Verwechslung inbegriffen

Kia Opirus 3.8 V6

Kia streckt den Opirus. Trotz optischer und technischer Verfeinerungen sind Verwechslungen mit Premiummodellen anderer Marken nicht ausgeschlossen.

Von Thomas Flehmer

Überarbeitung schützt vor Eigenständigkeit nicht. Trotz zahlreicher technischer und optischer Neuerungen fährt der im vergangenen Jahr aufgefrischte Kia Opirus weiterhin als Mischung diverser Premiummarken umher. Allerdings hinterlässt das Flaggschiff des koreanischen Unternehmens dabei keinen schlechten Eindruck. Kopieren scheint sich auszuzahlen.

E-Klasse oder S-Type

Besonders die Front verwirrt den Betrachter. Die vier überarbeiteten Scheinwerfer und der Kühlergrill erinnern stark an eine vergangene Generation der Mercedes E-Klasse oder den S-Type von Jaguar. Fünf Meter weiter hinten hat das rundliche Heck der um zwei Zentimeter gewachsenen Limousine «ein bisschen was vom Rolli», sagt der fachkundige Nachbar und meint damit die Edelschmiede aus dem englischen Goodwood.

Immerhin hat die Rückansicht dazugewonnen, nachdem Kia Abstand von den rundlichen Heckleuchten genommen hat und somit den letzten Eindruck einer koreanischen Gangsterlimousine verwischte. Überhaupt rollt der Kia edel daher. Kopieren scheint sich auszuzahlen.

Becker-Radio als Tiefpunkt

Auch der Innenraum weist Gemeinsamkeiten mit Mitbewerbern auf Foto: Kia

Etwas eigenständiger geht es im Innenraum zu, auch wenn hier Instrumente oder das Schalterlayout für die Sitzverstellung in der Fahrertür starke Reminiszenzen an die Marke mit dem Stern hervorrufen. Die Sitze sind sehr bequem und komfortabel ohne dass der nötige Seitenhalt vermisst wird.

Holzeinlagen dürfen in diesem Segment nicht fehlen, dafür ist der verwendete Kunststoff nicht ganz hochwertig. Auch passt das Becker-Radio «Grand Prix» in das Luxussegment wie Hugo Egon Balder ins Literarische Quartett. Hier hätte sich Kopieren besser ausgezahlt.

Keine Platzangst-Gefühle

Fünf Meter für fünf Personen Foto: AG/Flehmer

Der Fünf-Meter-Bolide mit einem Gewicht von für seine Klasse lediglich 1,8 Tonnen spendet durch den langen Radstand von 2,80 Meter massig Raum. Platzangst-Gefühle kommen auch im Fond überhaupt nicht auf. Der Kofferraum bietet dafür nur lediglich 495 Liter Volumen.

Dass lediglich 500 Kilogramm dazugeladen werden dürfen, ist in diesem Segment üblich. Doch wer mit einem Opirus unterwegs ist, benötigt zumeist nicht mehr als einen oder zwei Koffer. Hier braucht man nicht kopieren.

Harte Automatik

Das abgerundete Heck erinnert an britische Luxuskarossen Foto: AG/Flehmer

Dazu gewonnen hat der Opirus durch das neue Triebwerk. Der 3.8 Liter Sechszylinder hat das 3.5 Liter große Triebwerk abgelöst. 196 kW/266 PS treiben das Flaggschiff an und bringen es innerhalb von 7,5 Sekunden auf die 100 km/h, bei 230 km/h ist dann die Höchstgeschwindigkeit erreicht.

Die leider nur mit fünf Gängen ausgestattete Automatik spricht härter auf die Gasbefehle an als bei den Mitbewerbern. Hier ist eher ein Ruckeln zu spüren anstatt ein sanftes Anfahren. Zudem sorgen die fehlenden sechsten oder sieben Gänge dafür, dass der Opirus die von Kia angegebenen Verbrauchswerte von 10,9 Litern deutlich übertrifft. Bei sportlicher Fahrweise waren gut acht Liter mehr drin. Dass der Opirus mit Normalbenzin unterwegs sein kann, hilft in Zeiten wie diesen nicht mehr weiter. Hier wäre Kopieren besser und ergiebiger gewesen.

Raum zum Kopieren

Doch die sportliche Fahrweise ist das eine in diesem Segment. Das andere ist die angenehme Fahrt, die auf der Autobahn zwischen 150 und 170 km/h liegt. Denn dann hört man im Innenraum wenig, das Fahrwerk sorgt für ein komfortables Fortkommen.

39.900 Euro kostet der Eintritt in die koreanische Premiumklasse. Dafür ist der Opirus dann schon gut ausgestattet. Dafür erhält man bei den Mitbewerbern aus Stuttgart gerade mal die Basisversion, wenn überhaupt. Hier bietet Kia Raum zum Kopieren.










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