Porsche Cayman S: Ein gefährliches Reptil

Porsche schließt die Lücke zwischen dem Boxster und dem 911. Wer den neuen Cayman fährt, hat aber eigentlich keine Sehnsucht mehr nach dem Topmodell.

Thomas Flehmer

Porsche macht sich selbst Konkurrenz. Mit dem neuen Cayman S wollen die Zuffenhausener eigentlich die Lücke zwischen dem «Einsteiger» Boxster und dem Topmodell 911 schließen. Lediglich sieben Prozent steigen vom Boxter auf den 911er um, sagte Vertriebs-Vorstand Hans Riedel bei der Präsentation in der Toskana. Der Cayman soll nun die übrigen 93 Prozent bei der Stange halten.

Doch der ab dem 26. November erhältliche Sportwagen schwingt sich zur gefährlichen Konkurrenz auf. Denn der nach dem Reptil Kaiman benannte geschlossene Boxster ist mehr als nur ein Lückenfüller. Porsche ist ein absoluter Volltreffer gelungen, der süchtig macht und kaum Sehnsüchte in Richtung 911 aufkommen lässt.

Junge Zielgruppe gesucht

Darum ist Porsche auch so mutig, die Zielgruppe weiter zu senken. Während das Durchschnittsalter der 911-Kunden bei 48 Jahren liegt, soll das der Caymann-Fahrer bei 42 Jahren liegen. «Wir sind auf Single- oder Zwei-Personen- Haushalte ausgelegt, die bereits in jungen Jahren erfolgreich sind», so Riedel. 58.529 Euro muss die Zielgruppe ausgeben, Extras natürlich nicht mit eingeschlossen.

Heckklappe besticht

Die Heckklappe besticht durch Eleganz Foto: nz/Flehmer

Doch bereits das Design des 295 PS-starken Cayman lockt an und hebt sich von seinen Geschwistern ab, ohne seine Herkunft zu verbergen. Die Frontpartie des 3,4-Liter-Sechszylinders geht auf klassische Formen zurück, während die große Heckklappe der Augenschmaus an sich ist und selbst die geschwungenen Kotflügel und die beiden mittig platzierten Auspuffrohre in den Hintergrund drängt. Ebenfalls schön und interessant wirken die modifizierten Lufteinlässe für den Mittelmotor.

410 Liter Platz für kleine Ausflüge

Klassisch und sportlich zugleich: Das Interieur Foto: Werk

Auch beim Interieur verbindet Porsche elegante Klassik mit sportlicher Frische. Genarbtes Leder in verschiedenen Varianten verströmt bereits beim Einsteigen allerhöchsten Komfort. Die Sitze bieten gewohnten Seitenhalt, die Rundinstrumente sind deckungsgleich mit dem offenen Boxster, der 6.000 Euro billiger ist.

Zudem hat der im finnischen Uusikaupunkki produzierte Cayman diverse Ablageflächen, in Sportwagen nicht gerade üblich. Platz bieten auch die 250 Liter unter der Heckklappe sowie - dank des Mittelmotors - 150 Liter unter der Fronthaube. Die Musikanlage offeriert bereits in der Basisversion genügend Sound.

5,4 Sekunden bis zum vollen Fahrspaß

Doch den hat der Cayman, der als sehr aggressiv bekanntes Reptil zwischen dem nördlichen Südamerika und Uruguay die Sümpfe und Wälder unsicher macht, überhaupt nicht nötig. Denn die weiteren - und wichtigeren - Höhepunkte kommen erst noch.

Den nötigen Sound fabriziert der Cayman bereits beim Anlassen, die Musikanlage stört hier eher. Ein leichtes Röhren, das sich beim Gas geben in den ersten beiden Gängen in ein Brüllen verwandelt. Eigentlich müsste der Cayman - um in der Tierwelt zu bleiben - eher «Lion» oder «Gazelle» heißen. Kraftvoll kommen 340 Newtonmeter bei 6250 Umdrehungen pro Minute zum Vorschein. Innerhalb von nur 5,4 Sekunden explodiert der lediglich 1340 Kilogramm schwere Cayman von Null auf 100 - der Spaß beginnt.

Keine Probleme in den Kurven

Optimales Fahrwerk hält den Cayman in der Spur Foto: nz/Flehmer

Die schnelle Beschleunigung ist aber nur ein Teil des höchsten Spaßfaktors. Das deutlich sportlich ausgelegte Fahrwerk beschert Fahrer wie Beifahrer nicht nur Freude an der Geschwindigkeit, die nicht schon bei elektronisch abgeregelten 250 Stundenkilometern endet, sondern erst 25 Stundenkilometer später.

Nein, selbst schärfste Kurven bereiten dem Cayman keine Probleme. Das Auto mit seinem Mittelmotor und Heckantrieb liegt sicher auf dem Asphalt, so dass die Serpentinen in der Toskana einem nur als erahnt erscheinen. Mit dem optional zu ordernden Dämpfungssystem Porsche Active Suspension Management (PASM) wurde der Cayman der Straße um weitere zehn Millimeter näher gebracht. Der Fahrer kann dabei zwischen einer sportlichen Einstellung und einer Langfahrt-Version wählen. In naher Zukunft kommt zudem noch eine um knapp 60 PS schwächere Variante auf den Markt.

Gefährlicher Geschwindigkeitsrausch

Gibt auch von hinten eine gute Figur ab Foto: Press-Inform

Die von Porsche ausgegebenen 10,6 Liter Superplus werden aber auch dann nicht ausreichen. Denn es wird wohl kaum einen oder eine geben, die nicht dem Geschwindigkeitsrausch mit dem Sechsgang-Schaltgetriebe oder der für den Sportwagen doch eher langweiligeren Tiptronic verfällt.

So stellte Porsche-Pressechef Anton Hunger in San Felice vor den Testfahrten auch die schwierigste Aufgabe: «Achten Sie auf die Geschwindigkeitsbegrenzungen im Gastgeberland.»


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