Mercedes bietet als einziger Hersteller mit dem E 200 eine Oberklasse-Limousine mit Erdgas an. Doch lohnt sich der Kauf eines solchen Modells? Ja, unbedingt, wie unser Fahrbericht zeigt.
Von Frank Mertens
Man muss das Design der neuen Mercedes E-Klasse nicht mögen. Einigen mag es zu altbacken, schlicht zu bieder erscheinen. Dass die Limousine kein Auto ist, das einen zu Gefühlsausbrüchen hinreißt, mag auch stimmen. Doch letztlich ist die E-Klasse ein Auto, mit dem man so gar nichts verkehrt machen kann. Vor allem dann nicht, wenn man sich für die Erdgasvariante entscheidet, die den Zusatz Natural Gas in der Modellbezeichnung trägt.
Wer sich für den Mercedes E 200 Natural Gas entscheidet, der bekommt eine Limousine mit 156 PS starken Vierzylinder, einem maximalen Drehmoment von 270 Nm und bivalenten Erdgasantrieb für einen Preis von mindestens 48.046 Euro geliefert, dann allerdings bereits mit der überzeugenden 7 G-Tronic. In Kombination mit dem 59 Liter großen Benzin- und dem 20 Kilogramm umfassenden Erdgastank wird so eine theoretische Reichweite von bis zu 1350 Kilometer möglich – je nach Fahrstil versteht sich.
Ein Kilo Erdgas für unter einen Euro
Damit wird die erdgasbetriebene E-Klasse zu einem Auto für Sparfüchse, auch wenn wir bei den Testfahrten von Berlin ins Weserbergland im Erdgasbetrieb doch mehr verbraucht haben, als die nach dem NEFZ in Aussicht gestellten 4,3 Kilogramm pro 100 Kilometer im kombinierten Verbrauch. Bei uns standen am Ende – bei zugegeben zügigerer Fahrweise – 5,9 Kilogramm auf dem Bordcomputer. Für ein Oberklasseauto ein dennoch wirklich guter Wert, der bei umsichtiger Fahrweise auch locker bei fünf Liter liegen kann.
Stellt man diesem Durchschnittsverbrauch einen Kilogrammpreis von 0,959 Cent entgegen, für den wir den E 200 in Bad Pyrmont betankt haben, ergibt sich daraus ein Preis von gerade einmal 4,79 Euro für 100 Kilometer. Für spitze Rechner stellt sich angesichts eines solchen Preises dann auch nicht mehr die Frage, ob sich ein Erdgasauto rechnet – es rechnet sich. Vor diesem Hintergrund verwundert es, dass in Deutschland seit Jahresbeginn von allen E-Klasse-Verkäufen noch nicht einmal fünf Prozent der Käufer sich für dieses Erdgasmodell entschieden. Im Benzinbetrieb genehmigte sich die E-Klasse übrigens 7,7 Liter des teuren Superbenzins.
Bessere CO2-Werte
Die Angst des Liegenbleibens braucht in einem Erdgasantrieb auch niemand zu haben – dafür sorgt allein schon der Benzintank. Für den Fahrer schaltet das Fahrzeug bei leeren Gastanks auf den Benzintank um. Der Fahrer merkt das nur durch die sich ändernde Anzeige im Cockpit, dass er statt mit dem umweltschonendem Erdgas nunmehr mit Benzin unterwegs ist. Mit mittlerweile 925 Erdgastankstellen gibt es in Deutschland zudem ausreichend Stationen, wo man CNG tanken kann. Der Umweltaspekt ist der nächste Punkt, der für den Kauf eines Erdgasmodells wie des E 200 Natural Gas spricht. Denn die CO2-Emissionen liegen über 20 Prozent unter denen des Benzinantriebs. Während im Erdgasantrieb ein CO2-Ausstoß von 116 g/km anfallen, sind es mit Benzin 147 g/km. Damit kommt die E-Klasse auch dem grünen Gewissen seines Fahrers entgegen.
Wer meint, dass er mit Erdgas Abstriche beim Fahrspaß machen muss, irrt. Die E-Klasse sprintet in völlig ausreichenden 10,4 Sekunden auf Tempo 100 und die Spitzengeschwindigkeit ist bei 220 km/h erreicht. Werte, die nicht zu beanstanden sind.
Deutlich weniger Ladevolumen
Einzig beim Ladevolumen muss man Kompromisse machen – irgendwo müssen die Erdgastanks ja verstaut werden. Während die herkömmliche, ausschließlich mit Benzin angetriebene E-Klasse im Kofferraum Platz für 540 Liter bietet, sind es bei der Erdgasvariante nur 400 Liter. Das ist erheblich, ohne Frage, doch das wird durch die höhere Effizienz wettgemacht.
Ansonsten gibt es aber nichts, was wirklich zu kritisieren wäre. Der Innenraum der E-Klasse ist so, wie man es von einem Auto für diesen Preis und in diesem Segment erwarten kann: Einsteigen und Wohlfühlen heißt die Devise – und da stört es auch wenig, dass das Design einem vielleicht zu bieder erscheint. Unterwegs überzeugt einen diese E-Klasse mit ihren inneren Werten – und davon bringt sie eine Menge mit. Gerade auch in der Erdgasvariante.
Mitarbeit: Susanne Dröge