Opel geht konsequent Richtung E-Mobilität. Dazu gehört auch, dass der von uns getestete Combo-e nur noch als Elektrovariante angeboten wird.
Dass Opel sich wie beim Zafira Life und Vivaro Combi auch beim Combo-e komplett vom Verbrennungsmotor verabschiedet, macht Sinn. Schließlich will der Rüsselsheimer Autobauer ab 2028 zu einer rein elektrischen Marke werden, zumindest in Europa.
Allein in diesem Jahr wird das Portfolio der Stellantis-Tochter über elf elektrifizierte Modelle verfügen. Jüngstes elektrifiziertes Modell wird dann der Astra sein, der in diesem Jahr zunächst als Plug-in-Hybrid vorfährt, eher er ab 2023 auch als reines E-Auto angeboten wird.
Elektromotor mit 136 PS Leistung
Doch zurück zum Combo-e, dem von uns gefahrenen Hochdachkombi. Ausgestattet ist der Combo-e mit dem aus anderen Modellen wie dem Corsa-e oder dem Mokka-e bekannten 136 PS starken Elektromotor. Mit der 50 kWh starken Lithium-Ionen-Batterie werden der Fahrerin oder dem Fahrer im Idealfall eine elektrische Reichweite von bis zu 280 Kilometer nach dem Verbrauchszyklus WLTP in Aussicht gestellt.
Wie immer, wenn es um elektrische Reichweiten geht, sind solche Angaben mit Vorsicht zu genießen. Schließlich hängt es am Ende davon ab, wie das Fahrprofil ausschaut, welche Temperatur gerade vorherrscht – und natürlich, wie die Fahrerin oder der Fahrer mit dem Gaspedal umgeht.
200 Kilometer realistisch
So ist theoretisch mit dem Combo-e eine Spitzengeschwindigkeit von 135 km/h möglich. Doch wer ein Freund von ständigem Topspeed ist, der wird mit dem Combo-e (wie auch mit anderen E-Autos) nicht glücklich. Denn wer der Batterie das Maximum abverlangt, der kann zusehen, wie die Reichweite schmilzt. Eine Reichweite von um die 200 Kilometer rückt dann in weite Ferne. Angesichts der verschiedenen die Reichweite beeinflussenden Faktoren weist Opel auf seiner Webseite dann auch vorsorglich darauf hin, dass Differenzen von bis zu 35 Prozent beim Verbrauch möglich sind. Der Winter ist halt kein Freund der E-Mobilität.
Doch auch derjenige, der es umsichtiger mit dem Gaspedal angehen lässt und sich mit einem Tempo von 110 und 120 Kilometer bewegt – der schafft es bei Außentemperaturen von minus 7 Grad auf der Fahrt von Berlin nach Hameln nicht, den Verbrauch des Combo-e auf unter 20 kWh (19,3 bis 20 kWh nach WLTP) zu bringen. Auf der Autobahn lagen wir bei 25,3 kWh – und das (trotz der Außentemperatur) im effizienten Ecomodus. In der Stadt, wo sich der Hochdachkombi der Rüsselsheimer angesichts häufiger Rekuperation wohler fühlt – konnten wir ihn bei dann nicht mehr ganz so kalten Temperaturen (8 Grad) mit 19,4 kWh bewegen, ebenfalls im Eco-Modus. Wer das Optimum aus seiner Batterie herausholen will, für den gibt Opel auf seiner Webseite im Bereich „E-Mobilität“ einige Tipps zur Reichweitenoptimierung.
35 kWh in 37 Minuten geladen
Und wie schaut es mit der Ladeleistung aus? An einem Schnelllader lässt sich die Batterie mit 100 kW laden. So sollen unter Optimalbedingungen 30 Minuten reichen, um sie wieder auf 80 Prozent zu bringen. Unseren ersten Ladestopp an einem Schnelllader an einer Aral-Tankstelle in Magdeburg erreichten wir mit einem Ladestand (SOC) von 9 Prozent (SOC bei Abfahrt war 98 Prozent). Nach 36:59 Minuten hatten wir 79 Prozent erreicht; die geladene Energie lag zu diesem Zeitpunkt bei 35,45 kWh und die Ladeleistung bei 22,1 kW. Wer sich derzeit die Foren über Ladezeiten von E-Autos im Winter anschaut, wird feststellen, dass sich der Combo-e damit noch recht wacker zeigt.
Klar, Reichweite ist für viele noch eines der wichtigsten Themen bei der E-Mobilität. Schließlich möchte man bei der Fahrt zu Freunden nicht allzu lange an der Ladestation. Doch es halt nicht alles – dafür ist der Combo-e der Beweis. Denn der Hochdachkombi – der in zwei Längen (4,40 Meter und 4,75 Meter) angeboten wird, bietet seinen Passagieren viel Platz, auch in der von uns gefahrenen kleineren Variante. Fünf Personen finden bequem Platz, der Zugang in den Fond erfolgt über die hinteren Schiebetüren.
Ausreichend Platz für die Familie
Wer Platz sucht, der bekommt ihn nicht nur als Passagier, sondern auch im Kofferraum. Hier lassen sich bis zu 2126 Liter unterbringen. Wer ihn beladen will, muss beim Einparken aber etwas genauer hinschauen. Denn die Heckklappe hat einen ausladenden Schwenkbereich. Hinter der Rückbank befindet sich vor der Heckklappe übrigens noch eine Dachbox, in der sich Kleinigkeiten für den Familienurlaub unterbringen lassen. Wer Kinder hat, der lernt so etwas schnell zu schätzen.
So wie sich der Combo-e beim Platz nicht verstecken braucht, trifft das auch auf seine Fahreigenschaften zu. Aufgrund der im Unterboden verbauten Batterien liegt der Combo satt auf der Straße, lässt sich erstaunlich leicht selbst durch enge Straßen fahren. Das macht ebenso viel Spaß wie das sanfte Beschleunigen. Dabei hat der Fahrer die Wahl unter den drei Fahrmodi Eco, Normal und Power zu wählen.
Vielzahl von Assistenten
Und auch bei den Fahrassistenzsystemen lässt der Combo kaum Wünsche offen: Ein Frontkollisionswarner gehört ebenso zum Aussttatungsumfang wie ein Totwinkelwarner, eine Verkehrsschildererkennung und ein Parkassistent. Zwar bietet der Combo-e eine gute Rundumsicht, doch die Rückfahrkamera erleichtert das Einparken doch deutlich.
Der von uns gefahrene Combo in der Ausstattungsvariante Life hat indes seinen Preis. Er startet bei selbstbewussten 38.850 Euro. Ein Preis, von dem man dann aber noch die Kaufprämie abziehen kann, die es noch bis Ende des Jahres gibt. Damit ist der elektrische Hochdachkombi dann für unter 30.000 Euro zu haben. Klar, kein Schnäppchen, doch sieht man von dem zu dieser Jahreszeit hohen Verbrauch ab, bekommt man ein ziemlich überzeugendes Fahrzeug. Wenn es denn einen Wunsch an die Verantwortlichen in Rüsselsheim gäbe: Bitte verschafft dem Combo-e etwas mehr Reichweite – so um reale 300 Kilometer wären klasse. Dann kann man diesen Hochdachkombi auch voller Überzeugung nicht nur für die Stadt, sondern auch für die Langstrecke empfehlen.