Der Skoda Octavia RS sorgt für blendende Verkaufszahlen. Doch was macht den RS nur so attraktiv? Neben seinem Preis ist es vor allem seine Performance und seine Unaufdringlichkeit, so man denn nicht mit der Limousine unterwegs ist.
Von Frank Mertens
So etwas nennt man gemeinhin eine Erfolgsgeschichte. Mit dem Marktstart des neuen Skoda Octavia RS hat das sportlichste Modell der VW-Tochter seinen Anteil an den Verkäufen um satte 30 Prozent im Vergleich zum Vorgänger gesteigert. Damit hatten selbst die kühnsten Optimisten bei den Tschechen nicht gerechnet. Doch was hat dieses Auto nur, was es bei den Kunden so beliebt macht?
Es gibt eine Vielzahl von Gründen: Da ist zum einen der Preis: für 29.590 Euro bekommt man die Limousine mit dem 220 PS starken 2.0 TSI-Motor vor die Tür gestellt. Der gleiche Motor übrigens, der auch den VW Golf GTI auf Vordermann bringt. Wer sich für den Kombi entscheidet, der muss dafür übrigens nur 660 Euro mehr bezahlen – und bekommt damit auch gleich das weniger polarisierende Fahrzeug geliefert.
Denn die Limousine, mit der wir auch bei unseren Testfahrten unterwegs waren, wird mit einem Heckspoiler angeboten. Der ist zwar notwendig für den besseren Anpressdruck der Hinterräder, aber damit büßt der Octavia RS leider einen seiner Vorteile ein: seine Unaufdringlichkeit.
Überraschte Blicke beim Überholen
Zwar ist der RS mit einem bärenstarken Vierzylinder-Motor mit einem maximalen Drehmoment von 350 Nm (zwischen 1500 und 4400 Touren) unterwegs, doch diese Sportlichkeit sieht man ihm halt nicht an. Und damit hat man den Überraschungseffekt auf seiner Seite, wenn man auf der Autobahn bei Tempo 140 noch einmal locker zum Überholen ansetzt und sich an den überraschten Blicken anderer Autofahrer freuen kann. Die kann man übrigens bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von 248 km/h erleben. Topspeed ist zwar nett, aber noch mehr Spaß macht der RS auf der Landstraße. Denn hier kann der Tscheche seine Stärken entfalten.
Da brilliert er nicht nur mit einem satten Antritt, der ihn in gerade einmal 6,8 Sekunden auf Tempo 100 katapultiert, sondern vor allem durch eine wirklich gute Fahrdynamik. Selbst bei schlechten Straßenverhältnissen lässt sich der RS nicht aus der Ruhe bringen und führt den Fahrer ohne Nervositäten auch durch schnell genommene Kurven. Zur Serienausstattung des RS gehört auch eine Querdiffenrenzialsperre (XDS), die ihr Übriges zur guten Fahrdynamik beiträgt.
Die elektromechanische Lenkung ist sportlich abgestimmt, spricht direkt an und vermittelt dem Fahrer dabei eine gute Rückmeldung. Und der Verbrauch? Hier werden 6,2 Liter in Aussicht gestellt, die bei den Testfahrten jedoch klar verfehlt wurden. Hier standen im Mixed am Ende 7,8 Liter auf dem Bordcomputer – ein dennoch akzeptabler Wert für ein Fahrzeug mit so viel Leistung.
Assistenzsysteme ordern
Wer beim Kauf des RS finanzielle Reserven hat, der sollte sich auf jeden Fall bei den Fahrassistenzsystemen in der Zubehörliste umschauen. Hier findet er für gerade einmal 610 Euro Aufpreis einen Abstandsassistenten samt City-Notbremsfunktion. Für 50 Euro lässt sich ein Müdigkeitswarner ordern. All dies macht das Fahren auf der Autobahn und auch in der Stadt deutlich sicherer. Die Systeme funktionieren einwandfrei und sorgen bei stupider Autobahnfahrt den Fahrer merklich.
Im Innenraum des RS herrscht Sachlichkeit, was ja nichts Schlechtes ist. Hier findet sich auch der sofort zurecht, der zuvor noch nie in einem Skoda gesessen hat. Über zu wenig Platz braucht sich im Fond des RS auch niemand beklagen: selbst Großgewachsene finden hier ausreichend Knie- und Kopffreiheit vor, um auch nach längerer Fahrt recht entspannt aus dem RS aussteigen zu können. Im Kofferraum lassen sich bei der Limousine 590 Liter, beim Kombi sind es 610 Liter. Ein weiterer Grund, sich für diese Karosserievariante zu entscheiden. Das Gros der Kunden bevorzugt übrigens den Kombi. Auf ihn entfallen rund zehn Prozent der RS-Verkäufe. Die Skoda-Kunden haben halt einen guten Geschmack.