Vespa zelebriert seine ruhmreiche Geschichte. Beim Sondermodell GTV 300 erinnern viele Details an das Kultmodell von 1946.
Die Marke Vespa ist für sich schon Kult und Tradition genug, doch auf die Spitze treiben es die Italiener mit ihrem Sondermodell GTV – hier spiegeln der „Faro Basso”, der auf dem vorderen Schutzblech montierte Scheinwerfer, und der freiliegende Stahlrohrlenker das ikonische Design der allerersten Vespa-Modelle der Historie wider. Das Sondermodell gibt es für 7.500 Euro.
Die geschwungene Linienführung und die ausladenden Formen der selbsttragenden Stahlkarosserie waren einzigartig, und bis 1957 tragen die meisten jener Vespas ihren Scheinwerfer auf dem vorderen Kotflügel und werden daher gerne als „Lampe unten“-Modelle bezeichnet, italienisch: Faro Basso. Wer sich für ein Original aus jener Zeit interessiert, sollte das entsprechende Kleingeld übrig haben: Eine V13T aus dem Jahr 1950 wurde kürzlich im Internet für 36.000 Euro angeboten.
Neue Aussicht auf Lenker und Armaturen
Insofern erscheint es nur logisch, eine moderne Wiederauflage der klassischen „Faro Basso” Modelle im Programm zu haben, wie es Vespa bereits seit 2006 zelebriert. Basis der Sondermodelle ist stets der Vespa-Bestseller GTS 300. Deshalb schlägt auch bei der neuen GTV 300 das bewährte flüssigkeitsgekühlte hpe-Herz mit Vierventiltechnik – bei 23,8 PS bei 8.250 U/min und 26 Nm maximalem Drehmoment quicklebendig.
Wie erfrischend die Variomatik diese Daten umsetzt, stellen alle anderen Verkehrsteilnehmer beim zügigen Ampelstart fest, wenn ihnen nur der Blick auf das viereckige LED-Rücklicht bleibt. Vorbildlich präsentiert sich der Antrieb in Sachen Laufkultur, Dosierbarkeit und Geräuschen, der Motor ist so leise, dass man nach dem Anlassen zweimal hinhören muss, ob er überhaupt schön läuft.
Rundum mit LED-Technik ausgerüstet präsentiert sich die Lichtanlage hochmodern. Eine komplett neue Ansicht bietet sich auf Cockpit, Lenker und Armaturen. Das runde, schwarz gehaltene LCD-Instrument zeigt eine Vielzahl von Fahrinformationen an. Bei Kopplung eines Smartphones mit der als Zubehör angebotenen Vespa Multimedia-Plattform ermöglicht das System auch Telefonie sowie Entertainment.
Typische Vespa-Kurzschwinge
Über eine neue Halterung wird das modern gestaltete Instrument wirkungsvoll in Szene gesetzt. Darunter befinden sich neben dem neuen Drehknopf für das schlüssellose Smartkey-System zwei Drucktasten, mit der sich die Sitzbank fernentriegeln und die Infos im Cockpit umschalten lassen. Über einen weiteren Schalter am linken Lenkerende wird die neue Traktionskontrolle deaktiviert, was auf schlüpfrigem Untergrund angesichts des spurtstarken Antriebs aber keine gute Idee ist. Unter die geöffnete Sitzbank passen leider nicht alle Helmgrößen, das kann das schmale Handschuhfach im Bug nicht auffangen.
Auch die zweifarbige Sitzbank mit ihrem geprägten Bezug und edlen Steppnähten kann nicht ganz die Erwartungen an einen komfortablen Platz für Zwei erfüllen, sie eignet sich eher als Solo-Sitzpolster. Für diesen Zweck findet sich eine spezielle Heckabdeckung in Fahrzeugfarbe im Zubehör, was an die Verkleidungen klassischer Vespa Wettbewerbsmodelle erinnern soll.
Als Grundgerüst nutzt die GTV 300 das Fahrwerk der GTS 300 mit selbsttragendem Pressblechrahmen, 12-Zoll-Bereifung auf neuen mattschwarzen Fünfspeichen-Felgen und der typischen Vespa-Kurzschwinge vorn. Hier nutzt die GTV indes die vorhergehende Konstruktion ohne die stabilisierende Versteifungsstrebe zwischen Schwingenarm und Federbein der neuesten Generation, gerade der „Faro Basso” auf dem Kotflügel soll das verhindert haben. Besonders negative Auswirkungen bei herzhafter Fahrdynamik auf ungehobeltem Untergrund waren indes nicht feststellbar, zumal die Bremsen trotz leicht teigiger Betätigung angepasst verzögern. (SP-X)