VW wird bis 2020 insgesamt 19 neue SUV-Modelle auf den Markt bringen. Sie sollen bis dahin 40 Prozent des Gesamtabsatzes ausmachen. Im November rollt nun der kompakte T-Roc auf den Markt.
Von Frank Mertens
Entwickelt sich Volkswagen zu einer SUV-Marke? Wer sich die Modellpolitik der Wolfsburger anschaut, der könnte davon ausgehen. Schließlich will der Autobauer bis zum Jahr 2020 insgesamt 19 neue SUV-Modelle auf den Markt bringen.
Nachdem man zuletzt in den USA das Midsize-SUV Atlas einführte, in China den Teramont, den Tiguan und in Kürze den Tiguan All Space, bringt VW im November nun den kompakten T-Roc auf den Markt. Er wird zu einem Preis von um die 20.000 Euro angeboten, wie Markenchef Herbert Diess am Mittwochabend bei der Vorstellung des T-Roc am Comer See in Italien ankündigte. Welchen Stellenwert die SUVs für den Wachstumskurs der Wolfsburger haben, zeigt der Blick auf die Nachfrage des Tiguan. Seit seinem Marktstart im vergangenen Jahr wurden von ihm weltweit mehr als 400.000 Einheiten abgesetzt, wie Diess sagte.
SUV-Segment mit enormen Wachstumsraten
Zwar geht VW-Vertriebsvorstand Jürgen Stackmann nicht davon aus, dass der neue T-Roc den Tiguan („Er hat alle unsere Erwartungen deutlich übertroffen“) bei den Absatzzahlen überfliegelt. Doch eines steht für VWs obersten Verkäufer fest. „Der T-Roc wird uns viel Freude bereiten.“
Dabei profitieren die Wolfsburger davon, dass die Kunden trotz aller Diskussionen um C02-Grenzwerte und Effizienz auf SUVs stehen. Es ist das Segment mit enormen Wachstumsraten. Allein für die nächsten zehn Jahre werden für SUVs Steigerungsraten bei den weltweiten Verkäufen von 50 Prozent vorhergesagt, wie Diess mit Verweis auf entsprechende Prognosen sagte. Dabei werde insbesondere das Small- und das Kompakt-Segment zulegen – und das auf allen wichtigen Märkten wie Europa, China oder den USA. Bis zum Jahr 2027 wird eine Verdoppelung des Absatzes auf nahezu elf Millionen Einheiten erwartet.
Ausblick auf Touareg Ende des Jahres
Davon wollen die Wolfsburger profitieren. Noch in diesem Jahr werden sie einen Ausblick auf den neuen Touareg geben und im kommenden Jahr den T-Cross enthüllen. Danach wird es einen Ausblick auf den I.D. Crozz geben, ein rein elektrisch angetriebenes SUV. Dass VW angesichts dieser Produtoffensive im SUV-Bereich Gefahr läuft, die CO2-Grenzwerte von 95 g/km bis 2021 zu verpassen, sieht Diess nicht. "Die CO2-Ziele werden wir erreichen."
Er verweist auf die Elektrifizierung der SUVs mit einem 48 Volt-Bordnetz und der Effizienzsteigerung der Verbrennungsmotoren. Angeboten wird der neue T-Roc mit drei TSI-Benzinmotoren und drei Dieselmotoren. Diese dann mit SCR-Kat, wie Diess angesichts der drohender Fahrverbote für Selbstzünder betonte. Neben einem manuellen Sechsganggetriebe steht auch ein 7-Gang-DSG zur Wahl. Ebenso wird das neue Kompakt-SUV neben Front- auch mit Allradantrieb angeboten.
Meilenstein der SUV-Offensive
Für Diess würde der T-Roc mit seine Funktionalität, Fahrdynamik und Technologie einen „Meilenstein in unserer SUV-Offensive“ darstellen, wie der Markenchef sagte. Trotz seiner kompakten Maßen bietet das Kompakt-SUV im Kofferraum Platz für mindestens 445 Liter. Neben seiner hohen Funktionalität bringt der T-Roc aber alles an Sicherheit mit, was der Modulare Querbaukasten des Konzern zu bieten hat. Dazu gehört bereits ab der Basisversion ein Notbremsassistent inklusive einer Umfeldbeobachtung und der Spurhalteassistent Lane Assist.
Daneben wartet der T-Roc mit hohen Individualisierungsmöglichkeiten auf. So erinnert sich der T-Roc beispielsweise an die individuellen Klimatisierungswünsche des Fahrers; ähnlich ist es mit dem Infotainmentsystem, das sich die Vorlieben des Nutzers merkt.
Doch kommen wir zurück zur Ausgangsfrage: Wird VW zu einer SUV-Marke? Nein, sagen die Verantwortlichen. Schließlich erwarte man mit diesem Segment ja nur einen Anteil von 40 Prozent am Gesamtabsatz. Golf, Polo, Passat, Up und Arteon werden weiter das Gros der Verkäufe ausmachen. Doch wer weiß schon, was in drei Jahren ist. Der Kunde tickt halt anders, als wie man es angesichts der Diskussion um Fahrverbote und der Verkehrswende erwartet. Statt auf alternative Antriebe zu setzen, kaufen sie SUVs. Autos, die mit ihrer Karosserieform und Gewicht nicht für nachhaltige Mobilität stehen. "SUV-Kunden lieben den Raum, die Ausstrahlung dieser Fahrzeuge, die hohe Sitzposition. Es ist ein Trend, den kann man nicht verneinen", so Diess.