«Jeder wird sein Möglichstes tun, Fahrverbote zu vermeiden»

VW-Markenchef Herbert Diess

«Jeder wird sein Möglichstes tun, Fahrverbote zu vermeiden»
VW-Markenchef Herbert Diess. © dpa

Nach Berechnungen des Umweltbundesamtes haben die beim Dieselgipel beschlossenen Maßnahmen ihr Ziel verfehlt. Umweltministerin Hendricks fordert erneut eine Nachrüstlösung. Davon hält VW-Markenchef Diess nichts.

Von Frank Mertens

VW-Markenchef Herbert Diess lehnt die von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks erneut geforderte Nachrüstlösung für ältere Dieselfahrzeuge ab. "Wir sehen Umbaulösungen als kritisch an", sagte Diess am Mittwochabend bei der Vorstellung des neuen Kompakt-SUV T-Roc am Comer See der Autogazette.

"Mit Blick auf die Nachrüstung wird häufig unterschätzt, dass der Umbau des Motors einen enormen Aufwand bedeutet." Diess verweist darauf, dass der Einbau einer "zusätzlichen Einspritzung, eines neues Brennverfahrens, neuer Kabelschläuche" nicht schnell umsetzbar sei. "So etwas braucht bereits in der Entwicklung Jahre." Zugleich birge eine solche Nachrüstlösung "Risiken für die Qualität".

In 70 Städten drohen Fahrverbote

Hendricks hatte am Mittwoch die Autobranche angesichts der vom Umweltbundesamt (UBA) vorgelegten Ergebnisse zur Luftqualität in den Städten die Branche aufgefordert, ältere Diesel weiter zu verbessern."Also nicht nur die Software, sondern auch die Hardware", sagte die SPD-Politikerin. Nach Berechnungen des UBA reichen die beim Dieselgipfel getroffenen Beschlüsse zur Verbesserung der Luftqualität in den Städten nicht aus. Trotz Software-Update und Umweltprämien drohen in fast 70 Städten Fahrverbote. Die Maßnahmen des Dieselgipfels würden die Stickoxid-Belastung gerade einmal um sechs Prozent senken, so das UBA. Die Branche war in eigenen Berechnungen von Einsparungen von bis zu 25 Prozent ausgegangen.

Den beschlossenen Maßnahmen müsse man jetzt auch erst einmal die Zeit geben, zu wirken, sagte Diess. Das beim Dieselgipfel geschnürte Paket hätte bereits große Fortschritte gemacht. "Die letzten Messungen zeigen, dass Volkswagen, die deutschen Marken überhaupt, sehr gut abschneiden bei den Vergleichstest des Stickoxidausstoßes."

Beschlüssen des Dieselgipfels Zeit geben

Herbert Diess (r.) und Klaus Bischoff mit dem neuen T-Roc AG/Mertens

Wie Diess angesichts von drohenden Fahrverboten in fast 70 Städten sagte, wolle niemand Fahrverbote, nicht die Politik, nicht die Städte und auch nicht die Hersteller. Es gehe jetzt darum, Stadt für Stadt gemeinsam zu überlegen, wie dort die Stickoxid-Emissionen reduziert werden können. "Jeder wird sein Möglichstes tun, Fahrverbote zu vermeiden." Den Beschlüssen des Dieselgipfels müsse man jetzt auch erst einmal die Zeit geben, zu wirken. "Es wird ja auch weiter gearbeitet."

Trotz des Umstandes, dass VW bis 2020 ingsesamt 19 neue SUV-Modelle auf den Markt bringen wird, sieht Diess keine Gefahr, die CO2-Grenzwerte von 95 g/km im Jahr 2021 zu verfehlen. "Die CO2-Ziele werden wir erreichen." Er verweist darauf, dass immer mehr Fahrzeuge mit Mild-Hybriden mit 48 Volt auf den Markt kommen werden. "Beim nächsten Golf wird es Fahrzeuge geben, die mit einer Mildhybridisierung ähnliche Verbrauchswerte haben wir ein Golf-Diesel." Zudem würde man ab 2020 mit seinen neuen Elektrofahrzeugen die Flottenziele bei Volkswagen erreichen. Doch eines ist klar, wie Diess betonte. "Wir brauchen den Diesel, um die CO2-Emissionen zurückzufahren. Der Diesel in seiner neusten Emissionsstufe Euro 6 ist ein absolut umweltverträgliches Auto."

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