Braucht man so ein Auto? Scheinbar! Es gibt Kunden, die auf einen Porsche 911 GT3 RS mit dem 1,70 Meter breiten Heckspoiler geradezu gewartet haben.
Was sind das eigentlich für Menschen, die mit einem gut 1,70 Meter breiten Heckspoiler an ihrem Auto unterwegs sind, die dessen Rücksitze gegen ein Geflecht aus Stahlrohren eintauschen und die sich mit einer Textilschlaufe anstelle eines ordentlichen Türgriffs begnügen? Und die vor allem mal eben gut 200.000 Euro übrig haben.
Andreas Preuninger, bei Porsche für die heißen GT-Renner verantwortlich, hat die Antwort schnell parat: „Die Kundschaft ist zumeist zwischen 30 und 50 Jahre alt und hat eine Leidenschaft, den Motorsport. Gut zehn Prozent sind weibliche Käufer“.
Neues Spielzeug für die Fangemeinde
Es geht natürlich um das neue Spielzeug für die Fangemeinde, den Porsche 911 GT3 RS, der im Frühjahr begehrtes Fotoobjekt auf dem Genfer Salon war und nun auf die Straße kommt. Ein Rennwagen für die Rundstrecke und den Alltag, sagt Porsche. Denn obwohl der RS eigentlich für Nürburgring und Co. gebaut ist, hat er eine ganz normale Straßenzulassung. „Ein Umstand, den unsere auf Rennkursen engagierten Kunden besonders schätzen. Sie können sich einen teuren Trailer sparen und auf eigener Achse anreisen“.
Ein Alltagsauto mit 368 kW/500 PS, einer möglichen Sprintzeit von 3,3 Sekunden auf Tempo 100 und einer möglichen Spitze von 310 km/h also. „Der RS ist sicher nicht das einzige Auto in der Familie“, räumt denn auch Preuninger ein. „60 Prozent der bisherigen Kunden haben auch einen ganz normalen 911 in der Garage“. Und manchmal noch einen Cayenne für den Wochenendausflug. Wohl dem, dessen Bankkonto einen solchen Fuhrpark ermöglicht.
Einige Superlative
Wie gehabt, liefert Porsche für diese treuen Weggefährten neben bekannt perfekter Technik einige Superlative: So ist der RS mit 1.420 Kilogramm nochmal deutlich leichter als das etwas schwächere Schwestermodell GT3 ohne die Zusatzbuchstaben. Überall im Auto fahndeten die Entwickler nach überflüssigen Pfunden und wurden fündig. Beigetragen zur Abspeckkur hat zum Beispiel die Verwendung von Kohlefaser für die Haube oder Magnesium für das Dach. Der Lohn der Mühe: Jedes PS muss sich nur um 2,8 Kilogramm kümmern. Kein Wunder, dass die Fahrleistungen und das Fahrverhalten überragend geraten sind.
Bilster Berg, die private Rennstrecke in der Nähe von Paderborn. Auch hier treffen sich an vielen Wochenenden die Eigner solcher Autos, um sich in eigens organisierten Rennen miteinander zu messen oder sich von Profis schulen zu lassen. Durchaus logisch also, dass Porsche den 4,2 Kilometer langen kurvenreichen Kurs für die ersten Testfahrten mit dem GTS3 RS auserkor.
Die schwierige Strecke offenbart die Stärken des Sportgeräts: Der Vierliter-Sechszylinder, der ohne Turbohilfe auskommt, nimmt schon bei sanfter Berührung des rechten Pedals kraftvoll die Arbeit auf, das Doppelkupplungsgetriebe entschließt sich erst bei über 8.000 Touren zum Wechsel in den nächsten Gang, vor der nächsten Kurve vernichten traumhaft zupackende Bremsen gnadenlos die gerade erst gewonnene Energie.
Enge Sitze inklusive
Der Riesenspoiler sorgt vor allem in schnell durcheilten Kurven für den richtigen Druck auf die überbreiten Hinterräder (325/30 ZR 21), ist also alles andere als nur ein Showeffekt wie bei manchen Mantas von einst. Zu alledem ertönt das Geräusch, auf das sich künftige Eigner wohl besonders freuen: Satt, aber nicht aufdringlich, selbstbewusst, aber nicht angeberisch. Der unverwechselbare Boxersound wird noch dadurch verstärkt, dass Öffnungen hinter den vorderen Radhäusern die vorn angesaugte Luft gen Heck entlassen und das für eine ganz spezielle Sinfonie in den Ohren der Insassen sorgt.
Ganz sportiv auch die Gestaltung des Innenraums. Recht enge Sitze auf einer Kohlefaser-Schale sorgen weniger für Komfort als für sicheren Halt im Grenzbereich, das Lenkrad stammt aus dem noch teureren 918 Spyder und hat oben einen mittig aufgeklebten gelben Streifen, der die Geradeausstellung verrät. Serienmäßig ist aber auch ein Soundsystem, das über einen 7-Zoll-Touchscreen-Monitor gesteuert wird. Das bekannte Porsche-Navi kostet ebenso Aufpreis wie manch andere Feinheiten.
Unter Strich bleibt der Porsche 911 GT3 RS das, was er sein soll. Ein Spielzeug für betuchte Fans, die sich ihr Hobby gerne etwas kosten lassen. Exakt 181.690 Euro lautet der Grundpreis. Solange die überschaubare Anzahl der Zeitgenossen mit dem schweren Gasfuß ihre Lust auf abgesperrten Strecken austobt, ist Missgunst nicht angebracht. Wer neidet einem Tierfreund seine edlen Pferde oder dem Kapitän eines Speedbootes sein wohl noch teureres Hobby? Es soll aber auch Menschen geben, die all dies ihr Eigen nennen. Und dazu noch den Privatjet und das Familienschloss. (SP-X)