Ford Galaxy – Dino auf der Höhe der Zeit

Ford Galaxy – Dino auf der Höhe der Zeit
Der Ford Galaxy © Foto: Werk

Der Ford Galaxy gehört seit Mitte der 90er Jahre zum Straßenbild. Durch verschiedenste Überarbeitungen ist der Kölner aber auch heute noch fast auf der Höhe der Zeit.

Stefan Grundhoff

Er ist ein bisschen in die Jahre gekommen und kann in der innovationsfreudigen Autobranche fast schon als Dinosaurier bezeichnet werden. Der Ford Galaxy gehört seit Mitte der 90er Jahre zu unserem Straßenbild. Im Laufe der Jahre ist er gereift, besser geworden und seine knapp zehn Jahre Produktionszeit sieht man ihm nicht einmal auf den zweiten Blick an.

Einst gemeinsames Projekt mit VW

Viele zuckten irritiert mit den Schultern als sich VW-Konzern und Ford in den 90er Jahren einigten, gemeinsam einen Van auf den Markt zu bringen. Ford nannte sein 4,64 Meter langes Familiengefährt Galaxy; VW betitelte seinen Van als Sharan und Seat setzte noch den Alhambra drauf. Drin und dran war immer das gleiche. Die drei Versionen versuchten sich - abgesehen von leichten Unterschieden bei Leuchteneinheiten - gar nicht erst groß zu unterscheiden. Der Erfolg kam, denn die Konkurrenz war noch klein. Renault Espace und die Eurovans aus dem PSA- und Fiat-Konzern, das war es auch schon. Heute weht der Wind kräftiger.

Die Konkurrenz wurde immer größer, doch der Galaxy machte ebenso wie die Brüder seinen Weg. Im Jahre 2005 ist der Galaxy besser denn je; er wartet jedoch 2006 auf seinen Nachfolger. Zahlreiche optische Modifikationen und technische Überarbeitungen lassen den Kölner noch heute auf der Höhe der Zeit sein.

Viel Platz im Topmodell

Besonders in dem Topmodell Galaxy Ghia lässt es sich angenehm reisen. Bis zu sieben Sitze bieten Platz für eine jugendliche Handballmannschaft plus Fahrer. Noch bequemer geht es mit den sechs Komfortsitzen zu. Das Platzangebot vorne und hinten ist gleichermaßen üppig. Fahrer und Beifahrer haben subjektiv, aber auch gemessen Platz im Überfluss. Große Fensterflächen sorgen für Aufenthaltswert. Das Armaturenbrett ist - zugegeben - etwas in die Jahre gekommen. Es sieht jedoch dank leichter Anpassungen immer noch vernünftig aus. Zum Glück haben Ford, VW und Seat vor knapp zehn Jahre keine Designtrends setzen wollen. Sonst würde es anders aussehen. Störend ist allein die zu tiefe Mittelkonsole. Besonders die unübersichtliche Klimaautomatik liegt ungünstig.

Man freut sich über verschiedene Helfer wie elektrische Ausstellfenster in der dritten Reihe, die bequemen Armlehnen, Tempomat oder Einparkhilfe vorne und hinten. Auf Langstrecken kann man wegen der guten Sitze kaum bequemer unterwegs sein. Das ist in der zweiten Reihe kaum anders. Die Beinfreiheit ist dank 2,83 Meter Radstand mächtig. Es gibt Klapptische, die leider nicht rutschfest sind und die Sitze lassen sich umklappen. Wer will, kann sogar die Frontsitze drehen.

Nicht sonderlich variabel

In der dritten Reihe geht es recht eng zu. Hoffentlich liegt das Auswärtsspiel der Handballmannschaft nicht 150 Kilometer weit entfernt. Bei der Variabilität ist der Ford Galaxy jedoch nicht ganz auf der Höhe. Die hinteren Sitze lassen sich nur umständlich ausbauen. Aktuelle Modelle der Konkurrenz lassen die nicht genutzten Sitze bereits spurlos im Boden versenken. Der Laderaum ist mächtig. Je nach Bestuhlung stehen zwischen 330 und 2600 Liter zur Verfügung. Problemlos lassen sich auch schwere Gegenstände über die nur 60 Zentimeter hohe Ladekante wuchten.

Auch bei den Motoren hat sich einiges getan. Um die Dieselversionen kommt man nur schwer herum. Den Ford Galaxy 1.9 TDI gibt es in vier Leistungsstufen zwischen 90 und 150 PS. Besonders lässig ist man im Topmodell mit 110 KW / 150 PS und Pumpe-Düse-Technik unterwegs. Schließlich wiegt ein gut ausgestatteter Galaxy Ghia leer knapp zwei Tonnen. Bei 1.900 U/min stehen 310 Nm Drehmoment zur Verfügung. Auch er ist ein alter Bekannter, arbeitete in verschiedenen sportlich orientierten Modellen des VW-Konzerns. Kein Leisetreter, aber mit ordentlich Kraft und Durchzugsvermögen unter der steil abfallenden Haube.

Euro 3 und kein Partikelfilter

Die Sechsgang-Handschaltung ist leichtgängig und weiß mit der Kraft gut umzugehen. Wer will, schafft den Spurt 0 auf 100 km/h in rund 12 Sekunden. Die Tachonadel streichelt bei Vollgas die 200 km/h-Marke. Dabei gibt Ford einen Durchschnittsverbrauch von gerade einmal 6,6 Litern Diesel auf 100 Kilometer an. Wer flott unterwegs ist, bleibt zumindest unter der 7,5-Liter-Marke. Das Tankvolumen liegt bei 70 Litern. Wenig zeitgemäß zeigt sich das Abgasverhalten. Die Schadstoffklasse Euro 3 ist genauso ärgerlich wie das Fehlen eines Partikelfilters.

Die Federung des Galaxy ist komfortabel, aber nicht zu weich abgestimmt. Die Dämpfung könnte jedoch etwas straffer sein. Ungemütlich wird es bei heftigen Querfugen. Zudem ist die Lenkung recht schwammig. Der Preis für den gut ausgestatteten Ford Ghia 1.9 TDI Ghia mit 150 PS liegt bei 33.775 Euro. Dafür gibt es unter anderem Klimaautomatik vorn und hinten, Sitzheizung, Frontscheibenheizung, Alufelgen und Nebellampen. Unverständlich, dass ESP in dieser Klasse mit 555 Euro Aufpreis bezahlt werden muss. Ebenfalls nur optional sind Kopf-Schulter-Airbags für alle drei Sitzreihen (250 Euro). Weiterhin sinnvoll: Xenonlicht (840 Euro) und ein Navigationssystem (ab 1115 Euro).

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