Das Auto wird immer mehr zur rollenden Daten-Zentrale. Vor allem aber soll man sich hinter dem Steuer rundum wohlfühlen.
Mercedes-Benz möchte schon bald in den USA all jene Besitzer neuester Modelle beglücken, die auf Knopfdruck am Lenkrad „Hey Mercedes, ich will am Beta-Programm teilnehmen“ sagen. ChatGPT, die Quasselstrippe mit künstlicher Intelligenz, wird dann dafür sorgen, dass rund 900.000 Fahrzeugbesitzer von 27 Modellreihen nicht mehr nur die üblichen Kurzbefehle für das Fahrzeug geben können, sondern auch längere Gespräche führen über Fakten zum Ziel oder die Shopping-Gelegenheiten entlang der Strecke.
Mit solcher Technik – und den vielen eigenen Betriebssystemen, die Autohersteller wie VW, Leapmotors oder Tesla und ihre Partner bei Google, Amazon oder Apple auf der IAA Mobility vorstellten – lassen sich nicht ganz nebenbei natürlich auch kräftig Daten zu den Menschen im Auto sammeln. In der Hoffnung, dass diese dann all das shoppen, dinieren oder einkaufen, was der Chatbot so vorschlägt.
Mehr Show – aber bitte nachhaltig
Hauptsache, die Reisenden haben gute Laune. Schließlich soll das Auto ein rasendes Wohnzimmer werden, in dem man gerne streamt, speist oder einkauft. Die Designer sehen den Trend hin zu großen Dekoren gestylten Tasten und nahtlosen, geschlossenen Oberflächen – hinter denen aber auf Touch oder auch nur bei Annäherung immer mehr Funktionen zur Bedienung verborgen sind.
Mehr Show also – aber das bitte nachhaltig. Bauteile mit Flachsfasern, Polsterstoffe aus Kaktus – es gibt immer mehr Alternativen zu herkömmlichen Materialien. „Veganes“ Leder – früher als Kunstleder verpönt – haben inzwischen fast alle Marken im Angebot. Angenehmer Nebeneffekt für die Kostenrechner im Konzern: Edel anmutende Kunststoffe aus Abfall sind oft deutlich billiger als Leder oder Alcantara – und nach Ende des Autolebens mit weniger Aufwand wieder in den Kreislauf zurückzubringen.
Früher Motorsound, heute Lichtsignale
Viele Innovationen gab es auch zu neuen Sicherheitskonzepten Sicherhibei hochautomatisierten Fahrzeugen. Brose hat hier etwa eine Hallo-Wach-Lösung namens Brain entwickelt. Wer in einem derart ausgestatteten Auto sitzt, bekommt Lichtsignale, der Sitz rüttelt und richtet sich selbsttätig auf, Lenkrad und Mittelkonsole kommen aus der Schlummerposition zurück und selbst der Luftstrom der Klimaanlage bläst dem Fahrer den Wind der Warnung ins Gesicht.
Apropos Lichtsignale: Auch das ist bereits ein Trend der auf der IAA, der bald auch auf immer mehr Straßen zu sehen sein wird: Wo früher mit schrillem Motorsound die Aufmerksamkeit der Nachbarschaft provoziert worden ist, geht das jetzt per Optik-Show der Scheinwerfer und individuellen Licht-Animationen. (SP-X)