Opel Ampera-e: Der Reichweiten-Champion

Messestar des Autosalons Paris

Opel Ampera-e: Der Reichweiten-Champion
Opel-Chef Karl-Thomas Neumann (r.) mit dem Ampera-e © AG/Mertens

Auf dem Autosalon Paris gibt es viele Ankündigungen zu Elektroautos mit Reichweiten von über 400 Kilometern. Doch diese Autos kommen erst in drei bis vier Jahren. Der Opel Ampera-e feiert seinen Marktstart bereits 2017 – und das mit einer Reichweite von über 500 Kilometern.

Von Frank Mertens

Im Vorfeld einer Automesse neigen die Autobauer zu Superlativen. Das ist auch bei Opel nicht anders. Entsprechend sprechen die Rüsselsheimer auch davon, dass der Ampera-e die Elektromobilität revolutionieren werde. Dass hört sich gewichtig an – und man könnte das schnell alles übliches Messegetöne abtun und zum Tagesgeschehen übergehen. Doch diesmal sollte man etwas genauer hinschauen.

Denn als Opel vor zwei Wochen die Reichweite des Ampera-e bekannt gab, hatte das bereits für viel Aufsehen gesorgt. 400 Kilometer sollte der Ampera-e rein elektrisch zurücklegen können, hieß es. So viel hat selbst ein BMW i3 nicht (er kommt auf 300 Kilometer). Doch nun legten die Rüsselsheimer zu Beginn des Pariser Autosalons noch einen drauf. Basierend auf dem Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) kommt der Ampera-e auf 500 Kilometer.

Elektrisch von Paris nach London

Doch woher kommen binnen so kurzer Zeit 100 Kilometer? „Wir haben das Auto in den zurückliegenden Wochen noch einmal bei wichtigen Fahrzeug-Parametern optimiert“, sagte Ralf Hannapel im Gespräch mit der Autogazette. Der bisher genannte Wert sei zudem auch nur ein vorläufiger gewesen, fügte Hannapel hinzu, der die Projektverantwortung für den Ampera-e trägt. Jetzt also sind es 500 Kilometer. Ein schöner Wert - auf dem Papier. Doch im Realverkehr sind es bei E-Autos locker mal 100 Kilometer weniger. Auch beim Ampera-e? Mitnichten. Um das unter Beweis zu stellen, ließ Opel vor seinem Messestart die 417 Kilometer von London nach Paris mit einer Batterie-Ladung zurücklegen – mit Hannapel am Steuer.



„Ich bin kein professioneller Testfahrer, auch kein für Verbrauchsfahrten ausgebildeter Fahrer“, berichtete Hannapel. Er sei nur umsichtig gefahren, berichtete der Ingenieur. So unterwegs, absolvierte Hannapel die Strecke London-Paris (durch den Tunnel wurde Zug gefahren) mit mehr als 80 Kilometer Restreichweite auf der Batterieanzeige. „Unsere angegebene Reichweite bildet also die Realität ab.“

Ausrufzeichen in Paris

Mit dieser Fahrt setzten die Rüsselsheimer ein Ausrufezeichen in Paris. So kündigten andere Hersteller in Paris wie Mercedes oder VW auch E-Autos mit Reichweiten von über 400 Kilometer an. „Doch unsere Wettbewerber bringen diese Autos in drei bis vier Jahren“, sagte Opel-Chef Karl-Thomas Neumann zufrieden. Neumann konnte sich selbstbewusst zeigen angesichts dessen, was auf der Bühne neben ihm stand. Mit seiner Reichweite ist der Ampera-e Benchmark im Segment, an ihn reicht keiner heran.

Ralf Hannapel, Projektverantwortlicher für den Opel Ampera-e
Ralf Hannapel fuhr mit dem Opel Ampera-e von London nach Paris AG/Mertens

Entsprechend gespannt darf man sein, wie die Preisgestaltung des Ampera-e ausschauen wird. Darüber schweigt man sich bei Opel bislang aus. Doch im Frühjahr kommenden Jahres wird der Marktstart sein, entsprechend wird man in den nächsten Wochen auch etwas zum Preis erfahren. Doch bis dahin kann sich Opel zu Gute halten, seinen Kunden alltagstaugliche E-Mobilität anzubieten – ohne Reichweitenangst. Wie Neumann hinzufügte, wurde die Reichweite des Ampera-e zudem unter den Kriterien des ab kommenden Jahres geltenden neuen Verbrauchszyklus WLTP getestet. Danach kommt er auf eine Weite von 380 Kilometern. Die Entwicklung zusammen mit LG hat sich ausgezahlt - und auch die Erfahrungen mit dem Ampera, der seinerzeit mit einem Range Extender unterwegs war, aber nicht mehr angeboten wird.

Opel Ampera-e als Game-Changer

Der Opel Ampera-e schafft 500 Kilometer rein elektrisch
Der Preis des Opel Ampera-e steht noch nicht fest AG/Mertens

Ohne Frage, so Neumann, sei der Ampera-e ein Game-Changer. „Opel ist zurück, die Zukunft zu gestalten“, sagte der Opel-Chef zum Ampera-e, dessen Elektromotor es übrigens auf eine Leistung von 204 PS bringt. Seine in platzsparender Unterflurbauweise angebrachten Lithium-Ionen-Batterien bringen es auf eine Leistung von 60 kWh. So motorisiert lässt es sich in 3,2 Sekunden auf Tempo 50 beschleunigen. Die Batterien lassen sich, so Neumann, an einer Ladestation in 30 Minuten aufladen, um so zu einer Reichweite von 150 Kilometer zu kommen.

„Unser Ampera-e ist kein Öko-Luxus, kein Spielzeug, kein reiner Zweitwagen“, so Neumann. Man zeige mit ihm, dass E-Mobilität auch für ein viel breiteres Publikum erreichbar sei. „Opel demokratisiert mit dem Ampera-e das Elektroauto.“ Große Worte, die aber mehr sind als Messegetöne wie die Fahrt von London nach Paris zeigte. Wenn jetzt noch der Preis stimmt, könnte der Ampera-e die E-Mobilität in der Tat voranbringen.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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