Treffen der Citroen-Generationen

Treffen der Citroen-Generationen
CX 25 (links), C6 © Foto: press-inform

Beide sind wahrhaftige Schönheiten. Der legendäre Citroen CX 25 war der Traum einer ganzen Generation. Diese Sporen muss sich der neue Citroen C6 erst noch verdienen.

Von Stefan Grundhoff

Geht es um den CX 25 kommt Citroen-Fan Frank Jesse schnell ins Schwärmen. Sein Herz gehört eigentlich der königlichen DS; aber seinen CX mit dem Kennzeichen K-CX 485, nein auf den lässt er nichts kommen. Im Mai 1985 produziert, stand der exklusive Prestige in dezentem grau mit schwarzem Vinyldach rund ein Jahr beim Händler, ehe sich ein Käufer erbarmte. Der lange Radstand ist bei den CX-Modellen der Serie 1 eine wahre Rarität. In Deutschland gibt es wohl kaum mehr als 50 Stück auf der Straße.

Wie auf Wolken

CX 25 (links), C6 Foto: press-inform

Hinten sitzt man im «Prestige» wie auf Wolken. Man fällt geradezu in die viel zu weichen Velourspolster und nimmt die beinahe grenzenlose Beinfreiheit mit einem friedvollen Kopfnicken zur Kenntnis. Viele Citroen-Fans von einst sind es bis heute geblieben. Frank Jesse und Citroen - das gehört einfach zusammen. Bereits als Jugendlicher jobbte er beim örtlichen Händler - der Firma Beyel im Bergischen Land. Mit 21 gab es dann den ersten eigenen Citroen: einen CX 2000 GT.

Ganz so üppig dimensioniert geht es im Enkel des CX 25 nicht zu. Der C6 ist das neue Aushängeschild französischen Automobilbaus. Elegant, edel und eine Spur abgehoben. Nach dem fast hausbackenen XM endlich wieder eine Citroen-Limousine, die das Zeug zur Königin hat.

C6 fällt bei Sitzprobe durch

Kaum Kopffreiheit im C6 Foto: press-inform

Die Sitzprobe findet selbstverständlich im Fond statt. Bei einer Größe von 1,90 Metern fällt der C6 glatt durch. Design statt Funktion. Der Kopf stößt ans Dach und die Kopfstützen eignen sich gerade einmal für den heranwachsenden Nachwuchs. Keine Ahnung wie Frankreichs Ministerpräsident Chirac hier seinen Kopf unterbringt. Eine Luxuslimousine des 21. Jahrhunderts muss mehr bieten.

Nicht nur bei der Positionierung, sondern gerade beim Design liegen CX und C6 trotz 25 Jahren Entwicklungslücke auf einer Linie. Beide Fronten charismatisch und einzigartig; die Seitenlinien könnten ähnlicher kaum sein und die konkaven Heckscheiben setzen dem ganzen die Krone auf. Dass die Sicht nach hinten alles andere als rosig ist, wird zumindest heute von intelligenten Einparkhilfen ausgeglichen. Früher half nur die nötige Erfahrung. Ging aber auch. Dafür hielten die Chromstoßstangen mehr aus.

Headup-Display statt Lupentacho

Der CX 25 ist nicht nur für sein elegantes Design, sondern auch für seine Liebe zum Rost bekannt. «Als ich den CX vor rund fünf Jahren kaufe, habe ich den Dachhimmel und sämtliche Verkleidungen ausgebaut», sagt Jesse, «bei einem Bekannten habe ich 15 Liter Fett in alle Ecken geblasen. Das sollte gegen den Rost reichen.» Sein 25er steht da wie frisch aus dem Laden. Ob der Wagen 86.000 oder 186.000 Kilometer auf der Uhr hat, weiß er nicht. «Bei diesem Zustand unwichtig», so Jesse.

Dem Innenraum sieht man den Altersunterschied zum C6 dagegen deutlich an. Über die Jahre hatte sich das Interieur des in den 70er Jahren präsentierten CX 25 kaum verändert. Lupentacho und verstreute Bedienelemente sieht man im jüngsten CX-Nachfolger vergebens. Abgesehen vom Lichtmodul am Blinkerhebel sind die Schalter dort, wo man Sie erwartet. Verarbeitung und Übersichtlichkeit - das passt. Der rückstellende Blinker gehört seit Jahren auch bei Citroen dazu. Zudem gibt es elektrische und beheizte Sitze vorn und hinten, ein Headup-Display und einige Annehmlichkeiten, die selbst längere Strecken zu einer echten Reise werden lassen.

Handschalter ruhiger als Dreigang-Automatik

Der Motor des CX 25 Foto: press-inform

Das war vor 20 Jahren kaum anders. Entspannter als in einem 4,92 Meter langen CX 25 Prestige mit langem Radstand konnte man kaum unterwegs sein. Zumindest wenn man im um 20 Zentimeter verlängerten Fond Platz genommen hatte. Motor, Fahrwerk und Getriebe hinkten der deutschen Oberklasse um Meilen hinterher. Das Schmuckstück aus der Sammlung von Frank Jesse ist mit einem 2,5 Liter großen Vierzylinder (100 kW / 138 PS) und einem manuellen Fünfgang-Getriebe ausgestattet. «Der Wagen läuft als Handschalter deutlich ruhiger», so Citroen-Experte Immo Mikloweit, «die Dreigang-Automatik kostete damals 1900 Mark Aufpreis und drehte sehr hoch.»

Bei den Fahrleistungen muss sich der CX 25 Prestige nicht verstecken. Die 200er-Marke ist auch heute noch kein Problem. Ein bisschen flotter ist der neue C6 mit 230 km/h dann doch unterwegs. Citroen setzt dabei insbesondere auf den bekannten 2,7-Liter-Diesel, der gemeinsam von PSA und der Ford Motor Company entwickelt wurde. 207 PS und 440 Nm sorgen für einen lässigen Vortrieb. Standesgemäß: Sechsgang-Automatik und Partikelfilter. Damals reine Zukunftsvisionen.

Preis blieb gleich - nur Währung wechselte

Ihre einzigartige Stellung in der Automobillandschaft haben beide Citroen-Generationen gemein. Der CX 25 Prestige war in seiner Zeit ein extravaganter Außenseiter für Visionäre. So wie heute der C6. Bei der Preisgestaltung liegen beide nicht allzu weit auseinander - zumindest wenn man den Wechselkurs D-Mark zu Euro vergisst. Frank Jesse hat die alten Unterlagen in der Hand. Sein CX 25 Prestige kostete mit einigen Annehmlichkeiten knapp über 40.000. Der neue C6 ist ab 42.500 - allerdings Euro zu haben. Das Topmodell C6 Exclusive verschlingt mindestens 52.000 Euro.

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