Honda Civic: Ein Herzensbrecher wird 50

Honda Civic: Ein Herzensbrecher wird 50
Mehr als 27 Millionen Civic hat der japanische Hersteller Honda in 50 Jahren weltweit verkauft. © Honda

Der Honda Civic ist eine Erfolgsstory – und das nun seit 50 Jahren. Seither hat sich das Stadtauto mehr als 27 Millionen Mal verkauft.

Dem Namen nach gibt sich der Honda Civic – symbolisch für „car created for citizens and cities” – als braves, bürgerliches Stadtauto und doch besaß er von Beginn an alle Anlagen eines Brandstifters. Der wahlweise auch mit Mini-Ladeluke und „Hondamatic“-Getriebeautomatik ausgestattete knuffige Japaner eroberte zuerst die Herzen der weltoffenen Kalifornier und von dort den Rest der USA.

Studenten, Hausfrauen und Großstädter goutierten gleichermaßen die niedrigen Verbrauchswerte, das markante, in spacigen 70er-Jahre-Farben inszenierte Design, aber auch den revolutionär schadstoffarmen und sparsamen CVCC-Magermischmotor. Bis 1983 erfüllte er sogar ohne Abgaskatalysator die strengen US-Abgasnormen.

Vorreiter bei Technologie

Das waren zukunftsweisende Features, die in dieser Fülle nicht einmal der erst zwei Jahre später debütierende und äußerlich deutlich größere VW Golf bot. In Europa sorgte erst die zum Modelljahr 1980 eingeführte zweite Civic-Generation für großen Wirbel in den Zulassungsstatistiken. Diesen sogenannten „Super-Civic“ gab es nun auch als Kombi sowie Stufenhecklimousine (Ballade genannt) und erstmals „made in Europe“, weil British Leyland den Ballade mit Triumph-Acclaim-Badges ausstattete.

Die zweite Generation des Honda Civic kam 1979 auf die Straße. Foto:Honda

Schon seit Anfang der 1980er hatte sich der Civic als Designjuwel unter den Kompakten etabliert. Ein Schmuckstück, das nie billig war, aber Avantgarde verkörperte. Sei es als Dreitürer im gewagten Stil eines Shootingbrakes (Civic Generationen III bis V), als Van-Vorreiter Civic Shuttle von 1983 oder als schnelles dreitüriges CRX Coupé, das einen wahren Hype japanischer Bonsai-Sportler initiierte.

Civic Typ-R kam 2001

Der 3,75 Meter kurze, keilförmige CRX erfüllte auf der IAA in Frankfurt 1983 den jüngsten Traum des Autobauers und leidenschaftlichen Racers Soichiro Honda: Wie schon der 1963 am selben Ort enthüllte Roadster S 500 lud der neue Kraftzwerg die Marke Honda emotional auf – und holte dort Erfolge, wo andere scheiterten.

Auf der Klaviatur der Emotionen spielt zudem seit 2001 der Civic Type-R. Ein Hochleistungsathlet, der durch atemberaubende Drehfreudigkeit (8.000 Touren) und Tempo (bis 272 km/h Vmax, weil keine Abregelung wie bei Golf GTI & Co.) Kultstatus erlangt hat. Technisch spektakulär war zudem der Civic Nummer sieben, der ab 2003 in Hybridversion IMA als erster Kompakter den Toyota Prius herausforderte. Allerdings arbeitete der Elektromotor im IMA nur unterstützend zugunsten gesteigerter Fahrdynamik, vollkommen emissionsfrei fahren konnte dieser eigenwillige Civic nicht.

Achter Civic mit spacigen Formen

Die neue Generation des Honda Civic setzt auf eine elegantes Design. Foto: Honda

Futurismus wie aus einem Science-Fiction-Film verkörperten die spacigen Formen des 2005 vorgestellten achten Civic, der damit ebenso reüssierte wie die 2011 folgende neunte Civic-Auflage. Weltweit wurde so die 20-Millionen-Marke genommen, aber in Europa und Deutschland verfingen Honda-Modelle zunehmend weniger. Der globale Gigant – Honda ist heute sechstgrößter Hersteller – befand sich in der Alten Welt auf Schrumpfkurs, und das konnte der Civic nicht stoppen.

2016 debütierte die zehnte Ausgabe des Civic noch in Paris, der Metropole modischer Trends. Nummer elf wurde dagegen zuerst 2021 in Nordamerika und Japan gezeigt und seitdem dort gebaut, aber die europäische Civic-Community bleibt den Japanern wichtig: Zum 50. Geburtstag der Modellreihe startet im kommenden Herbst der Import des elften Civic aus Nippon. Alles wie am Anfang, und der Samurai bleibt für Überraschungen gut. (SP-X)

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