Wer spart am meisten?

VW Golf 1.4 TSI - Mini Cooper Diesel

Dieselkraftstoff kostet fast genauso viel wie Benzin und Super. Lohnt es gerade bei einem kleinen Fahrzeug noch, sich für einen Selbstzünder zu entscheiden? Im Test: Klasse-Diesel gegen Spitzen-Benziner.

Von Stefan Grundhoff und Stefan Zaumseil

Auch wenn der VW Golf der fünften Generation in den letzten Zügen liegt und im Herbst offiziell abgelöst wird. Nach wie vor ist der Wolfsburger Seriensieger das Maß der Dinge, wenn es um die Kompaktklasse geht. Der Golf kann beides - Diesel und Benzin - und ist in beiden Disziplinen gleichermaßen begehrt. Nachdem der müde Golf 1.6 TSI vom innovativen und deutlich besseren Direkteinspritzer mit Turboaufladung namens 1.4 TSI abgelöst wurde, sind im eigenen Hause auch die lange Jahre so unangefochtenen TDI-Modelle unter Druck geraten. Auch bei neuen Golf VI werden die sparsamen Turbo-Direkteinspritzer die technischen Aushängeschilder sein. Kleiner Hubraum und große Leistung heißt die Devise. So wird der 1,4 Liter große Vierzylinder in drei Leistungsstufen mit 122, 140 und 170 PS angeboten. Beim kleinen Basismodell verspricht VW einen Verbrauch von 6,3 Litern Super auf 100 Kilometern. Mit DSG soll sich der Durst sogar auf 5,9 Liter reduzieren.

Moderate Lautstärke

Wie sparsam ein Benzin-Direkteinspritzer zeigen kann, muss ein Vergleich mit dem trendigen Sparmeister aller Klassen zeigen. Der Mini Cooper sieht nicht nur gut aus, sondern ist gerade als Dieselversion sparsam wie kein anderer. Der britische BMW-Ableger Mini stellt einen eindrucksvollen Durchschnittsdurst von 3,9 Litern Diesel auf 100 Kilometern in Aussicht - Hightechaggregat und Start-Stopp-System machen es möglich. Der kleine Vierzylinder mit 1,6 Litern Hubraum kommt aus dem Hause Peugeot und leistet 80 kW / 109 PS. Der Vierzylinder entwickelt mit Hilfe eines Turboladers 240 Newtonmeter Drehmoment.

Das Geräusch des Selbstzünders ist stets präsent, wirkt in seiner moderaten Lautstärke aber nie störend. Von unten heraus geht es kraftvoll zur Sache und man gewöhnt sich schnell an die Tatsache, dass beim Ampelstopp der Motor ausgeht. Hier wird Dank Start-Stopp Kraftstoff gespart. Eingekuppelt und es geht fröhlich weiter. Wer will, kann die Funktion auch ausschalten. Die Fahrleistungen sind allemal ausreichend und nicht zuletzt Dank der bekannten Mini-Qualitäten wie Fahrwerk, Lenkung und präziser Sechsgang-Schaltung kommt jede Menge Fahrspaß auf. Wer will, schafft knapp 190 km/h.

Mehr Fahrspaß mit Mini

Der Golf besitzt die stärkeren Motorleistung, der Mini bringt mehr Fahrfreude Foto: press-inform

In Sachen Fahrspaß steht der Golf trotz des Plus an Motorleistung spürbar zurück. Er ist besonders sparsam zu bewegen, wenn man ihn mit dem optionalen Doppelkupplungsgetriebe ordert. Das hat mittlerweile sieben Schaltstufen und lässt den 1,3 Tonner bereits bei Tempo 50 im sechsten Gang dahinrollen. An die niedrigen Drehzahlen muss man sich nur optisch und akustisch gewöhnen - den Rest macht das Getriebe.

Doch der Magerbetrieb, den der einfach aufgeladene Turbo ermöglicht, hat eine kleine Schattenseite. Beim Rangieren aus engen Parklücken oder einem forschen Ampelstart aus Tempo null muss man durch ein kleines Turboloch. Schon ab 1.250 Umdrehungen stehen dann zwei Drittel des maximalen Drehmoments von 200 Newtonmetern zur Verfügung. Um den vollen Schub zu genießen, muss man nur bis 1.500 U/min Umdrehung warten. So etwas konnten früher nicht einmal die Diesel.

Mini deutlich sparsamer

Schönere Form spricht für den Mini Foto: Mini

Der Bestseller Typ Golf beschleunigt in 9,4 Sekunden auf 100 Km/h, eine halbe Sekunde schneller als sein unwilliger Vorgänger, der 1.6 FSI. 200 km/h sind allemal drin, auch wenn es ab Tempo 170 recht träge wird. Dafür ist man sparsam unterwegs. Zwar wurde bei es bei umfangreichen Tests mit einer realen Mischung aus Stadtverkehr, Landstraße und Autobahn nichts mit den versprochenen 5,9 Litern Super per 100 Kilometern. Doch auch die realen 7,2 Liter können sich sehen lassen.

Auch der Mini blieb hinter seinen hohen Vorgaben zurück. Der offizielle Durchschnittsverbrauch des Mini Cooper Diesel liegt bei 3,9 Litern. Beim lässigen Landstraßencruisen lag der deutsche Brite bestenfalls bei 4,1 Litern Diesel auf 100 Kilometern. Real wurden es mit entsprechenden Strecken auf Autobahnen, in Citys und über Land exakt 5,2 Liter. Immer noch ein guter Wert und ein Beweis dafür, dass sich Dynamik und Kraftstoffersparnis nicht ausschließen müssen. Wäre der Mini auf mit einer innovativen Doppelkupplung bekommen, wären mindestens 0,2 bis 0,4 Liter Diesel weniger drin.

Benzin vor Diesel

Vorteil Benziner aufgrund der Dieselmehrkosten bei der Anschaffung Foto: press-inform

Diesel oder Benziner ist längst keine Frage der Anschauung mehr. Das zeigt der Vergleich zwischen Mini Cooper Diesel und VW Golf 1.4 TSI deutlich. Sparsam können beide, doch die Sparpotenziale sind bei einem Selbstzünder nach wie vor etwas größer. Trotzdem dürfte ein innovativer Benziner, mit Turboaufladung und Direkteinspritzung, für die meisten die richtige Möglichkeit sein.

Hier spart man sich die teuren Dieselmehrkosten bei der Anschaffung und profitiert gleichermaßen von guten Fahrleistungen und einem sparsamen Verbrauch. Da wird die Luft auch für einen Hybridantrieb dünn. Gerade in der Klasse der Kompaktautos sind Mehrkosten und Mehrgewicht der Hybridmodelle wie Toyota Prius und Co. kaum wieder reinzuholen. Eine intelligente Abkopplung der Nebenaggregate und eine Start-Stopp-Automatik erledigen schon eine ganze Menge. Wenn im Zusammenspiel noch ein Direktschaltgetriebe Marke DSG, DKG oder Powershift mitspart, liegt das Drei-Liter-Auto zumindest in der umkämpften Kompaktklasse in erreichbarer Nähe.

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