Achssprung für Vielfahrer

BMW 320d ed

Mit dem BMW 320d EfficientDynamics Edition wollen die Münchner im Flottengeschäft ein gewichtiges Wörtchen mitreden. Ein neu entwickeltes Zweimassen-Schwungrad soll das Spar-Fahren komfortabler machen.

Von Wolfgang Gomoll

So schnell kann sich der Wind drehen. Vor nicht allzu langer Zeit wurde das Großkunden-Geschäft von den Auto-Herstellern en passant mitgenommen. Klar, der Markt brummte und die Flottenkunden bestellten immer abgespeckte Ausstattungen, bei denen die Margen nicht so hoch waren, wie bei Privatverkäufen. Die Krise hat auch hier die den Blickwinkel verändert. Seit die Umsätze im Privatkundenbereich im zweistelligen Bereich einbrechen, haben BMW & Co ihre verstärkte Liebe zu den Großkunden entdeckt. Schließlich gelten die Massenabnehmer als zuverlässige Kundschaft. Da will natürlich jeder ein möglichst großes Stück von dem Kuchen haben. BMW steigt in den Ring und bringt im März nächsten Jahres den 320d EfficientDynamics Edition auf den Markt. Und das zum selben Preis wie den regulären 320d - für 33.800 Euro.

Name ist Programm

Der Name ist Programm. «Dieses Modell richtet sich an hauptsächlich an Flottenkunden. Es soll der Leuchtturm der EfficientDynamics-Flotte werden», erklärt Produktmanager Steffen Fiedler nicht ohne Pathos. Um dieses hochgesteckte Ziel zur erreichen, zählt jeder Zehntel-Liter Sprit. Schließlich schläft die Konkurrenz aus Stuttgart und Ingolstadt auch nicht. Auf dem Papier lesen sich die Daten schon mal ansprechend. Statt 4,8 l/100 km wie der reguläre 320d soll die EfficientDynamics Edition mit 4,1 l/100 km auskommen. Konsequenterweise sinkt auch der CO2-Ausstoß von 128 g/km auf 109 g/km. Das geht natürlich nicht ohne «Kollateral-Schaden» ab: Eine ganze Reihe von Maßnahmen machen das Brot-und-Butter-Modell zum Sparmobil.

Der Motor im BMW 320d leistet 163 PS Foto: BMW

Die meisten kennt man bereits von anderen Herstellern. Denn auch in München wird das Spritsparen nicht neu erfunden. Der 320d EfficientDynamics Edition liegt 15 Millimeter tiefer mit einer komfortablen Abstimmung, hat Reifen mit geringerem Rollwiderstand und ein besonderes Felgen-Design, das die Verwirbelungen im Radkasten minimiert. Auch beim Motor legte man Hand an und einige reibungsminimierende Maßnahmen durchgeführt - so wurden etwa die Lagerung der Ausgleichswellen optimiert. Zudem wird die Leistung per Software-Eingriff um 14 auf 163 PS reduziert.

Diese Kasteiung war aus technischen Gründen nötig. Denn die Ingenieure haben sich BMW-Technik-Baukasten bedient und zwei Achssprünge hingelegt. Das heißt, die Hinterachsübersetzung ist im 320d EfficientDynamics Edition um etwa zehn Prozent länger als beim 320d, was zusätzlich Benzin spart. Um dieses Manko auszugleichen, spendierten die Münchner zehn Newtonmeter mehr Drehmoment (jetzt 360 Nm).

Dynamisch sparen

Das Cockpit im BMW 320d Foto: BMW

Allen, die jetzt die Nase rümpfen, sei gesagt, dass man auch mit der Spar-Version dynamisch unterwegs sein kann: von 0 auf 100 in 8,2 Sekunden (320d: 7,9 sec.) und eine Höchstgeschwindigkeit von 225 km/h (320d: 230 km/h) können sich durchaus sehen lassen. Allerdings minimiert sich der Verbrauch, wenn man dem Öko-Dreier die Sporen gibt. Das ist aber nicht Sinn und Zweck der Spar-Übung. Die gelingt am besten, wenn man mit möglichst wenig Drehzahlen fährt. Um den Vielfahrern das Benzinsparen schmackhaft zu machen, haben die BMW-Ingenieure zusammen mit dem Autozulieferer LUK ein Zweimassen-Schwungrad mit Fliehkraftpendel ersonnen, das auch im 330d seinen Dienst verrichtet.

Hinter diesen Namen steht ein einfaches, aber wirkungsvolles Prinzip, das dem eines schaukelnden Menschen gleicht, der mit seinen Beinen die Geschwindigkeit und die Intensität des Hin- und Herschaukelns steuert. Vier flexibel gelagerte Metallelemente gleichen den unruhigen Lauf des Selbstzünders aus. Je geringer die Drehzahl, desto größer ist die Ausgleichs-Bewegung. Dieses Phänomen ist zwischen 1000 und 1500 Umdrehungen pro Minute besonders ausgeprägt. Genau da liegt der verbrauchsgünstigste Drehzahlbereich des 320d EfficientDynamics Edition. «Wenn der Fahrer Motorvibrationen spürt, schaltet er ungern in diesen Bereich», so Fiedler.

Psychologische Hürde

Breite Schlussleuchten am BMW 320d Foto: BMW

Diese psychologische Hürde galt es zu überwinden, um das Spar-Potential des 320d EfficientDynamics Edition voll auszuschöpfen. Tatsächlich tut das Pendel seinen Dienst. Im untertourigen Bereich läuft der verbrauchsoptimierte 320d spürbar ruhiger als sein „normales“ Pendant. Das wirkt sich auch positiv auf den Komfort aus. Im ersten Alltagstest zeigt der Öko-Dreier, dass die technischen Kniffe der Münchner Ingenieure ein Paket mit Verbrauchs-Minimierungs-Potential geschaffen haben. Treibt man die Spritspar-Fahrweise auf die Spitze, sinkt der Durchschnittsverbrauch auf 3,5 l/100 km. Allerdings muss man dann Stromfresser, wie die Klima-Anlage konsequent ausschalten und mutiert mit dank dem zurückhaltenden Umgang mit dem Gaspedal zur rollenden Schikane. Ist man weniger masochistisch veranlagt und streut den einen oder anderen Überholvorgang ein, sind es dann 4,7 l/100 km. Zwar nicht ganz die angegebenen 4,1 l/100 km, aber immer noch ganz ordentlich.

Das Heck des BMW 320d Foto: BMW

Im Innenraum endet der Verzichts-Zwang. Das Cockpit und ist identisch mit dem der anderen Dreier-Modelle und kann, wenn man Geld in die Hand nimmt, richtig aufgepeppt werden. Aber in diesen Genuss werden die meisten Fahrer des 320d EfficientDynamics Edition nicht kommen. Denn die Flotten-Manager der großen Unternehmen sparen nicht nur beim Sprit.

Vorheriger ArtikelBMW weiter auf der Suche
Nächster ArtikelGrüße vom Gladiator

Keine Beiträge vorhanden