Toyota hofft mit neuem Prius auf Durchbruch der Hybridtechnik

Mit der zweiten Auflage des Prius will Toyota die Kunden endlich von den Vorteilen des Hybridkonzeptes überzeugen. Die teure Technik treibt jedoch den Preis nach oben.

Stefan Grundhoff

Der Autohersteller Toyota steht in Deutschland vor einem Dilemma. Mit dem Prius haben die Japaner schon seit drei Jahren ein Fahrzeug mit einem innovativem Hybridmotor im Programm. Am Massenmarkt ging der «Saubermann» jedoch vorbei. Beim zweiten Prius soll alles anders werden. Mit mehr Fahrdynamik und einem verbesserten Antriebskonzept sollen im Jahr 2004 insgesamt 2000 Fahrzeuge abgesetzt werden. Allerdings hat die Technik immer noch ihren Preis.

Motor startet nach Tastendruck

Im Vergleich zu seinem Vorgänger wurden sowohl Benzin- als auch Elektromotor beim Prius deutlich verstärkt. Beim Anfahren wird der Mittelklassewagen von seinem immerhin 68 PS starken E-Motor angetrieben. Der stellt bis zu einer Drehzahl von 1200 Touren ein beachtliches Drehmoment von 400 Nm zur Verfügung. Hat der Prius erst einmal seine Rollgeschwindigkeit erreicht, schaltet er automatisch auf Benzinbetrieb um. Dann läuft der Antrieb über das konventionelle 1,5-Liter-Aggregat mit 57 KW/78 PS. Der Fahrer merkt von alledem wenig.

Der Zündschlüssel wird nicht gedreht, sondern der Motor startet nach einem Druck auf Startertaste und Gaspedal. Der Antrieb läuft über ein elektronisch gesteuertes, stufenloses Automatikgetriebe.

Batteriezellen laden sich selbst auf

Bei normalem Fahrbetrieb oder beim starken Bremsen wird zudem der Generator des Elektromotors wieder aufgeladen. Die Batteriezellen sitzen unsichtbar hinter der Rückbank, flach im Kofferraum. Daher muss der Toyota Prius nicht an die Steckdose, sondern versorgt sich selbst mit Elektroenergie.

Damit der Prius bei einem Überholvorgang nicht auf der Strecke bleibt, greifen beim starken Beschleunigen Benzinmotor, Elektromotor und Batterie gleichzeitig ein und verhelfen dem Fronttrieber zu respektablen Fahrleistungen. Den Spurt 0 100 km/h schafft das Hybrid-Fahrzeug in 10,9 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 170 km/h. Toyota verspricht einen realistischen Durchschnittsverbrauch von 4,3 Litern Super auf 100 Kilometern.

Bedienelemente am Lenkrad angebracht

Optisch präsentiert sich der Toyota zumindest etwas gefälliger als sein Vorgänger, allerdings bleibt das Styling der Außenhaut gewöhnungsbedürftig. Das trifft auch auf das Innere zu: Bis auf wenige Ausnahmen befinden sich sämtliche Bedienelemente am Lenkrad. Da stören die Digitalinstrumente und die wenig ansprechende Mittelarmlehne schon weniger. Gut platziert ist allein der große Multifunktions-Bildschirm in der Mittelkonsole. Er liefert neben Navigations- und Soundsystem auch die Bedienmöglichkeit für die elektrische Klimaautomatik und Informationen über den Betriebszustand des Hybridmotors.

Unbequeme Sitze

Der neue Prius bietet einen üppig bemessenen Kofferraum.

Das Platzangebot im Prius ist besonders im Fond üppig. Der verlängerte Radstand kommt insbesondere den Passagieren in der zweiten Reihe zugute. Die Sitze können sich mit dem Klassenstandard von Golf- oder gar A-4-Klasse jedoch nicht erfolgreich messen. Der Verstellbereich ist besonders für groß gewachsene Fahrer zu klein, die Sitzfläche ist zu kurz und der Seitenhalt hält sich ebenfalls in Grenzen. Die Bein- und Schulterfreiheit auf der Prius-Rückbank ist beeindruckend. Jedoch haben Personen über 1,75 Meter Probleme mit der stark abfallenden Dachlinie und stoßen mit dem Kopf an. Erfreulicher präsentiert sich da schon das Gepäckabteil. Der Kofferraum wuchs im Vergleich zum Vorgänger auf 408 Liter, bei umgeklappter Rückbank sind es über 1200 Liter Stauraum.

Umfangreiche Serienausstattung

Im Alltagsbetrieb kann der Toyota Prius überzeugen. Die intelligente Umschaltung zwischen den verschiedenen Antriebsformen läuft ohne Probleme ab. Der Fahrer merkt bei Anfahren nur am fehlenden Motorgeräusch, dass er in einem Auto mit alternativem Antriebskonzept sitzt. Das Fahrverhalten des Prius ist betont komfortabel ausgelegt. Die Lenkung arbeitet leichtgängig, vermittelt jedoch keinen guten Kontakt zur Fahrbahn. Die Bremsen packen kräftig zu.

Die Sicherheitsausstattung des Toyota Prius ist komplett. Elektronisches Stabilitätsprogramm (VSC +), Front- und Seitenairbags vorn sowie Kopfairbags vorn und hinten bilden das Sicherheitspaket. Die Serienausstattung der Basisversion «Sol» ist mit Klimaautomatik, Alufelgen, CD-Soundsystem oder elektrischen Außenspiegeln ebenfalls umfangreich. Gegen Aufpreis ist ein DVD-Navigationssystem (2400 Euro) und Metalliclack (400 Euro) erhältlich. Zuletzt der Preis: Das Basismodell kostet 23.900 Euro, der «Executive» 1.500 Euro mehr.

Fehlende staatliche Förderung

Bei dem angesichts des Technik- und Entwicklungsaufwandes durchaus angemessenen Preis dürfte sich das Kaufinteresse aber auch weiterhin im Rahmen halten. Zumal eine staatliche Förderung für das alternative Antriebskonzept nicht in Sicht ist. In einigen Nachbarländern ist man hier deutlich weiter. In den Niederlanden wird der Kauf eines Hybridfahrzeugs mit atemberaubenden 7562 Euro gefördert. In Schweden sind es immerhin mehr als 500 Euro.

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