Der Hintern macht den Unterschied

Der neue Renault

Der Hintern macht den Unterschied
Renault Laguna Coupe © Foto: Renault

Mit dem Laguna Coupé will Renault Kunden jenseits der Vierzig ansprechen. Dabei sollen ein neues Heck und ein attraktiver Einstiegspreis die Käufer locken.

Von Wolfgang Gomoll

Wenn bei der Präsentation eines neuen Autos mehrere Minuten über eine Tür, die in drei Stufen zu öffnen ist, doziert wird, ist klar, dass es einige Gemeinsamkeiten mit einem vorhandenen Modell gibt. Das muss ja nicht zwangsläufig negativ sein. So ist es auch beim Renault Laguna Coupé. Der sportliche geschnittene Zweitürer teilt sich die Plattform mit der Limousine: Das Bodenblech der beiden Autos ist bis hinter die Vordersitze identisch.

Gelunge Mixtur

Das Heck macht den Unterschied. Der Hintern des Coupés ist eine Mischung zwischen Alfa Romeo (Heckleuchten) und Ferrari F430 (Heckbürzel), garniert mit einem Schuss Aston Martin. Die Mischung aus durchaus exquisiten Zutaten ist durchaus gelungen. Dass die hintere Spurbreite ein Plus von drei Zentimetern gegenüber der Limousine hat, ist nicht nur optisch von Vorteil, sondern auch fahrdynamisch. Doch davon später mehr.

Das Cockpit des Renault Laguna Coupe Foto: Renault

Bei soviel formaler Haute Couture sind auch ein paar Negativpunkte leichter zu verschmerzen. Die Ladekante des Kofferraums ist recht hoch und das kleine Heckfenster ist für die Übersichtlichkeit nicht unbedingt von Vorteil. Das auffällig breite Spaltmaß unterhalb der Kofferraumklappe ist beabsichtigt. Es ist die Griffmulde zum Öffnen. Das Ladevolumen ist mit 423 Litern akzeptabel, legt man die Rücksitze um, wächst die Kapazität auf etwa 730 Liter. Ein Lob verdient der Umklappmechanismus, der durch Hebel, die seitlich im Kofferraum angebracht sind, ausgelöst wird. Verrenkungen beim Umbau sind damit Vergangenheit. Chapeau Renault.

Famos ist auch das Handling des Coupés. Der Allradlenkung «4Control» (gibt es nur für die Ausstattungsvariante GT) sei Dank. Die kennt man ja schon aus der Limousine. Dass das Coupé vier Zentimeter niedriger als die Limousine ist, hinten eine um drei Zentimeter breitere Spurweite und 6,3 Zentimeter weniger Radstand hat, macht sich in einem kleinen Agilitäts-Plus bemerkbar. Ansonsten hat der Zweitürer alle Vorzüge seines Bruders. Auch bei schnellen Kurven bleibt es auch dann noch neutral, wenn die Reifen schon jaulend das Ende der Haftung ankündigen. Das gut abgestimmte Fahrwerk schluckt alle Bodenwellen-Varianten ziemlich souverän und die Lenkung ist angenehm direkt, ohne spürbare Antriebseinflüsse.

Sechszylinder feiert Premiere

Der V6-Motor im Renault Laguna Coupe Foto: Renault

Bei den Motoren feiert ein Sechszylinder-Diesel mit 450 Newtonmeter Drehmoment, das bereits bei 1500 U/min anliegt, im Laguna Coupé seine Premiere. Die ist ziemlich gelungen. Der Selbstzünder überzeugt mit einer ruhigen Laufkultur und geschmeidigem Hochbeschleunigen. Damit überholt der Laguna viele Konkurrenten. Doch «revolutionär» (Renault) ist das V6-Aggregat nicht. Im Vergleich mit dem BMW-245-PS-Diesel geht dem ambitionierten Franzosen die Puste aus. Außerdem scheitert der Sturm auf die weißblaue Bastille am etwas größeren Durst des Herausforderers. Der Renault braucht 7,2 l/100 km, der BMW 330d gibt sich mit einem Liter weniger zufrieden. Die Sechsgang-Automatik fügt sich in das gute Gesamtbild ein, obwohl sie einen Schuss sportlicher abgestimmt sein könnte.

Die Seitenlinie des Renault Laguna Coupe Foto: Renault

Im Innenraum punktet der sportliche Gallier mit einer ordentlichen Verarbeitung und genügend Platz auf den Vordersitzen, die um die Schulter herum mehr Seitenhalt bieten könnten. Auch die Schenkelauflage ist etwas kurz. Um den Kopf herum geht es weniger luftig zu als bei der Limousine.

Kaum Kopffreiheit

Hinten mutiert das Wort «Kopffreiheit» für Menschen über 1,80 Meter zum Euphemismus. Das ist der «Lohn» für die schicke Silhouette mit der abfallenden Dachlinie. Der Raum für die Beine ist ebenfalls ziemlich knapp bemessen. Obwohl die Fronsitze weit nach vorne klappen, hätte beim Zugang zum Fond Turnstar Fabian-Hambüchen seine Freude. Das angepeilte über 40 Jahre alte Klientel dürfte das unter Umständen etwas anders sehen. Aber diese Attribute teilt der Laguna mit den meisten der Mittelkasse-Coupés.

Gut, das Laguna Coupé macht also Spaß, aber gerade in Zeiten der Bankenkrise spielt das Geld eine wichtige Rolle. «Wir verfolgen mit dem Laguna eine aggressive Preispolitik» sagt Marc Osseux, Leiter des Produktmarketings. Keine leeren Worte. Der Einstiegspreis für den 150-PS-Diesel liegt bei 30.300 Euro und damit kann das Laguna Coupé locker mit Konkurrenten wie den Peugeot 136 FAP (30.350 Euro) mithalten, vom Audi A5 (39.450 Euro für den 2.7 TDI) ganz zu schweigen. Vor allem, wenn man die reichhaltige Serienausstattung in Betracht zieht. Immerhin bekommt man unter anderem acht Airbags, Klimaautomatik, Parksensoren hinten, einen Tempomaten, Bi-Xenonscheinwerfer.

Renault Laguna Coupe Foto: Renault

Wer sich für die GT-Version entscheidet, muss mindestens 34.900 Euro hinlegen und darf sich mindestens über einen 2.0-l-16V-Turbo-Benziner mit 204 PS, die Fahrspaß garantierende Allradlenkung und zum Beispiel eine Lederausstattung sowie 18-Zoll-Reifen freuen. Also doch einiges Interessantes, wenn auch nicht unbedingt Neues. Wer ein fahrdynamisches Coupé sucht, sollte die grandiose Allradlenkung testen.

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