Runderneuerte Reifen besser als ihr Ruf

Vor allem Pkw-Besitzer greifen beim Reifenkauf fast ausnahmslos zu fabrikneuer Ware. Dabei gibt es mit runderneuerten Reifen eine günstige und gute Alternative.

Von Heiko Haupt

Die Beliebtheit von runderneuten Reifen beschränkt sich derzeit in erster Linie auf Nutzfahrzeuge. «Fast jeder zweite Reifen ist dort ein runderneuerter», sagt Hans-Jürgen Drechsler, Geschäftsführer des Bundesverbandes Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV) in Bonn. Bei privaten Pkw sind dagegen nur knapp 5 Prozent der Sommerreifen und etwa 15 Prozent der Winterreifen runderneuert.

«Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass runderneuerte Reifen etwa ein Drittel günstiger als neue Markenprodukte sind», sagt Sven Rademacher, Sprecher des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DRV) in Bonn. Dass Pkw-Fahrer dennoch lieber zum Neu-Reifen greifen, hängt mit einem zweifelhaften Image aus vergangenen Zeiten zusammen. «Vor 30 Jahren war es ja wirklich noch so, dass man mit seinen alten Reifen zu einem Vulkaniseur ging und sie dort runderneuern ließ», so Hans-Jürgen Drechsler. «Über die Qualität des Endproduktes entschied dann vor allem die handwerkliche Fähigkeit des Vulkaniseurs.»

Qualität ist mit Neureifen vergleichbar

Heute ist die Herstellung ein hochprofessioneller Prozess. Dabei wird zunächst der angelieferte Altreifen auf Beschädigungen untersucht - untaugliche Exemplare werden gleich ausgesondert. Die weitere Herstellung geschieht dann nicht in Handarbeit, sondern maschinell und computergesteuert. «Die Qualität der Produkte von den namhaften Runderneuerern ist durchaus mit Neureifen zu vergleichen», sagt Franz Nowakowski, Reifenexperte der Sachverständigen-Organisation Dekra in München.

Die bei der Runderneuerung verwendeten Gummimischungen werden teilweise von den Erneuerern selbst gemacht. «Oft stammen diese Mischungen aber auch von den großen Reifenherstellern», sagt Ruprecht Müller, Reifenfachmann im ADAC-Technikzentrum im bayrischen Landsberg (Bayern). Das gilt auch für die Profile. Seit September 2006 gibt es zudem eine ECE-Norm, die für alle runderneuerten Reifen gilt. Speziell die in der Arbeitsgemeinschaft industrieller Reifenerneuerer (AIR) im BRV zusammengeschlossenen Firmen lassen ihre Reifen auch noch freiwillig vom TÜV unter die Lupe nehmen.

TÜV-Siegel gibt Sicherheit

Bleibt die Frage, was gegen den Einsatz eines runderneuerten Reifens spricht. Ein Punkt wäre, dass es sie nur bis zur Reifen-Kategorie «H» gibt, die Spitzengeschwindigkeiten bis 210 Stundenkilometer erlaubt. Eine mangelnde Sicherheit der überarbeiteten Reifen kann jedoch kaum mehr gelten: «Das Risiko, das man Runderneuerten nachsagt, ist nicht höher als bei vergleichbaren Neureifen», sagt Ruprecht Müller. Hingewiesen wird von den Experten aber darauf, dass es auch bei den runderneuerten noch Billiganbieter gibt. Daher ist beim Kauf ein prüfender Blick angebracht. «Da bei den meisten guten Runderneuerten auch die Reifenflanken erneuert werden, kann der Hersteller dort seinen Namen einprägen», sagt Sven Rademacher. «Ein gutes Qualitätsindiz ist dort dann auch ein TÜV-Siegel.» (dpa)

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