Mercedes B-Klasse: Nicht cool, aber zuverlässig

Kompakt-Van als Gebrauchtwagen

Mercedes B-Klasse: Nicht cool, aber zuverlässig
Die neue B-Klasse von Mercedes mit silberner Lackierung. © Daimler

Cool ist die Mercedes B-Klasse optisch nicht. Dafür vermag der Kompakt-Van aber auch als Gebrauchtwagen zu überzeugen.

Soll das gesuchte Gebrauchtfahrzeug praktisch und solide sein? Steht weder der „Coolness“-Faktor noch PS-Protzerei im Fokus der Gebrauchtwagensuche? Und zwickt und zwackt hin und wieder der Rücken? Dann gilt es, die Mercedes B-Klasse in die engere Wahl zu ziehen. Die zweite Generation des Kompaktvans (Typ W 246, 2011 bis 2018) punktet mit inneren Werten und beim TÜV.

Das Design der Mercedes B-Klasse wird wohl kaum jemanden zu Jubelgesängen animieren. Der 4,39 Meter lange Kompaktvan gehört eher zu den unauffälligen Vertretern, mehr Sein als Schein stand vermutlich in seinem Entwicklungslastenheft. Von dem unscheinbaren Äußeren sollte man sich aber nicht täuschen lassen: Der Innenraum überrascht mit modernen Stil- und Ausstattungselementen sowie Variabilität. Das Kofferraumvolumen beträgt zwischen 488 und 1.547 Litern. Eine verschiebbare Rücksitzbank, ein in der Höhe verstellbarer Ladeboden sowie eine umklappbare Beifahrersitzlehne – alles konnten Erstkäufer optional erwerben – ermöglichen je nach Bedarf zwischen Personen- und Gütertransport zu wechseln. Die Fondpassagiere erfreuen sich an viel Kniefreiheit. Wichtig für Menschen mit „Rücken“: Der Ein- und Ausstieg gelingt ohne Verrenkungen.

Facelift 2014

Ende 2014 hat Mercedes der B-Klasse ein Facelift gegönnt. Es gab kleine Modifikationen am Kühlergrill und an den Leuchten sowie Retuschen im Innenraum. Der freistehende Bildschirm fiel etwa mit acht Zoll eine Nummer größer aus als zuvor, die Ambiente-Beleuchtung bot nun 12 Farben an.

Die Antriebspalette umfasste Benziner und Diesel im Leistungsband von 90 PS bis 211 PS. Außerdem gab es eine Erdgasvariante mit 156 PS. Eine 180 PS starke Elektro-Version kam 2015 auf den Markt und wurde bis Ende 2017 angeboten. Die turboaufgeladenen 1,6-Liter-Ottomotoren mit Direkteinspritzung decken fahrerische Ansprüche von ganz gemütlich bis recht flott ab. Die Motoren kommen auf 102 PS (B 160), 122 PS (B 180) und 156 PS (B 200). Der B 200 ist bis zu 220 km/h schnell und absolviert den Spurt von 0 auf 100 km/h in 8,6 Sekunden.

Zweiliter-Turbo mit 184 PS

Wenn es etwas sportiver sein soll: Ein Zweiliter-Turbo war in den Ausbaustufen mit 184 PS als B 220 4Matic sowie als B 250 mit 155 kW/211 PS erhältlich. Wer will, kann mit dem B 250 die linke Autobahnspur mit Tempo 240 rocken. Den B 250 gab es sowohl mit Front-als auch mit Allradantrieb (4Matic). Die Durchschnittsverbräuche der Benziner bewegen sich zwischen 5,2 und 6,6 Litern.

Die Diesel sprechen ebenfalls Fahrer mit unterschiedlichen Ansprüchen an. Bei dem 1,5-Liter in den Ausbaustufen mit 90 PS (B 160 CDI) und 109 PS (B 180 CDI) sowie dem 1,8-Liter mit 136 PS (B 200 CDI) stehen eher das Ankommen im Vordergrund, Eile spielt keine Rolle. Dafür sind sie genügsam. Die Sparversion B 180 CDI Blue Efficiency (seit 2013) überzeugte etwa mit Verbrauchswerten von 3,6 Litern. Mit dem Facelift sortierte Mercedes das Dieselangebot neu. Der 1.8er fiel weg. Der 2,1-Liter-Diesel wurde seitdem zusätzlich zu dem 125 kW/175 PS (seit Ende 2014: 130 kW/177 PS) starken B 220 CDI auch mit 136 PS als B 200 CDI angeboten. Für die Motorisierungen B 200 CDI und B 220 CDI offerierte Mercedes als Alternative zum Frontantrieb auch Allrad.

Beim Thema Sicherheit erlaubte sich die B-Klasse keine Patzer und erreichte beim NCAP-Crashtest 2011 eine fünf-Sterne-Bewertung. Ab Werk an Bord waren unter anderem das radargestützte Kollisionswarnsystem „Collision Prevent Assist“, das mit dem Facelift auch selbständig eine Teilbremsung einleitet, sowie ein Aufmerksamkeitsassistent. Optional standen weitere Helfer wie Parkassistent oder eine Verkehrszeichenerkennung zur Wahl.

Solide beim TÜV

Das Heck des Mercedes-Benz B 200 d. Foto: Mercedes

Die Basisversionen sind vergleichsweise gut ausgestattet. Natürlich bieten die höheren Komfortniveaus mehr Verwöhnpotential und Wohnzimmeratmosphäre. Seit 2014 hießen die Ausstattungslinien analog zu den anderen Mercedes-Kompaktmodellen Style, Urban und AMG Line. Darüber hinaus gab es noch verschiedene Ausstattungspakte wie etwa das Licht- und Sicht-Paket und das Chrom-Paket.

Die B-Klasse zeichnet sich bei den TÜV-Hauptuntersuchungen durch ihr solides Auftreten aus. Bei älteren Modellen gibt es manchmal Probleme mit den Bremsleitungen und die Rückleuchten sind kleine Sorgenkinder auch bei jüngeren Fahrzeugen. Bei den Prüfpunkten Fahrwerk und Umwelt agiert der kleine Mercedes unauffällig. Insgesamt stellt der TÜV dem Kompaktvan sehr gute Noten aus. Er liegt über alle Altersklassen unter dem Mängeldurchschnitt.

Die B-Klasse überzeugt mit ihren praktischen Seiten, dem großen Motorenangebot und ihrer Zuverlässigkeit. Der gute Ruf hat aber auch Nachteile, ein Schnäppchen ist die B-Klasse als Gebrauchtwagen nicht. Für ältere Modelle werden rund 10.000 Euro fällig. Bei günstigeren Fahrzeugen (ab rund 6000 Euro) handelt es sich oft um ehemalige Taxi-Fahrzeuge mit hoher Laufleistung. (SP-X)

Keine Beiträge vorhanden