Aston Martin spricht mit dem V8 Vantage gleich zweierlei Männertypen an. Zum einen kommen die auf ihre Kosten, die echte Männer sein wollen, zum anderen die, die echte Kerle sind.
Von Thomas Flehmer
Männlichkeit und Aston Martin gehen spätestens seit den 60 Jahren Hand in Hand. Seit damals ein Mann im Auftrag ihrer Majestät in einem Aston Martin auf Verbrecherjagd geschickt wurde, gilt das Premiumobjekt aus britischer Handwerks-Schmiede nicht nur auf dem Heimatmarkt als besonders maskulin.
Reminiszenzen an Ford
Da reicht selbst das Einstiegsmodell aus, um Frauenherzen im Sturm zu erobern. Wie das eigentliche Bond-Auto aus der DB-Reihe ist auch der V8 Vantage bereits optisch ein Hingucker. Lediglich 1,25 Meter Höhe versprechen absolute Sportlichkeit, die runden Proportionen zwischen den Stoßstangen mit den ausgestellten Radkästen lassen den Einsteiger bereits zum Topsportler avancieren. Mit 4,38 Metern ist der V8 Vantage auch fünf Zentimeter kürzer als ein 911er. Doch der Sportwagen aus Zuffenhausen wirkt im direkten Vergleich mit dem V8 Vantage fast schon wie von der Stange. Und das soll bei der bekannt guten Verarbeitungsqualität bei Porsche was heißen
So edel wie außen präsentiert sich der V8 auch im Innenraum. Leder soweit das Auge sieht; die Ziernähte können in verschiedenen Farben geordert werden. Die Sitze sind sportlich bequem, die ebenso in Leder gefasste Handbremse ist links vom Fahrersitz angebracht. Dagegen erinnern der Zündschlüssel und auch die Lenkradschalter an alte Verbundenheiten mit dem Ford-Konzern. Der Zündschlüssel ist dabei wirklich nur zum Zünden gedacht.
Kein DSG in Sicht
Gestartet wird per Knopfdruck, der in der Mittelkonsole in Kristallglas ummantelt wurde. Neben dem Startknopf sind die Schaltmodi des automatisierten Sportshift-Schaltgetriebes untergebracht. Einmal auf «D» drücken und los geht es. Natürlich startet der 4,3 Liter-Achtzylinder sportlich und lässt frühzeitig seine immense Kraft von 283 kW/385 PS erkennen. Bereits bei 1700 U/min liegen 75 Prozent des 410 Nm starken Drehmomentes an. Doch der erste automatische Schaltvorgang sorgt für Erstaunen - vor allen bei denen, die vielleicht schon einmal mit einem Doppelkupplungsgetriebe unterwegs waren und keine Schaltunterbrechungen erwarten. Beim Vantage sorgen die langen Übersetzungen beim Hochschalten für unangenehme Nickbewegungen.
In den höheren Gängen lassen diese Nebenwirkungen nach. Im Sommer soll ein überarbeitetes Sportshift-Getriebe zur Verfügung stehen, ein DSG lässt noch auf sich warten. So kann man zum einen zu den Lenkradpaddeln greifen, zum anderen ins sportliche Cruisen überwechseln. Denn dass der Aston trotzdem dynamisch unterwegs ist, ist keine Frage. Innerhalb von fünf Sekunden sind die 100 km/h erreicht, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 280 km/h. Doch mit einer Automatik lässt man es eher etwas ruhiger angehen, denn die Optik und der Sound strahlen ja genug Männlichkeit aus, das Zwischengas beim Herunterschalten versprüht weiteren Charme - ohne eigenes Zutun. Auch eine Art von Warmduscher.
20 Liter keine Utopie
Wer sich wirklich dem 1630 Kilogramm schweren Hecktriebler mit Front-Mittelmotor stellen möchte, wählt das manuelle Sechsgang-Schaltgetriebe. Hier wird die Fahrt zum Bullenritt. Kraftvoll werden die Gänge bis spätestens 7500 U/min ausgefahren - hier ist Sport wirklich noch Sport und nicht nur Sportschau schauen. Auch bereitet die Fahrt durch die Kurven mehr Freude. Natürlich nimmt der Aston genauso gut mit der Automatik die Kurven, doch mit dem selbst gewählten Gang macht die ganze Sache noch ein bisschen mehr Freude.
Auch wird immer mal zurückgeschaltet, um den betörenden Sound zu hören, der um die 4000 U/min seinen größten Hall der Umgebung mitteilt. Kombinierte 15 Liter soll der Verbrauch betragen, 368 Gramm CO2 verlassen pro Kilometer die Endrohre. Doch besonders beim Schaltwagen wird der Verbrauch proportional zur höheren Geschwindigkeit ansteigen, sodass eine Zwei die Verbrauchsangaben bestimmen wird. Bei einem Tankinhalt von 80 Litern sind also höchstens 400 Kilometer drin.
Fußmatten für 480 Euro
Doch wer sich die in der langen Liste 480 Euro teuren Fußmatten leisten kann, der wird beim Tankwart nicht zucken. Vor allem, weil dann schon mindestens 111.200 Euro das Portemonnaie verlassen haben. Der Roadster beginnt satte elftausend Euro später. Wer auf das 4612 Euro teure Sportshift-Getriebe verzichtet, wird noch weniger den Mund bei der Tankrechung offen halten.
Insgesamt warten im Optionspaket von der bis zu 3575 Euro teuren Lackierung bis zur Einstiegsleiste mit persönlicher Gravur für 277 Euro noch weitere 25.950 Euro teure Annehmlichkeiten - die Überführungs- und Zulassungskosten von 1800 Euro noch nicht mit eingerechnet. Doch das kann richtige Männer wohl kaum schocken - selbst solche nicht, die es vorgeben zu sein.