Saab 9-3 SportCombi 2.8 V6: Schwedischer Kraftprotz

Der 9-3 SportCombi ist für Saab ein Hoffnungsträger. Mit ihm wollen die Schweden im Segment der mittelgroßen Kombis der Premium-Klasse Fuß fassen. Die Chancen dafür stehen gut – trotz Schwächen beim ersten Fahrtest.

Frank Mertens

Jan-Ake Jonsson lässt erst gar keine Missverständnisse aufkommen. Der neue SportCombi 9-3 ist für Saab nicht irgendein Auto. Der schwedische Autobauer legt in sein neues Produkt ganz besondere Erwartungen. «Er soll ein Bestseller werden», sagte der geschäftsführende Saab-Direktor bei der Vorstellung des SportCombis in Trollhättan.

Seinen Marktstart wird der SportCombi im September feiern. Allein in Deutschland will man von ihm bis zum Jahresende 1000 Fahrzeuge verkaufen. Mit seinem neuen Fahrzeug erweitert Saab nach der Limousine und dem Cabrio seine Modellpalette - und die Ausrichtung dabei ist klar. Mit dem 9-3 SportCombi will man in der Premium-Mittelklasse Fuß fassen, wie Jonsson erklärt. Und die Konkurrenz, der man sich dort stellt, ist mit dem Audi A4 Avant und dem BMW 3er beachtlich. Doch davon lassen sich die Schweden nicht beeindrucken. Mit Blick auf ihr neues Auto strotzen sie geradezu vor Selbstbewusstsein.

Gelungenes Design

Das Heck des 9-3 SportCombi Foto: Werk

Und so, wie der neue SportCombi vor einem steht, dürfen die Saab-Verantwortlichen zu Recht stolz sein: Das Design ist rundherum gelungen. Die Seitenlinie steigt nach hinten leicht an, was dem SportCombi sein dynamisches Aussehen verleiht. Hinzu kommt die saab-typische Form eines Hockeyschläger in der D-Säule - also dort, wo das hintere dritte Seitenfenster ist. Besonders markant ist das Heck mit seiner abfallenden Dachlinie mit Milchglasstreuscheiben, hinter denen sich LED-Leuchten befinden. Für den US-Markt, für Saab der wichtigste, sind die Streuscheiben eingefärbt. Ein integrierter Heckspoiler verlängert zudem das Profil der Dachlinie. An der hoch öffnenden Heckklappe, die durch die Verwendung von Aluminium gewichtsreduziert wurde, befindet sich ein Zierleisten-Einsatz aus gebürstetem Aluminum. Er soll den Premium-Charakter des SportCombi unterstreichen.

Das Cockpit des Saab 9-3 SportCombi. Foto: Werk

Im Großen und Ganzen erfüllt auch der Innenraum diesen Premium-Anspruch: Die Instrumente sind übersichtlich gestaltet und befinden sich dort, wo man sie intuitiv erwartet. Einzig die Einfassung der Instrumente wird dem selbsterhobenen Anspruch der Saab-Leute an ein Premium-Produkt nur bedingt gerecht: Die plastikumrahmte Instrumenteneinfassung wirkt im ansonsten wertig anmutendem Innenraum deplaziert. Für einen Kombi bietet der 9-3 zudem zu wenig Ablageflächen: Zwar verfügt er über ein großes Handschuhfach und eine ausreichend große Mittelkonsole, doch in den Türen würde man sich doch etwas mehr Platz wünschen. Und da wir schon beim Kritisieren sind: Die Längs- und Höhenverstellung des Lenkrades ist arg weit unterhalb der Lenksäule angebracht: Hier muss man sich schon sehr weit nach vorn legen, um sie zu erreichen. Aber das sind nur Marginalien, die den guten Gesamteindruck nur partiell berühren.

Gute Sitze

Die Seitenlinie steigt nach hinten an. Foto: Werk

Bequem sind die Sitze, selbst für großgewachsene Fahrer. Sie finden eine ausreichend lange Sitzfläche vor. Einzig der Seitenhalt könnte besser sein. Das Platzangebot für Fahrer und Fondpassagiere ist mehr als akzeptabel, selbst im Fond kann auf den äußeren Plätzen bequem Platz genommen werden. Auf dem Mittelsitz sollte man seine Mitfahrer aber nur für wirklich kurze Strecken platzieren, alles andere mag man ihnen nicht zumuten. Nicht überwältigend fällt das Kofferraumvolumen aus: Es liegt bei 419 beziehungsweise 1273 Litern. Andere Kombis haben da mehr zu bieten.

Topmodell hat 250 PS

Die Rueckleuchten des neuen Saab. Foto: Werk

Doch kommen wir zu den Fahreigenschaften des neuen SportCombis, den Saab mit sechs Benzin- und zwei Dieselmotorisierungen offeriert. Von uns gefahren wurde das Topmodell, der 2.8 Liter V6 Turbomotor mit Sechsgang-Schaltgetriebe: Er ist mit seinen 184 kW/250 PS ein wahres Kraftpaket und verfügt über einen satten Sound. Mit einem maximalen Drehmoment von 320 Nm, das übrigens ab 2000 und 4500 Umdrehungen pro Minute anliegt, bietet der V6 imposante Fahrleistungen. So beschleunigt er von Null auf 100 km/h in 6,9 Sekunden; von 80 auf 120 km/h schafft er es im fünften Gang in 8,5 Sekunden. Der Verbrauch soll sich nach Herstellerangaben auf 10,2 Liter belaufen.

Doch die beeindruckende Kraftentfaltung des 250 PS-Boliden wird durch seine Traktion getrübt - und das sogar deutlich. Seine PS-Zahl in Verbund mit dem Drehmoment kann der 9-3 SportCombi als Fronttriebler nur schwerlich auf die Straße bringen. Wer mit ihm schnell beschleunigen will und das auch noch auf schlechten Untergrund, der muss ein leichtes Ausbrechen einkalkulieren. Ein Umstand, der zu unangenehmen Situationen führen kann.

Glaubt man den Saab-Experten, dann liegt das an den 18 Zoll großen Reifen aus der Vorserie, mit der die Testwagen bei der internationalen Fahrpräsenttion ausgestattet waren. Wie ein kurzer Fahrtest mit 17 Zöllern zeigte, verbessern sich die Fahreigenschaften in der Tat. Doch optimal sind sie auch mit dieser Bereifung nicht. Bei Saab hat man das Problem erkannt und arbeitet an der Lösung des Problems.

Sieht man von dem Punkt der problematischen Fahrstabilität mit den 18-Zoll-Reifen ab, hat Saab mit dem SportCombi 9-3 ein Auto konzipiert, dass der etablierten Konkurrenz in der Premium-Mittelklasse durchaus den ein oder anderen Kunden abjagen dürfte.

Der Preis für den von uns gefahrenen 2.8 V6 in der Ausstattungsvariante Aero beginnt bei 37.950 Euro. Das 1.8i Einstiegsmodell mit 90 kW/122 PS geht bei 25.400 Euro los. Dafür bekommt der Kunde dann aber auch schon elektrische Fensterheber, verstellbare Außenspiegel und eine Klimaanlage mitgeliefert.

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