Honda ADV 350: Kantiger Auftritt in der Mittelklasse

Honda ADV 350: Kantiger Auftritt in der Mittelklasse
Mehr Abenteuer in der Mittelklasse verspricht die neueste Roller-Option von Honda © Honda

Beim ADV 350 kreuzt Honda den Adventure-Besteller X-ADV mit der Automatik-Technologie der Scooterwelt. Ein kluger Schachzug.

Honda verstärkt seinen Auftritt in der Roller-Mittelklasse: Nach dem Großradler SH 350 und dem Tourenroller Forza 350 kommt mit dem ADV 350 ein Vehikel, das Merkmale des hauseigenen Adventure-Bestsellers X-ADV mit der Automatik-Technologie der Scooterwelt kreuzt. Dies erscheint mit Blick auf Hondas eigene Verkaufsstatistik ein durchaus geschickter Schachzug zu sein, denn der X-ADV war im letzten Jahr das europaweit bestverkaufte Motorrad des japanischen Herstellers.

Entsprechend lehnt sich der ADV in seiner abenteuerlustigen Erscheinung stark an den 2016 vorgestellten SUV-Scooter an, seine sehr kantige Formensprache entstammt dem gleichen Honda Designcenter in Rom. Unter den Kunststoffteilen herrscht jedoch eine komplett andere Welt. Statt des Zweizylinders mit Doppelkupplungsgetriebe wird der ADV von einem flüssigkeitsgekühlten Einzylinder-Vierventiler angetrieben, der seine Kraft rollertypisch über eine CVT-Variomatik mit Fliehkraftkupplung ans Hinterrad transferiert.

Großzügige Polsterung

Das Vier-Wege-Element am linken Lenkerende ist gut zu bedienen. Foto: RKM

Auch die Unterbringung der Besatzung fällt artgemäß aus. Trotz des relativ hohen Mitteltunnels gelingt das Aufsitzen in nicht einmal 80 cm Höhe problemlos, das großzügige Polster mit der starken Stufe zum Soziussitz bietet Hinterteilen jeglichen Formats guten Halt. Mit aufrechtem Oberkörper langt es sich an die konifizierte Lenkstange, die Füße finden eine aktive Stellung auf dem schmalen Trittbrett. Die alternative lässige Ablage gegen den Bug ist für Schuhe ab Größe 42 aber zu eng. Insgesamt ergibt sich eine innige Verbindung zum ADV, gut für eine engagierte Fahrweise ohne Einbußen beim Komfort.

Für die entsprechende Fahrdynamik sorgt ein Single mit 330 Kubikzentimeter Hubraum, der schlüssellos über einen zentralen Bedienknopf im Bug aktiviert wird. Maximal stellt das Aggregat 29 PS und ein Drehmoment von kräftigen 31,5 Nm bereit. Hier braucht der Fahrer nur Gas zu geben, den Rest erledigt die automatische Kraftübertragung. Zum Überholen auf der Landstraße genügt dem durchzugsstarken Mittelklasse-Scooter ein beherzter Handgelenkdreh, schon sind vierrädrige Hindernisse Geschichte. Das Triebwerk entfaltet seine Kraft äußerst gleichmäßig bei besten Manieren und umweltschonendem Umgang mit den Ressourcen mit 3,4 Liter auf 100 Kilometer Fahrstrecke. Nur im Stadtgewühl an der Ampel könnte der Antritt durchaus etwas lebendiger ausfallen.

Dank üppiger Federwege komfortabel

Unter der auf Tastendruck öffnenden Sitzbank stehen großzügige 48 Liter Stauraum zur Verfügung. Foto: RKM

Über die Landstraße schwingt der mit 186 Kilo nicht übermäßig schwere Honda-Roller souverän und dank rolleruntypisch üppiger Federwege auch ausgesprochen komfortabel. Selbst voll ausgefahren bis zur Höchstgeschwindigkeit gibt sich das Fahrwerk keine Blöße. Auf moderat grobstolligen Reifen vom Typ Metzeler Karoo Street, vorn in 15 Zoll, hinten im 14-Zoll-Format, biegt der ADV ausreichend handlich um alle möglichen Radien. Nur auf schattigen, feuchten Abschnitten könnten die Gummis noch mehr Grip aufbauen.

Hier kommt Hondas Traktionskontrolle ins Spiel, die schädliche Drehmomentspitzen auf losem oder nassem Untergrund kappt. Beim ADV stehen zwei unterschiedlich starke Eingriffsprogramme zur Verfügung, für den Einsatz auf unbefestigten Wegen lässt sie sich sogar ganz ausschalten. Tadellos gelingt auch die Bremskraftübertragung. Je eine Scheibenbremse vorn und hinten, mit spät regelndem ABS bewehrt, verzögern das Gefährt sehr knackig und gut dosierbar.

Sprachsteuerung für Android-Modelle

Hinter der vierfach um 13,3 Zentimeter höhenverstellbaren kleinen Scheibe – geht nur im Stand, allerdings ohne Werkzeug und vom Fahrersitz aus – genießen Oberkörper und Helm guten Wind- und Wetterschutz, die unteren Extremitäten indes sehen sich vom Fahrtwind schnell ausgekühlt –  eine Folge der zerklüfteten, schmalen Verkleidung und des knappen Trittbretts. Direkt hinter dem Windschild sitzt das neue LC-Display, das seine umfangreichen Informationen gut ablesbar darbietet und via Honda Smartphone Voice ControlSystem über eine Sprachsteuerung Telefonanrufe und Musikhören ermöglicht – allerdings nur für Android-Modelle. Zur Steuerung befindet sich ein logisch und intuitiv bedienbares Vier-Wege-Element am linken Lenkerende, wo auch eine separate Taste zur Bedienung der Traktionskontrolle sitzt.

Unter der auf Tastendruck geöffneten Sitzbank stehen großzügige 48 Liter Stauraum zur Verfügung, ein tiefes Handschuhfach im Bug mit 2,5 Liter Volumen und USB-C-Ladebuchse ergänzen das Angebot. Rundum leuchten LEDs inklusive der Blinker, die bei Notbremsungen den rückwärtigen Verkehr mittels automatischer Warnblinkfunktion informieren. Mit 6.500 Euro sortiert sich der „New Urban Adventure“-Roller zwischen dem Forza 350 (6.700 Euro) und dem SH (6.300 Euro) ein. Sein höchst individueller Auftritt, doch noch mehr das famose Fahrwerk machen den ADV zu einem willkommenen Neuzugang. (SP-X)

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