Rausch.