Die Stellantis-Geschwister haben vorgelegt, nun zieht Fiat mit dem Doblò nach. Den Hochdach-Kombi gibt es ausschließlich elektrisch.
Minivans, MPV (Multi Purpose Vehicle) oder Hochdachkombis, egal wie die kleinen Kastenwagen auch genannt werden, sie erfreuen sich vor allem bei jungen Familien, aber auch bei Paaren mit viel Freizeitaktivitäten großer Beliebtheit. Vielseitigere und praktischere Autos im Kompaktsegment wird man nicht finden.
Lange im Geschäft ist Fiat mit dem Doblò. Bislang aber steckte unter der Haube entweder ein Diesel- oder Benzinmotor. Mit der neuen, mittlerweile fünften Generation des Doblò zogen die Italiener – zumindest, was die Pkw-Variante betrifft – einen Schlussstrich. Es gibt den kantigen Kollegen nur noch elektrisch, als E-Doblò. Lediglich für die gewerbliche Transporter-Versionen lässt Fiat die Verbrenner-Option bestehen. Wohl ein letztes Mal. Ab 2024 will Fiat in Europa alle neuen Modelle mit elektrischem Antrieb anbieten. 2027 soll dann die gesamte Palette elektrisch sein.
Stellantis-Plattform mit 100 kW
Der neue E-Doblò teilt sich die Plattform mit seinen Stellantis-Konzernbrüdern von Citroën, Peugeot und Opel. Jede Marke setzt auf das Chassis eine leicht veränderte Karosserie mit individuellen Design-Details. Technisch gibt es keine Unterschiede. So treibt den E-Doblò der gleiche 100 kW (136 PS) starke Elektromotor an. Seine 260 Newtonmeter Drehmoment stehen elektrotypisch aus dem Stand heraus zur Verfügung. Das macht den E-Doblò zu einem souverän zu fahrenden Gesellen, weit besser als das bislang jeder Verbrennungsmotor konnte. Zum fast lautlosen Dahingleiten kommt ein für die Klasse außergewöhnlich guter Federungskomfort. Nie fuhr sich dieses Fiat-Modell angenehmer.
Ob ein Hochdachkombi unbedingt ein Drive-Mode-Schalter für die Einstellungen Eco, Normal und Sport benötigt, sei dahingestellt. Aber das Feature gehört zum Stellantis-Baukasten, es stand quasi kostenlos zur Verfügung. Der Modus Eco verlängert durch die Reduzierung der Motorleistung zwar etwas die Reichweite, man spürt aber die schwächere Beschleunigung deutlich. Am meisten Fahrfreude kommt da natürlich mit der Stellung Sport auf. Nur hier stehen auch die vollen 100 kW zur Verfügung.
Akku für offizielle 282 Kilometer
Im Boden des E-Doblò – es gibt ihn gegenüber der Transporter-Version nur mit einem Radstand – steckt ein Akku mit einer Kapazität von 50 kWh. Das soll für 282 Kilometer am Stück reichen. Fiat sagt, es wäre die größte Reichweite im Segment. Erfahrungsgemäß bedeutet dieser WLTP-Wert im Alltag gute 200 Kilometer, was längere Ausflüge mit der Familie zu einer geduldigen Angelegenheit werden lassen kann. Denn an Schnellladesäulen fließt Gleichstrom mit maximal nur 100 kW in die Batterie. Immerhin: In 30 Minuten sollen 80 Prozent der Kapazität wieder bereitstehen.
Autos wie der Doblò, ob elektrisch oder konventionell angetrieben, kommen ursprünglich aus der Nutzfahrzeugsparte. Emotionales Design spielt hier eine untergeordnete Rolle. Und so genießen Fahrer dieser Hochdachkombis natürlich nicht den coolen Auftritt, wie es mit manch einem SUV möglich wäre. Doch dafür ist der Doblò ungemein praktisch und vielseitig. Die beidseitig hinteren Schiebetüren erleichtern den Ein- und Ausstieg sowie die Montage eines Kindersitzes. Hinter den Rücksitzlehnen stehen üppige 775 Liter an Kofferraumvolumen zur Verfügung – gerechnet bis zur Höhe der Hutablage. Für ein 4,40-Meter-Auto ein sensationeller Wert. Noch besser wird es, sobald die drei hinteren Lehnen flachliegen. Der E-Doblò könnte jetzt notfalls den Umzugshelfer spielen, sein Laderaum fasst bis zu drei Kubikmeter. Kleines Manko: Die Heckklappe öffnet nur bis knapp 1,80 Meter lichte Höhe. Größere Erwachsene laufen Gefahr, mit der Stirn gegen das Schloss zu stoßen.
Der E-Doblò ist ab sofort bestellbar. Es gibt ihn allerdings anfangs nur in der sogenannten „Launch-Pack“-Ausstattung. Enthalten ist unter anderem ein recht umfangreiches Sicherheitspaket, zu dem Spurhalte-Assistent, Rückfahrkamera, Verkehrszeichenerkennung, Aufprallwarnung und Lichtautomatik gehören. Der Preis startet bei 41.500 Euro. Da es kaum möglich sein wird, den E-Doblò noch in diesem Jahr zugelassen vor der Tür stehen zu haben, sollte man sich vorsorglich schon mal mit dem geringeren Förderbetrag (gültig ab 1.1.2023) vertraut machen. Statt der früheren 9.570 Euro brutto sind es dann 7.177,50 Euro. (SP-X)