Im Robo-Taxi von ZF durch die Stadt

Im Robo-Taxi von ZF durch die Stadt
ZF zeigte auf der CES in Las Vegas autonomes Ridehailing. © ZF

Das eigene Auto wird im zukünftigen Mobilitätsmix keine große Rolle mehr spielen. Die Menschen verlangen nach neuen Angeboten. Daran arbeitet auch der Zulieferer ZF.

Wie sich die Friedrichshafener die Mobilität der Zukunft vorstellen, zeigt der Konzern auf der Consumer Electronic Show (CES) in Las Vegas mit seinem lenkrad- und pedallosem Robo-Taxi, einem umgebauten Van von Mercedes.

Mit ihm will ZF Anbietern neue Mobilitätslösungen wie beispielsweise beim Ridehailing seine Systemkompetenz unter Beweis stellen. Dazu zählen neben Radar-, Kamera- und Lidar-Systemen auch der leistungsstarke Zentralrechner ZF ProAI RoboThink inklusive der notwendigen Software und Algorithmen.

ZF bietet Kunden das komplette Ökosystem

Die ZF ProAI-Produktfamilie. Foto: ZF

ZF sei in der Lage, seinen Kunden das komplette Eco-System für solche Mobilitätsdienstleistungen zu bieten. Dazu gehört auch ein zusammen mit Faurecia gestalteter Innenraum. So kann der im Robo-Taxi noch als Aufpasser an Bord befindliche Fahrer entweder auf der Fahrer- oder der Beifahrerseite Platz nehmen und entsprechend von dort aus die Displays bedienen. Für Notfallkorrekturen kann er das Fahrzeug wie in einem Flugzeug mit einem Joystick steuern.

Die Nachfrage nach solchen „Mobility-as-a-Service“-Lösungen ist enorm. ZF-Chef Wolf-Henning Scheider erwartet in den kommenden fünf Jahren 1,5 Millionen solcher „New Vehicle“, wie er in Las Vegas sagte. Angesichts des sich abzeichnenden Marktes investiert ZF in den kommenden fünf Jahren allein zwölf Milliarden Euro in das autonome Fahren und die Elektromobilität.

Für ZF sind urbane Mobilitätsangebote wie das Ridehailing der Treiber für die weitere Entwicklung des autonomen Fahrens. Dabei warnt Scheider aber vor falschen Erwartungen. Das autonome Fahren sieht er zunächst nicht bei den privat genutzten Pkw, sondern im kommerziellen Bereich wie bei Mobilitätsanbietern oder in der Logistik.

System von ZF ist frei skalierbar

Per App wird das Ridehailing-Fahrzeug von ZF bestellt. Foto: ZF

Einer der Vorteile des von ZF angebotenen Systems ist dessen Skalierbarkeit. Das heißt, dass der Zulieferer seinen Kunden für die verschiedenen Anforderungen des autonomen Fahrens entsprechende Steuergeräte anbieten kann. So offeriert das erstmals 2017 auf der CES vorgestellte ProAI der ersten Generation die Anforderungen des EuroNCAP 2022.

Die Generation 2 des Steuergerätes ist für die Anforderungen des autonomen Fahrens auf Level 2 bis drei ausgelegt und Generation 4 ermöglicht Level 4. Der nun von Scheider vorgestellte Pro AI RoboThink ist Level 5-fähig. Die ZF-Plattform setzt zur Verarbeitung der riesigen Datenmengen der angeschlossenen Sensoren dabei auf einen neuen Prozessor von NVIDIA mit 600 Billionen Rechenschritten pro Sekunde. Damit biete man die leistungsstärkste Plattform für autonomes Fahren in der Branche, stellte Scheider fest.

People Mover kommt Ende des Jahres

Der People Mover von e.Go und ZF soll Ende 2019 auf den Markt kommen. Foto: Mertens

Neben seinem Robo-Taxi wird ZF ab Ende des Jahres mit seinem Partner e.Go Mobile die Serienproduktion seines gemeinsam entwickelten People Movers beginnen, von dem es zu einem späteren Zeitpunkt auch eine entsprechende Cargo-Version geben wird. Vom People Mover soll bereits 2019 eine fünfstelligen Stückzahl produziert werden.

Der Test des autonom und elektrisch fahrenden Kleinbusses wird dabei sowohl bei ZF in Friedrichshafen als auch am Firmensitz von e.Go Mobile in Aachen stattfinden. Andere Städte sollen folgen.

In dem People Mover werden dann zwei ProAI der Generation 4 zum Einsatz kommen, wie Oliver Briemle sagte, bei ZF Leiter des Level 4-Fahrens. Wie Briemle sagte, werden die People Mover während des Testbetriebs in der Lage sein, sogar mit Geschwindigkeiten von bis zu 70 km/h unterwegs zu sein. Damit wäre man deutlich schneller unterwegs als beispielsweise andere People Mover, die derzeit im Testbetrieb beispielsweise in Bad Birnbach oder in Berlin auf dem Campus der Charité verkehren.

Ausbau des Mobilfunknetzes nötig

Für autonomes Ridehailing braucht man auch ein flächendeckendes Mobilfunknetz. Foto: ZF

„Ein People Mover kann nur dann Erfolg haben, wenn man mit ihm auch schneller unterwegs sein kann als nur mit 30 km/h“, sagt Briemle, „sonst kann ich auch gleich selbst gehen“. Perspektivisch wird es wichtig sein, auch mit einer Geschwindigkeit von 100 km/h unterwegs zu sein, wenn es darum geht, dass der People Mover auch im Verkehr zwischen Städten zum Einsatz kommt, so Briemle weiter.

In Friedrichshafen hat ZF die Teststrecke des People Moovers übrigens mit einem flächendeckendem Funknetz ausgestattet. Mit Blick auf die Zukunft des autonomen Fahrens und entsprechende Mobilitätservices sei ein 5G-Mobilfunk-Standard dringend erforderlich, mahnt Scheider an. Doch bis es soweit ist, würde sich der ZF-Chef schon über ein flächendeckendes 4G LTE-Netz freuen. Um wirklich alle notwendigen Funktionen des autonomen Fahrens auf Level 4 und dann auf Level 5 nutzen zu können, sei ein 5G-Netz unabdingbar, so Briemle.

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