Die BMW R 1200 GS Adventure zeigt, was sie zu bieten hat. Und das ist eine Menge. Doch trotz ihrer wuchtigen Abmessungen bietet sie ein glänzendes Handling, wie unser Test zeigt.
Von Frank Mertens
Mensch, ist die groß. Der erste Anblick der BMW R 1200 GS Adventure flößt Respekt ein. Klar, mit meinen 1,91 Metern gehöre ich zu den groß gewachsenen Motorradfahrern. Doch das neuste Modell der Münchner beeindruckt selbst Sitzriesen wie mich.
Respekteinflößende Maße
Kein Wunder: die Maße dieser Reise-Enduro haben es in sich. Länge: 2,25 Meter, Höhe (ohne Spiegel): 1,47 Meter, Breite: 95,5 Zentimeter. Wer die vom Zubehörspezialisten Touratech im Auftrag von BMW hergestellten Alu-Koffer montiert, verbreitert das Heck nochmals um gut 4,5 Zentimeter. Das sind Dimensionen, die beherrscht sein wollen. Von daher bin ich froh, dass die Sitzbank in zwei Höhen verstellbar ist. In der oberen Stellung beträgt die Sitzhöhe 91 Zentimeter, in der unteren - für die ich mich entscheide - 89 Zentimeter.
Nach der ersten Sitzprobe ist klar: einen Kauf dieses Big Bikes sollten sich deutlich kleinere Fahrer oder Fahrerinnen überlegen, wenn sie bei Ampelstopps nicht vergeblich mit beiden Füßen den Kontakt zu Straße suchen wollen. Ein sicherer Bodenkontakt ist allein schon wegen des Gewichts der R 1200 GS Adventure nötig: es liegt voll getankt bei stattlichen 256 Kilogramm - und das ohne Koffer und Zuladung. Die beiden Seitenkoffer und das Topcase verkraften zusammen 25 Kilo Gepäck. Die Montage der wasserdichten Koffer ist kinderleicht, dauert nur wenige Sekunden.
Hervorragendes Handling
Doch wie lässt sich dieses Schwergewicht handeln? Ist man auf der Nachfolgerin der R 1150 GS Adventure erst einmal unterwegs ist, ist von den immensen Abmessungen und dem Gewicht nichts mehr zu spüren. Die R 1200 GS Adventure lässt sich mühelos bewegen, selbst mit Seitenkoffern im Stadtverkehr. Das Handling ist hervorragend. Dazu trägt die aufrechte Sitzhaltung entscheidend bei.
Die Knie lassen sich passgenau an den monströsen 33 Liter fassenden Tank pressen. Auf der R 1200 GS Adventure thront der Fahrer auf seiner Maschine - und hat so eine glänzende Übersicht über den Verkehr. Ein Aspekt, der dem Fahrer ein sicheres Gefühl vermittelt.
Wie es sich für eine Reiseenduro von BMW gehört, ist der Wind- und Wetterschutz nicht zu beanstanden. Die höhenverstellbare Scheibe schützt den Fahrer in Kombination mit den seitlich angebrachten Windabweisern wirkungsvoll vor Fahrtwind: sei es nun auf der Landstraße oder der Autobahn.
Verlässlicher Zweizylinder-Motor
Der bereits aus der R 1200 GS bekannte Zweizylinder-Boxermotor mit 1170 ccm Hubraum und 72 kW/98 PS verrichtet auch in der Adventure einen guten Job und stellt bei 5500 Umdrehungen ein maximales Drehmoment von 115 Nm zu Verfügung. Die Sechsgangschaltung arbeitet präzise und ohne von anderen BMW-Modellen bekannten lauten Klack-Geräuschen beim Gangwechsel.
Die Höchstgeschwindigkeit ist bei etwas mehr als 200 km/h erreicht. Die maximale theoretische Reichweite der Adventure liegt, wenn man denn konstant nur 90 km/h fahren würde (doch wer tut das schon?), bei 750 Kilometer. Selbst wenn man von diesem Wert 200 km abzieht, bleibt es bei einer realen Reichweite von 550 Kilometer. Genug, um selbst in Gegenden ohne flächendeckendes Tankstellennetz die nächste Zapfsäule zu erreichen.
Würdige Nachfolgerin
Mit der R 1200 GS Adventure haben die Bayern eine würdige Nachfolgerin der 1150er konzipiert. Dumm nur, dass der Spaß, eine Adventure zu fahren, so teuer ist. Er beginnt bei 13.500 Euro. Wer dann noch ein paar Extras wie das Teilintegral ABS (1050 Euro), Heizgriffe (190 Euro) oder Zusatzscheinwerfer (270 Euro) bestellt, ist schnell bei 15.000 Euro angelangt. Dafür kaufen sich andere Leute ein Auto.