Zero SR/S: Großer Fahrspaß, aber kleiner Radius

Zero SR/S: Großer Fahrspaß, aber kleiner Radius
Mit der SR/S zeigt Zero, dass man etablierte Motorradhersteller sogar in Teilbereichen überbieten kann. © fbn

Trotz nominell überschaubarer Leistung sorgt die elektrische Zero SR/S für viel Freude. Leider ist nach zwei Stunden der Spaß vorbei.

Im Jahr 2010 wurde das bereits am Horizont absehbare Zeitalter der Elektromobilität erstmals auch im Zweiradbereich nicht nur sicht-, sondern in Form der Zero SR auch fahrbar. Aber die Enttäuschung folgte auf dem Fuße: Die Reichweite war trotz damals noch gemäßigter Motorleistung nicht nur bescheiden, sondern – schlimmer noch – nicht berechenbar. Zwar gab es schon zwei Anzeigen für Radius und Ladestand des Akkus, doch waren deren Angaben vollkommen unzuverlässig. Aber auch die motorradtypischen Komponenten des Fahrzeugs waren, teils sogar deutlich, unter dem damaligen Standard.

Das ist im Jahr 2023 vollkommen anders. Zero hat eine intensive Entwicklung in die richtige Richtung absolviert. Insbesondere am Beispiel des Modells SR/S zeigt Zero, dass man mit etablierten Motorradherstellern nicht nur mithalten, sondern sie im E-Segment sogar in Teilbereichen überbieten kann. Das betrifft nicht alleine den E-Antrieb, sondern auch das Motorrad als Ganzes: Fahrwerk, Bremsen, Assistenzsysteme, Ausstattung – die SR/S verdient sich rundum gute Noten.

E-Antrieb exklusiv und teuer

Erfreulicherweise zeigt sich das Fahrwerk allen Anforderungen gewachsen. Foto: fbn

Freilich ist sie mit ihrem Preis von 26.500 Euro auch ganz und gar kein billiges Motorrad, sondern liegt auf dem Niveau einer Ducati Multistrada V4 S, einer BMW M 1000 R oder einer KTM 1290 Super Duke GT. Auch wenn die genannten Fahrzeuge allesamt mehr Leistung bieten, so befindet sich die Zero dennoch zurecht in dieser Klasse: Ihre Fahrleistungen sind top und ihr E-Antrieb ist ebenso teuer wie exklusiv.

Ihre Nominalleistung von 40 kW (54 PS) ist, verglichen mit den 210 PS der BMW M 1000 R eine Lachnummer, doch im Beschleunigungsrennen verliert die Zero dennoch nicht, weil ihr Drehmoment von 190 Nm eben schon ab „Leerlauf“ anliegt – ohne Gedenksekunde. Erfreulicherweise zeigt sich das Fahrwerk – Stahlgitterrohrrahmen, einstellbare Showa-Komponenten vorne und hinten, Radialbremsanlage sowie Bosch Motorrad Stabilitätssystem – allen Anforderungen gewachsen. Auch bei sportlicher Fahrweise.

Akku hält für etwa zwei Stunden

Geschickt gelöst ist die Integration des Motor als Anlenkpunkt für die Hinterradschwinge. Foto: fbn

Obwohl die Zero SR/S über einen mit nominell 17,3 kWh großvolumigen und auch leistungsfähigen Akku verfügt, ist dieser Bereich ihre Achillesferse. Denn länger als zwei Stunden am Stück kann man mit dem Sporttourer bei einigermaßen artgerechter Fahrweise kaum unterwegs sein.

Was dannt folgt, ist absolut zäh, relativ aber gar nicht so übel. An der Haushaltssteckdose vergehen rund viereinhalb Stunden, bis der Akku wieder voll ist. Steht eine Lademöglichkeit mit 11 kW zur Verfügung, reduziert sich der nötige Zeitaufwand für die Ladung von 0 auf 95 Prozent auf zweieinhalb Stunden, weil das integrierte Ladegerät eine Leistung von „nur“ 6,6 kW hat. Auch mit 22 kW geht es nur dann in der Minimalzeit von 1:15 Stunden, wenn der optionale Schnelllader installiert worden ist; das kostet nicht nur Geld, sondern auch den im praktischen Leben vorzüglich nutzbaren „Tank“-Stauraum.

Die als Motorrad wirklich angenehme Zero SR/S bietet extrem hohen Fahrspaß, hinterlässt ihren Fahrer aber ratlos, sofern er über die Ladesäulen-Situation in seiner engeren und weiteren Umgebung nicht allerbeste Kenntnisse hat. (SP-X)

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