Viel Gleichstrom klingt erst mal nach viel Power. Im Alltag entscheidender ist allerdings der Verlauf der Ladekurve.
Die maximal mögliche Ladeleistung eines E-Autos ist nur die halbe Wahrheit. Wer wirklich wissen will, wie flott der Stromvorrat an der DC-Säule aufgefüllt wird, sollte die Ladekurve seines Fahrzeugs kennen. Sie hilft bei der Wahl der richtigen Ladestrategie.
Prinzipiell wäre es natürlich wünschenswert, dauerhaft mit möglichst hoher Leistung zu laden. Allerdings steigt dabei die Temperatur in den Zellen, was den Akku schädigen kann. Das Batteriemanagement-System soll das durch die intelligente Regelung des Ladevorgangs verhindern. Wie genau die Leistung über die Zeit beziehungsweise den steigenden Akku-Ladestand gesteuert wird, hängt vom Batterietyp und von der Philosophie des Herstellers ab.
Trägt man Leistung und Ladestand auf x- und y-Achse eines Graphen ein, erhält man die Ladekurve. Grundsätzlich gibt es zwei typische Arten: die Gipfelstürmer- und die Plateau-Kurven. Erstere erreichen relativ schnell eine hohe Ladeleistung, die aber auch bald wieder ebenso rasant absinkt. Im zweiten Fall bleibt die Leistung lange Zeit konstant und nimmt erst bei hohem Füllstand langsam ab. Beide Kurven brechen spätestens bei 80 Prozent Ladestand noch einmal deutlich ein – kurz bevor der Akku voll wäre. Vor allem bei kleineren Batterien kann das auch schon recht früh der Fall sein.
Ab 80 Prozent dauert’s sehr lange
Wer weiß, welche Philosophie das eigene Auto verfolgt, kann seine Ladegewohnheiten daran anpassen. Bei einem Gipfelstürmer-Modell etwa lohnt sich vor allem kurzes Aufladen, um den hohen Ausschlag bei sehr niedrigem Akkustand mitzunehmen. Clever ist es in solch einem Fall, bei Zeitnot erst bei einem Ladestand unter 20 Prozent an den Schnelllader zu fahren. Bei einem Plateau-Modell hingegen ist der noch vorhandene Energievorrat eher zweitrangig, solange er deutlich unter 80 Prozent liegt. Das Laden erfolgt in jedem Fall mit der gleichen Leistung. Eine weitere Erkenntnis, die sich aus der Kurvendiskussion ergibt: Oberhalb von 80 Prozent ist das Weiterladen nur etwas für Menschen mit sehr viel Zeit. Denn die dann noch mögliche Leistung tendiert gegen null.
Wer eine Ladekurve selbst erstellen will, muss in der Regel mitschreiben, was die Ladesäule über die aktuelle Leistung und den Füllungsgrad verrät. Einfacher ist es, im Internet nach der Kurve für das eigene Fahrzeug zu suchen. In E-Auto-Foren, bei Fahrzeugherstellern und Ladestromanbietern findet man für viele Modelle eine passende Grafik. (SP-X)