Minerölwirtschaft wirft ADAC Ignoranz vor

Nach Kritik an Dieselpreisen

Minerölwirtschaft wirft ADAC Ignoranz vor
Öllager Rotterdam dpa neu

Der ADAC moniert eine Überteuerung des Dieselpreises. Diese Kritik weist der Mineralölwirtschaftsverband zurück. Am Weltmarkt sei der Dieselpreis «im Vergleich mit dem Benzin stark angestiegen», sagte MWV-Sprecherin Karin Retzlaff der Autogazette.

Der Mineralölwirtschaftsverband (MWV) wehrt sich gegen die Kritik des ADAC wegen überhöhter Dieselpreise Diesel kommt Benzinpreis immer näher. «Das ist eine komplette Ignoranz. Der ADAC vergleicht nur den Preisunterschied an den Tankstellen und lässt den Weltmarkthandel dabei außer Acht», sagte MWV-Sprecherin Karin Retzlaff der Autogazette. Die Differenz zwischen beiden Kraftstoffen beträgt nur noch 7,4 Cent.

Starke Nachfrage aus China

Für Retzlaff ist das nicht verwunderlich. So sei zwischen Mitte Januar und Mitte März die Produktnotierung auf dem für Europa maßgeblichen Markt in Rotterdam um zwölf Prozent gestiegen, während der Rohölpreis sich um lediglich fünf Prozent verteuert habe. «Hinzu kommt auch eine starke Nachfrage besonders aus China. Dort wird Diesel auch zur Stromerzeugung genutzt.» Aber auch das Anziehen der Weltwirtschaft trage zur Preisaufschwung bei.

Die erhöhte Nachfrage nach Diesel bereitet auch bei der Produktion Schwierigkeiten. Aus einem Liter Rohöl kann nur im optimalen Fall bis zu 40 Prozent Diesel herausgeholt werden, der Rest wird zu Benzin verarbeitet. So füllt sich mit der Dieselproduktion auch gleich wieder das Benzindepot. «Darum sind die Möglichkeiten bei der Dieselproduktion begrenzt», sagt Retzlaff. Wie die Zukunft des Dieselpreises aussieht, vermag auch die Sprecherin nicht zu sagen. Entwicklungen in beiden Richtungen seien vorstellbar.

Logistische Meisterleistungen der Lkw-Fahrer

Während die starke Nachfrage den Preis des Selbstzünderkraftstoffes in die Höhe treibt, sinkt der Preis für den Biosprit E10. Auch zwei Wochen nach dem Benzingipfel im Kanzleramt habe sich das Verhalten der Autofahrer nicht geändert. «Wir haben Infoplakate und Flyer an den Tankstellen ausgelegt, doch die Crux ist, dass viele Fahrer von den Händlern und Herstellern unterschiedliche Angaben zum Kraftstoff erhalten haben», so Retzlaff.

So wird weiterhin das teurere Superplus gewählt. Dadurch müssen die Tanks an den Zapfsäulen schneller wieder aufgefüllt werden. «Früher kam ein Lkw einmal die Woche, um Superplus abzuladen, heute muss er mehrmals am Tag die Tankstelle ansteuern», so Retzlaff, die das als eine «enorme logistische Meisterleistung» ansieht. «Erschwerend kommt dann auch noch das Sonntagsfahrverbot für die Lastkraftwagen hinzu.» (AG/TF)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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