VW T6 Multivan: Unerfüllte Liebe

Praktischer Familientransporter

VW T6 Multivan: Unerfüllte Liebe
Der VW T6 Multivan bietet Platz und Wohlfühlatmosphäre © AG/Flehmer

Der VW T6 ist auch nach mehr als 65 Jahren der Familientransporter überhaupt. Der praktische Multivan verwandelt sich auch in der sechsten Generation in ein rollendes Wohnzimmer.

Von Thomas Flehmer

Verraten Sie es nicht weiter: Ich habe mich verliebt. Die Auserwählte ist nicht gerade eine Schönheit und auch nicht gerade schlank, sondern sogar recht stämmig, aber sie versprüht einen unheimlichen Charme und gibt einem viel Platz zum Leben. Schminke trägt sie nicht, sie ist mehr der praktische Typ, was ihr bei mir eine Unmenge an Sympathie einbringt.

Sie nimmt sich Zeit für mich, wenn ich sie benötige. Und sie spendet die Zeit nicht nur mir, sondern ich kann jederzeit noch bis zu sechs Freunde mitbringen, die sie genauso umsorgt. Auch den Freunden gibt Sie viel Raum, auch wenn Sie sich manchmal versteckt hält zwischen anderen Konkurrentinnen, die sich ebenso um die Gunst bemühen. Doch bei Ihr fühlt sich jeder sofort zuhause.

Gestillte Sehnsüchte

Sie selbst nimmt zwar auch Platz ein, den sie aber auch sorgsam verwaltet. Und wer zu Ihr kommen möchte, der wird schnell angenommen. Sie ist auch nicht der Lautsprecher, wenn Sie sich sportlich gibt. Trotz Ihrer Größe und auch Breite agiert Sie recht wendig, was man Ihr auf den ersten Blick nicht zutrauen würde. In ihrer Sportlichkeit achtet sie aber darauf, dass niemand zu Schaden kommt und sich die ganze Zeit wohlfühlt. Und das ist das Schöne an ihr: Man kann sich fallen lassen und eine Atempause einlegen – jedenfalls sieben von acht Freunden.

Derjenige, der sich nicht fallen lassen kann, kann sich dafür über andere Dinge freuen. So thront er über den meisten anderen, die sich mit ihm den Weg durch die Straßen der Stadt oder über Land teilen. Mit einem großen Lenkrad in der Hand fühlt sich der VW T6 fast schon wie ein kleiner Lkw an, mit dem die Sehnsüchte der Weite gestillt werden können.

Zivilisierte Laufruhe

Der VW T6 Multivan bietet Platz und Wohlfühlatmosphäre
Auch längere Ausflüge sind mit dem VW T6 jederzeit durchführbar AG/Flehmer

Allerdings ist im Bully-Nachfolger nicht ein lauter Diesel zu hören, sondern arbeitet ein 110 kW/150 PS starker TDI sehr zivilisiert unter der Motorhaube. Mit dem Selbstzünder und einem Drehmoment über 340 Newtonmeter ist der T6 bereits gut motorisiert. Die Sprintzeit beträgt zwar 12,9 Sekunden, doch hat der VW genügend Power, um nicht als lahme Ente dazustehen. Immerhin bis 182 km/h zieht der Zweitonner hoch, der trotz seines Gewichtes und seiner Länge von 5,03 Metern sowie 1,92 Metern Höhe auch in der Stadt recht wendig gefahren werden kann. Und der Diesel gibt sich mit guten 6,6 Litern zufrieden.

Die bis zu sieben Insassen können dabei die Fahrt genießen, sie finden in allen drei Sitzreihen genügend Raum für Bein-, Knie- und Kopffreiheit vor. Fahrer und Beifahrer werden von dem VW-typischen Cockpit empfangen und nun auch mit Fahrsicherheitsassistenten wie ein aktiver Abstandstempomat, ein Lane Assist oder Müdigkeitswarner gegen etwaige Beulen abgesichert.

Gediegene Wohnatmosphäre

Der VW T6 Multivan bietet Platz und Wohlfühlatmosphäre
Im Cockpit des VW T6 findet man sich schnell zurecht AG/Flehmer

Das gute Fahrwerk erhöht den Reisekomfort, das variable Sitzsystem mit zwei Drehsitzen verwandelt den Innenraum je nach Gusto in ein Büro oder Wohnzimmer. In der Mitte sowie in der Seitenwand integriert können Tische ausgeklappt werden, sodass das Wohlbefinden gesteigert wird.

Auch wenn die Personen in der ersten Reihe dann etwas ausgesperrt sind, verpassen sie nichts. Der Mitteltunnel ist einem kleinen Gang gewichen, durch den man von vorn nach hinten oder umgekehrt die Sitzplätze wechseln kann. Oder man steigt in engen Parklücken durch die Schiebetüren ein, deren praktischen Wert man besonders dann schätzt, wenn man ihn braucht.

Doch leider nimmt die eigentlich schöne Liebesgeschichte kein Happy End, dafür ein schnelles Ende. In der Ausstattungsvariante Comfortline mit dem gut funktionierenden manuellen Sechsgang-Schaltgetriebe werden bereits zu Beginn 45.291,40 Euro fällig, was leider das eigene Budget übersteigt. Aber verraten Sie es nicht weiter.

Vorheriger ArtikelYamaha Tricity 125: Dreiradroller gegen Schlaglöcher
Nächster ArtikelStadler bleibt fünf weitere Jahre Audi-Chef
Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

Keine Beiträge vorhanden