Ford lässt Focus FCEV Hybrid testen

Ford testet seinen hybridgeriebenen Ford Focus als Kurierfahrzeug im Berliner Alltagsbetrieb. Von den Fahrern des umweltfreundlichen Modells erhofft sich Ford Anregungen und Kritik.

Stefan Grundhoff

Autos mit Wasserstoffantrieb sind nicht neu - seit langem schon experimentieren Hersteller mit dem sauberen Antriebskonzept. Ford arbeitet seit zehn Jahren am Thema Brennstoffzelle. Nun beweisen die Kölner Mut und schicken einige Focus-Modelle zum dreijährigen Großversuch in den Alltagsbetrieb: Als Kurierfahrzeuge im Großraum Berlin.

Dreijähriger Langzeitversuch

Der mächtige Gastank macht den Kofferraum dicht.

Das Logistik-Unternehmen Hermes hat ab sofort drei der ungewöhnlichen Fahrzeuge im Fuhrpark. Die hybridbetriebenen Stufenheckversionen des Ford Focus müssen im Tagesgeschäft zeigen, was sie können. Auf den ersten Blick unterscheiden sich die Ford-Modelle nicht von Serienfahrzeugen. Ein Blick hinter die Kulissen zeigt jedoch, dass der Focus FCEV mit dem benzinbetriebenen Kölner Serienbruder nicht viel zu tun hat.

Im Kofferraum ist vom vermeintlichen Ladevolumen nichts zu sehen. Hier befindet sich der mächtige Gastank, in dem der Wasserstoff bei einer Temperatur von minus 253 Grad Celsius «gelagert» wird. Der 178 Liter große Tank fasst vier Kilogramm gasförmigen Wasserstoff und muss einen Druck von 350 bar aushalten. Entsprechende Crash-Sicherheit ist gewährleistet. Für den Antrieb selbst sorgen die Brennstoffzelle, die sich unter den Sitzen befindet, und ein Elektromotor. Er sitzt über der Vorderachse.

Kein Motorengeräusch

Beim Starten des Motors hört man zunächst einmal nichts. Nach dem Drehen des Zündschlüssels geht es nach rund fünf Sekunden los. Der silberne Ford Focus fährt mit Elektrokraft geradezu geräuschlos aus der Einfahrt in den Berliner Stadtverkehr. Auf das bekannte Motorengeräusch muss man verzichten, und das ist ungewohnter als man zunächst denkt.

Beim Bremsen wird Energie zurückgewonnen

Der Ford auf dem Werksgelände von Hermes Berlin.

Der Focus lässt sich überaus flott bewegen. Bei jedem Bremsvorgang gewinnt er wichtige Energie zurück. Das Automatikgetriebe verfügt bei den aktuellen Modellen nur über eine Gangstufe. So erreicht der Kölner eine begrenzte Maximalgeschwindigkeit von 128 km/h. Den Spurt von 0 auf 100 km/h schafft er in 13,5 Sekunden. Das maximale Drehmoment von 230 Nm liegt bereits bei geringen Drehzahlen an. Der Motor dreht maximal 12.500 Touren.

Mit einer Tankfüllung hat der Fuel-Cell-Focus eine Reichweite zwischen 260 und 320 Kilometern - je nach Fahrweise. Statt Abgasen entsteht bei der kalten Verbrennung lediglich Wasserdampf und warme Abluft.

Batterie hinter der Rücksitzbank

Der Antrieb besteht aus zwei Teilen. Elektromotor und Brennstoffzelle leisten 68 bzw. 85 kW (92/115 PS), die alle Hände voll zu tun haben, den Ford munter zu bewegen. Schließlich wiegt die Limousine mit Alternativantrieb leer 1,6 Tonnen. Knapp 200 Kilogramm wurden zudem durch Leichtbaumaßnahmen eingespart. Sonst wäre der Focus durch die Brennstoffzelle und die mächtige 216-Volt-Batterie hinter der Rücksitzbank noch schwerer.

Innen zeigt sich der Focus nahezu unverändert. Die Instrumente wurden leicht angepasst. Sonst gibt es die übliche Bedienung. Selbst Fensterheber, Klimaanlage und Soundsystem sind an Bord. Auf der Rückbank haben aus Gewichtsgründen nur zwei Personen Platz. In der Mittelarmlehne sitzt ein Teil der Bordelektronik.

Ford erwartet Kundenfeedback

«Bei der dreijährigen Testphase geht es in erster Linie darum, den Betrieb unter realen Einsatzbedingungen zu testen», sagt Dr. Roland Krüger vom Ford Forschungszentrum in Aachen, «zudem ist uns das Kundenfeedback aus technischer und nicht-technischer Sicht besonders wichtig.»

Denn bei Ford weiß man eines. Es reicht nicht, dass der Hybridantrieb genauso gut wie ein Benziner oder ein Diesel ist. Flächendeckende Akzeptanz wird es nur dann geben, wenn die Motorengeneration mit Brennstoffzelle und Elektroantrieb besser ist. Der Alltagsbetrieb beim Kunden ist da ein sehr wichtiger Schritt.

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