Opel hat im zweiten Quartal erstmals seit 2011 wieder schwarze Zahlen geschrieben. Im Interview mit der Autogazette spricht Opel-Chef Karl-Thomas Neumann über die Belastung durch den Brexit, den Absatz in Europa und darüber, weshalb der Ampera-e genau das richtige Auto zur richtigen Zeit ist.
Der Autobauer Opel hält ungeachtet der Belastungen durch den Brexit an seinem Ziel fest, in diesem Jahr zurück zur Profitabilität zu kommen. «Wir halten an unserem Ausblick fest», bekräftigte Opel-Chef Karl-Thomas Neumann im Interview mit der Autogazette.
Wie der Manager sagte, sei der Brexit für Opel natürlich eine Belastung. «In Schottland ist Vauxhall die Nummer eins, in England die Nummer zwei im Pkw-Markt. Jedes vierte von uns in Europa verkaufte Fahrzeug wird in Großbritannien als Vauxhall verkauft. Insofern ist Großbritannien ein sehr wichtiger Markt für uns.»
Währungsschwankungen als Problem
Insbesondere die Währungsschwankungen würden ein Problem darstellen. «Das Pfund ist eingebrochen. Entsprechend müssen wir jetzt Monat für Monat sehen, wie sich der Markt und vor allem das Pfund entwickelt», sagte der Manager. Nachdem Opel im zweiten Quartal erstmals seit 2011 wieder schwarze Zahlen schreiben konnte, entwickelt sich der Absatz in Europa für den Autobauer unterdessen nach wie vor positiv.
So liegt Opel/Vauxhall in Gesamteuropa nach den ersten achten Monaten mit 778.000 Einheiten inklusive der leichten Nutzfahrzeuge mit 5,7 Prozent im Plus. «Wir profitieren insbesondere von der hohen Nachfrage nach unserem neuen Astra und dem guten Absatz unserer Fahrzeuge in Südeuropa wie beispielsweise in Spanien.»
«Ampera-e bahnbrechendes Elektroauto»
Autogazette: Herr Neumann, mit dem neuen Ampera-e und seiner Reichweite von über 400 Kilometer will Opel nicht weniger als die Elektromobilität revolutionieren. Was macht Sie so zuversichtlich, dass diese vollmundige Ankündigung gelingt und das Auto ein Erfolg wird?
Karl-Thomas Neumann: Mit dem Ampera-e lösen wir die Hauptsorge der Kunden bei der Elektromobilität: nämlich die der fehlenden Reichweite. Mit dem Ampera-e kann man aufgrund seiner großen Reichweite nicht nur in der Stadt unterwegs sein, sondern auch längere Reisen unternehmen. Niemand muss sich Sorgen machen, liegen zu bleiben.
Autogazette: Diesen Vorteil hatte auch der Ampera, der noch mit einem Range Extender ausgestattet war. Ein Absatzerfolg wurde er nicht, vielmehr wurde er eingestellt?
Neumann: Der Ampera-e ist ein Fahrzeug, das um die Batterie herum konzipiert wurde. Es ist enorm effizient. Von seinen Abmessungen ist es von außen zwar etwas kleiner als ein Astra, aber im Innenraum fast genau so groß. Zudem ist es ein hochvernetztes Fahrzeug, das über Apple Carplay und eine Vielzahl von Funktionen verfügt, die man von einem Elektroauto erwartet. Wir bieten unseren Kunden ein Top-Paket an. Es wird uns helfen, mit der Elektromobilität voranzukommen. Mit dem Ampera-e bringen wir ein bahnbrechendes Elektroauto auf den Markt, das bisher kein Wettbewerber anbieten kann.
«Prämien führen letztlich nur zu temporären Effekt»
Autogazette: Die Industrie hat lange mit der Politik um eine Kaufprämie für Elektroautos gerungen. Nun gibt es Sie, doch die Nachfrage ist verhalten. Überrascht Sie das?
Neumann: Ja, etwas. Doch generell gilt: Prämien führen letztlich nur zu einem temporären Effekt. Als Hersteller muss man den Kunden bei der E-Mobilität ein überzeugendes Angebot machen. Deshalb kommen wir mit dem Ampera-e zum richtigen Zeitpunkt.
Autogazette: Die Kaufprämie ist das eine, die unzureichende Ladeinfrastruktur das andere. Wird der Erfolg des Ampera-e nicht durch derartige Dinge in Frage gestellt?
Neumann: Nein. Erstens passiert derzeit viel beim Ausbau der Ladeinfrastruktur. Zweitens brauche ich auch immer weniger Ladestationen, wenn ich über eine Reichweite wie unser Ampera-e verfüge.
Autogazette: Wieviel Zeit geben Sie sich, um den Ampera-e zum Erfolg zu führen?
Neumann: Der Wille von Politik und Herstellern ist da, dieser Technologie zum Durchbruch zu verhelfen. Eines ist klar: Wir brauchen die Elektromobilität, um die anspruchsvollen CO2-Grenzwerte zu erreichen und uns irgendwann auch CO2-neutral zu bewegen.
Autogazette: Werden Sie den Kunden mit dem Markstart des Ampera-e auch Ladestationen anbieten?
Neumann: Natürlich kann man den Ampera-e auch an der Haushaltssteckdose aufladen. Aber bei der Größe der Batterie werden die Kunden auch nach einer Möglichkeit verlangen, sie schneller zu laden. Deswegen werden wir in Partnerschaft mit einem spezialisierten Anbieter weitere Optionen anbieten.
«Haben schon einiges gemeistert»
Autogazette: Nachdem Sie sich wegen des Absatzeinbruches im Vorjahr aus dem Russlandgeschäft zurückgezogen haben, macht Ihnen nun der Brexit das Leben schwer. Müssen Sie sich von dem Ziel verabschieden, in diesem Jahr in die Profitabilität zurückzukehren?
Neumann: Hier gibt es keine Neuigkeiten. Wir halten an unserem Ausblick fest. Der Brexit ist für uns natürlich – wie wir bereits mehrfach gesagt haben – eine Belastung. In Schottland ist Vauxhall die Nummer eins, in England die Nummer zwei im Pkw-Markt. Jedes vierte von uns in Europa verkaufte Fahrzeug wird in Großbritannien als Vauxhall verkauft. Insofern ist Großbritannien ein sehr wichtiger Markt für uns.
Autogazette: Vor allem die Währungsschwankungen dürften für Sie ein Problem darstellen...
Neumann: ...natürlich. Das Pfund ist eingebrochen. Entsprechend müssen wir jetzt Monat für Monat sehen, wie sich der Markt und vor allem das Pfund entwickelt. Wir haben auf dem bisherigen Weg schon einiges gemeistert...
Autogazette: ...so haben Sie im zweiten Quartal erstmals seit 2011 wieder schwarze Zahlen geschrieben. Und auch die Absatz-Zahlen in Gesamt-Europa für die ersten acht Monate des Jahres sehen gut aus: mit fast 778.000 Einheiten liegt Opel/Vauxhall mit 5,7 Prozent im Plus.
Neumann: Ja, wir profitieren insbesondere von der hohen Nachfrage nach unserem neuen Astra und dem guten Absatz unserer Fahrzeuge in Südeuropa wie beispielsweise in Spanien.
Autogazette: In Schottland haben Sie bei der Vorstellung des neuen Mokka X eingeräumt, dass man das SUV-Segment bislang trotz der enormen Wachstumsraten nicht so im Fokus hatte, wie es nötig gewesen wäre. Haben Sie die falsche Modellpolitik betrieben?
Neumann: Wir schauen in die Zukunft. Wir bringen am 24. September den neuen Mokka X in den deutschen Handel. Und wir kommen jetzt Schlag auf Schlag mit neuen Autos im SUV- und CUV-Segment. Mit insgesamt 29 neuen Modellen bis 2020 haben wir dieses Jahr gerade erst die größte Modelloffensive unserer Geschichte gestartet.
Das Interview mit Karl-Thomas Neumann führte Frank Mertens