Tankstellen schaffen Normalbenzin ab

Günstigere Preise

Autofahrer werden zukünftig an den Tankstellen kein Normalbenzin mehr bekommen. Während Aral sich über eine Abschaffung Gedanken macht, wartet Shell noch ab. Der ADAC rechnet nun mit günstigeren Preisen.

Die Gnadenfrist für das Normalbenzin läuft aus. Nachdem die Mineralölgesellschaften Mitte August 2007 die Preise von Normal- und Superbenzin angeglichen hatten, ging die Nachfrage der Kunden nach dem Kraftstoff mit 91 Oktan stark zurück. Vorstandschef Stefan Brok vom Marktführer Aral hatte am Dienstagabend in einem Hintergrundgespräch angekündigt, Normalbenzin vom Markt zu nehmen, wenn der Absatz weiter deutlich zurückgehe.

Auch beim Konkurrenten Shell zeichnet sich ein solcher Schritt ab. «Wir beobachten den Markt und spüren einen Trend weg vom Normalbenzin», sagte Shell-Sprecherin Cornelia Wolber der Autogazette. Während vor der Preisangleichung jeder vierte Autofahrer mit Ottomotor auf Normalbenzin zurückgegriffen habe, «sind nun einige Kunden auf Super 95 umgestiegen», so Wolber. Genaue Zahlen, wie viele Kunden nun den höherwertigen und gleich teuren Kraftstoff tanken, wollte Wolber aber nicht preisgeben. Bei Aral sank der Absatz von 25 auf 14 Prozent.

Seit 2006 haben sich an den Produktionsmärkten in Rotterdam die Preise von Normal und Super angeglichen. Im Mai war zeitweise das Normalbenzin aufgrund einer starken Nachfrage aus den USA teurer als Super. «Wir haben das Normalbenzin quasi subventioniert, weil wir den Preis nicht an den Kunden weitergegeben haben», sagt Wolber. Zugleich ergänzt sie: «Wenn die Kunden weiter nach Normalbenzin fragen, müssten wir weiter zubuttern.»

Total gibt sich bedeckt

Sehr bedeckt hält sich noch Total. Der mit 1000 Tankstellen viertgrößte Anbieter verzeichnet zwar ähnliche Absatzrückgänge wie Aral. «Momentan haben wir es noch nicht vor, Normalbenzin vom Markt zu nehmen», sagte Total-Pressesprecher Reiner Schütz der Autogazette. Allerdings werde man natürlich den Markt weiter beobachten.

Im Umkehrschluss ist damit das Aus für Normalbenzin besiegelt, da man nicht davon ausgehen kann, dass die Konzerne auch in Zukunft «zubuttern» werden. Barbara Mayer-Buckow bleibt deshalb auch vorsichtig. Der Autogazette sagte die Pressesprecherin des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV), dass das Entfernen des Normalbenzins eine «Unternehmensentscheidung» wäre, mit der der Verband nichts zu tun hätte. «Eine Tendenz kann es aber sein, wenn die Preise am Ölmarkt gleich bleiben.» Bereits im August hatte Mayer-Buckow das Ende des Kraftstoffs vorhergesagt: «Keiner zahlt mehr für ein niedrigeres Produkt als für das höherwertige.»

«Produkt, das nicht mehr gebraucht wird»

Beim Bundesverband freier Tankstellen (BfT) wird man schon deutlicher. «Natürlich richten wir uns nach der Marktsituation. Aber der Rückgang ist erheblich. Sie können davon ausgehen, dass das Normalbenzin über kurz oder lang vom Markt verschwindet», sagte Axel Graf Bülow, Hauptgeschäftsführer des BfT.

Bülow spricht vom Normalbenzin als ein «Produkt, das nicht mehr gebraucht wird. Auch für den Kunden dürfte das kein Problem sein.» Dem Bundesverband freier Tankstellen sind insgesamt rund 1800 Tankstellen angeschlossen. Das sind elf Prozent des Gesamtmarktes.

«Technisch überflüssig»

Nach der emotionalen Diskussion im Sommer, bei der Präsident Wolfgang-Ernst Fürst zu Ysenburg vom Automobilclub von Deutschland (AvD) ein Eingreifen des Kartellamtes forderte («Dieses unverschämte Abkassierprogramm bedeutet eine neue, eiskalte Abzocke zu Lasten des Normalverbrauchers.»), macht sich bei den Autoverbänden Resignation breit. «Das Normalbenzin ist technisch überflüssig, es war wirtschaftlich nicht überflüssig», sagt ADAC-Pressesprecher Maximilian Maurer der Autogazette, «für die Autofahrer war es früher eine Möglichkeit, Kosten zu sparen. Wir hätten es am liebsten gehabt, wenn es deutlich billiger wäre. Aber jetzt haben uns die Ereignisse überholt.»

Maurer hofft jetzt darauf, dass durch den Wegfall des Normalbenzins das Autofahren billiger wird. «Die Mineralölgesellschaften haben dann weniger Zapfsäulen, weniger Verwaltungsaufwand und unter Umständen Synergieeffekte. Das ergibt einen gewissen Spareffekt.» Allerdings schränkt Maurer auch gleich ein. «Die Frage ist, ob die Konzerne den Preis dann an die Verbraucher weitergeben. Als Autoclub werden wir appellieren. Aber vielleicht ist das auch zu blauäugig gedacht.»

Keine Beiträge vorhanden