Reifen für Elektroautos: Nicht nur Reichweite zählt

Reifen für Elektroautos: Nicht nur Reichweite zählt
Der BMW I3s ist mit 184 PS unterwegs. Das sind 14 PS mehr als beim i3. © Mertens

Reifen für Elektroautos unterscheiden sich von denen für Verbrenner. Im Regelfall sind sie für mehr Reichweite optimiert.

Kurz vor dem Wechsel von Winter- auf Sommerreifen sollte sich Fahrer eines E-Autos Gedanken machen, was für ein Reifen für sie in Frage kommt. Besitzer von konventionell angetriebenen Fahrzeugen können bei der Wahl ihrer Sommerpneus auf ein großes Angebot zurückgreifen, doch worauf achten Fahrer von batterieelektrischen Fahrzeugen oder Plug-in-Hybriden?

Aufgrund des höheren Gewichts der E-Autos durch die Batterie-Packs benötigen die Reifen eine stärkere Karkasse. Außerdem verfügen die Pneus über eine besondere Laufflächenmischung sowie ein optimiertes Profildesign. Damit soll der Reifen dem kraftvollen, direkt beim Anfahren anliegenden Drehmoment der E-Motoren standhalten und so verhindern, dass es zu einer schnellen Profilabnutzung kommt.

Abrollgeräusche reduzieren

Eine weitere Herausforderung an die Reifenentwickler besteht darin, die Abrollgeräusche zu reduzieren. Da die E-Motoren deutlich leiser sind als Benziner- oder Dieselaggregate, nimmt der Fahrer das Reifengeräusch besonders gut wahr. Wie leise ein Reifen ist, zeigt das EU-Reifen-Label, das auf jedem Reifen – ähnlich wie bei Elektrogeräten – aufgeklebt ist. Die Geräuschemission wird anhand von symbolisierten Schallwellen (bis drei) dargestellt. Besonders leise Pneus haben nur eine Schallwelle.

Reifen für E-Autos lassen sich vereinfacht in zwei Kategorien teilen. Bei sportlichen und leistungsstarken Modellen wie Porsche Taycan oder Tesla S geht es um Beschleunigung, Bremsen, Höchstgeschwindigkeit und sportive Fahrerlebnisse. Die Pneus für diese Fahrzeuge sind folgerichtig Ultra-High-Performance-Produkte. Reichweitenoptimierung steht hier nicht im Mittelpunkt.

Auf die Reichweite kommt es an

Anders sieht es bei batterieelektrischen Fahrzeugen wie etwa BMW i3, Nissan Leaf, Renault Zoe, Opel Corsa e, Kia Soul, Hyundai Kona oder dem im Sommer debütierenden VW ID.3 aus. Hier geht es nicht um Rennstreckentauglichkeit oder um hohe Geschwindigkeiten. Zu den wichtigsten Kriterien zählt die Reichweitenoptimierung.

Spezielle E-Reifen werden zum Beispiel als sogenannte „tall and narrow“-Reifen, also hoch und schmal ausgeführt. Hier reduziert zum einen die geringe Breite den aerodynamischen Luftwiderstand, zum anderen wird durch die größere Dimension der Rollwiderstand verbessert. Zudem gibt es Reifen, die als Leichtlaufreifen klassifiziert sind. Sie bieten aufgrund ihrer speziellen Laufflächenmischung einen besonders niedrigen Rollwiderstand und sollen dazu beitragen, bis zu 15 Prozent mehr Reichweite zu verwirklichen. Sie erkennt man an einer A-Wertung beim Reifenlabel. Käufer sollten jedoch darauf achten, dass der Reifen außerdem über gute Noten beim Kriterium Nasshaftung verfügt.

Auch eine andere Fahrzeuggattung setzt auf Elektrifizierung: leichte Nutzfahrzeuge. Die elektrischen Varianten von zum Beispiel Iveco Daily, VW Crafter, Renault Master und Mercedes Sprinter sollen dazu beitragen, dass die Hersteller ihre CO2-Vorgaben erreichen und zielen auf Flottenmanager, die mittels eines elektrifizierten Nutzfahrzeugfuhrparks gegen innerstädtische Fahrverbote gewappnet sein wollen.

Keine spezielle Reifen für E-Transporter

Auch die eine Nummer kleinere Nutzfahrzeugklasse um Mercedes Vito, VW Transporter oder Opel Vivaro fährt zunehmend auch elektrisch. Allerdings sind die reinen Stückzahlen selbst im Vergleich zu dem jetzt anziehenden E-Pkw-Markt gering. Im vergangenen Jahr verkaufte etwa Mercedes in Deutschland knapp 140 elektrische Vito, vom konventionell angetriebenen Transporter waren es rund 11.800 Einheiten. So wundert es nicht, dass die Reifenhersteller noch keinen speziellen Reifen für elektrische Transporter im Angebot haben.

Im Sommer wird es vom Mercedes Vito auch den e-Tourer geben. Foto: Daimler

Reifen für Nutzfahrzeuge müssen vor allen Dingen robust, langlebig und für das hohe Gesamtgewicht ausgelegt sein. Das ändert sich auch nicht bei den Anforderungen für die Stromervarianten. Auch das Mehrgewicht durch die Batterien fällt weiter nicht negativ auf, wird es doch durch die entsprechend geringere Zuladung ausgeglichen. Reifenkäufer können jedoch auf den Rollwiderstand achten.

Gute Rollwiderstandswerte

So bietet etwa Michelin mit dem gerade vorgestellten und ab April erhältlichen Agilis 3 einen Pneu an, der sich aufgrund guter Rollwiderstandswerte auch für den Einsatz in elektrischen Nutzfahrzeugen eignet. Der Reifen hat zudem im Vergleich zum Vorgänger im Schnitt ein Kilogramm Gewicht eingespart, was unter anderem den Zuladungswerten eines E-Transporters zugutekommt und den Verbrauch reduziert. Zudem soll der Pneu auch durch Langlebigkeit punkten sowie bis zu einer Profiltiefe von 1,6 Millimetern gute Bremsleistung auf nasser Fahrbahn ermöglichen.

Mit der zunehmenden Elektrifizierung von Pkw und Transportern wird das Angebot größer und vielfältiger, sowohl für Sommer-, Winter- als auch Ganzjahresreifen. (SP-X)

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