Benelli 502C: Exzentrischer Power-Cruiser

Benelli 502C: Exzentrischer Power-Cruiser
Mit der 502C bietet Benelli nun auch einen exzentrisch aussehenden Cruiser. © Jörg Künstle

Benelli versucht wieder verstärkt ins Rampenlicht zu kommen. Nun präsentiert der Hersteller die 502C.

Vor 110 Jahren gegründet, aber längst ist Benelli in der Hand chinesischer Investoren, versucht die in Italien verwurzelte Marke mit viel Engagement, ihre Angebotspalette zu verbreitern.

Neben der hochbeinigen TRK 502, vergangenes Jahr meistverkauftes Motorrad in Italien, gibt es einige weitere Modelle sowie einen exzentrisch aussehenden Cruiser. Er heißt 502C und gehört ebenfalls in die Halbliter-Kategorie. Mit demselben Motor wie die beiden Modelle TRK 502 und TRK 502X ausgerüstet, darf die 6000 Euro teure 502C dank ihrer Motorleistung von 48 PS mit dem Führerschein A2 gefahren werden.

Bulliger Auftritt

Mattschwarz lackiert, wirkt das Halbliter-Motorrad mit dem mächtigen Tank von der Seite und von schräg vorne richtig bullig. Die schräge Massenverteilung der Benelli 502C – vorne fast alles, hinten ein extrem kurzes, freischwebendes Heck, also fast nichts – erinnert an die markante Ducati Diavel, den ungewöhnlichen, gut 160 PS starken Power-Cruiser aus Bologna. Für den Preis der Benelli bekäme man bei Ducati allerdings wohl kaum mehr als den 1,3 Liter-Motor der Diavel.

Der große LED-Scheinwerfer mit insektenartigem Tagfahrlicht sowie Projektionslinse im unteren Bereich der Benelli ist genauso exzentrisch gestaltet wie die Seitenansicht des Halbliter-Bikes mit der ansehnlichen Gitterrohr-Rahmenkonstruktion. Auch der markante Doppel-Endschalldämpfer mit dem sympathischen Sound sticht ins Auge. Man muss ein gesundes Selbstvertrauen haben, um mit diesem unübersehbaren Motorrad am Bikertreff vorzufahren.

Reihen-Twin mit ausreichend Leistung

Dorthin kommt man ausgesprochen angenehm: Der Reihentwin ist ein munterer Geselle, dreht flott und bietet gleichzeitig genug Leistung, um ihn nicht ständig ausquetschen zu müssen. Dabei ist der Benzinkonsum als maßvoll zu bezeichnen: Man kann bei gelassener Fahrt durchaus mit unter vier Litern 100 Kilometer weit fahren.

Nur bei forciertem Einsatz ist mit Werten von etwa 4,5 Litern zu rechnen. Der vergleichsweise riesige 21.5 Liter-Tank ermöglicht enorme Reichweiten: In der Praxis sind leicht 400 Kilometer drin, bis die Reserveleuchte anspringt.

Gutmütiges Fahrverhalten

Das Fahrverhalten der 220 Kilo wiegenden Benelli ist gutmütig, die montierten Pirelli-Reifen vom Typ Angel GT passen prima zum Fahrwerk. Deren Fähigkeiten werden aber nur selten voll genutzt, verleitet doch die Sitzposition auf der Benelli mit den ziemlich weit vorne montierten Fußrasten meist zu gelassener Fortbewegung.

In ihrem Element ist diese Benelli beim gleitenden Fahren auf sanft geschwungenen Stecken. Von Vorteil ist es, das hintere Federbein nicht zu kräftig vorzuspannen; solches Tun beantwortet die 502 C mit harten Reaktionen. Dank eines für Cruiser reichlichen Federwegs von fast 13 Zentimetern sollte für jeden Geschmack eine Einstellung zu finden sein.

ABS regelt gut

Großzügig ist auch die Bremsanlage ausgelegt: Die beiden radial angelenkten Vierkolben-Bremssättel im Vorderrad sind mit zwei 28 Zentimeter messenden Bremsscheiben kombiniert und sorgen jederzeit für angemessene Verzögerung; die hintere Einscheibenbremse arbeitet tapfer mit. Das ABS regelt unaufgeregt, wenn’s denn mal nötig ist. Die Benelli 502C ist als Zweisitzer zugelassen. Auf dem miniaturkleinen Heckpolsterchen Platz zu nehmen entspricht allerdings einer Mutprobe.

Mehr als in der 6.000 Euro-Klasse unbedingt nötig offeriert die 502C bei der Instrumentierung: Das bunte TFT-Display schaut gut aus und bietet mit Geschwindigkeits-, Drehzahl- und Ganganzeige sowie Angaben von Kühlmitteltemperatur, Benzinstand und Uhrzeit ausreichende Informationen. Der Knopf zur Aktivierung der beiden Tageskilometerzähler ist griffgünstig am Lenker positioniert.

Sitzhöhe von 77 Zentimeter

Das Fahrverhalten der 220 Kilo wiegenden Benelli 502C ist gutmütig. Foto: Jörg Künstle

Der Umgang mit dem Halbliter-Cruiser ist auch deshalb angenehm, weil die Sitzhöhe mit 77 Zentimetern selbst kleiner gewachsenen Personen sicheren Stand vermittelt. Die kuhlenartige Sitzposition hinter dem fetten Tank und dem sehr breiten Lenker ist zwar gewöhnungsbedürftig, aber auf nicht allzu langen Etappen durchaus bequem.

Mit der 502C verlässt Benelli jene Segmente, in denen Erfolge berechenbar erscheinen. Wer für ihre außergewöhnliche Erscheinung Zuneigung entwickelt und lieber gleitet als aufgeregt durch die Gänge hastet, findet dank des angenehmen, keineswegs schwächlichen Motors und ihrer speziellen Optik mit der 502C eine für Aufsehen sorgende Begleiterin. Deren Produktion in China schlägt sich für Käufer vorteilhaft nieder: Für 6.000 Euro gibt’s viel Motorrad fürs Geld. Inklusive reichlich Aufmerksamkeit von Passanten am Straßenrand sowie Sofortkontakt an jeder Tankstelle. Fast schade, dass man so selten tanken muss. (SP-X)

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